AFRIKA/MADAGASKAR - Opposition will die Provinzen mobilisieren; dadurch allerdings Möglichkeit von ethnischen und Stammes-Rivalitäten

Dienstag, 15 September 2009

Antananarive (Fidesdienst)- Die Koalition der 3 Parteien, die sich gegen den Leader der Hohen Übergangsbehörde Madagaskars, Andry Rajoelina stellt, hat den Beginn einer “Informationskampagne” in den verschiedenen Regionen der Insel angekündigt.
“Von dieser Woche an werden wir Versammlungen in den Provinzen organisieren”, erklärte Ex-Präsident Albert Zafy, der derzeit Sprecher der Koalition ist, zu der auch die beiden anderen Ex-Präsidenten Marc Ravalomanana und Ratsiraka gehören. “Wir müssen der Bevölkerung die Realität erklären, denn sie erhält nur unzureichenden Informationen. Der Zugang zu den Medien ist nach wie vor begrenzt”, fügte Zafy kurz vor seiner Reise in die Region Sava, im Norden des Landes, hinzu.
“Es verwundert nicht, dass der Ex-Präsident seine Informationskampagne in Sava beginnt, das ja seine Geburtsstadt und sein Wahlkreis ist,” erklärt eine Quelle von Radio Don Bosco, der wichtigsten Radiostation Madagaskars, gegenüber Fides.
“Mit dieser Bewegung will die Koalition, die sich Ratsiraka widersetzt, die Regionalkarte ausspielen, die in Wirklichkeit eine ethnische und Stammes-Karte ist. Im Lande ist diese Art von Bindung noch sehr stark und wird von den Politikern skrupellos zur Machteroberung ausgenutzt. Es ist aber ein gefährliches Spiel, das fatale Konsequenzen haben kann.”
Zafy ist der einzige der drei ehemaligen Präsidenten, der sich tatsächlich auf der Insel befindet; Ratsiraka lebt im Exil in Frankreich und Ravalomanana befindet sich in Südafrika. “In diesem Augenblick sind die drei vereint in dem Versuch Rajoelina auszuschalten; aber es ist auch klar, dass – sobald dieses erste Ziel erreicht sein wird – ein Kampf um die Macht unter ihnen ausbrechen wird. Bedauerlicherweise scheint niemand an den echten Belangen der Insel Interesse zu zeigen”, sagt die Quelle Fide gegenüber.
Sowohl Rajoelina als auch die Koalition der 3 ehemaligen Staatsoberhäupter hatten im August die Maputo-Vereinbarungen unterzeichnet, die die Bildung einer nationalen Einheits-Regierung als Übergangslösung vorsieht mit der Verpflichtung innerhalb von 15 Monaten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen einzuberufen. In der Folge von Kontrasten über die Aufteilung der Hauptämter in der neuen Regierung hatten Rajoelina und sein Premierminister Monja Roindefo eine einseitige Exekutive geschaffen, die die Wahlvorbereitungen entsprechend den Maputo-Vereinbarungen treffen sollte. Die neue Regierung ist jedoch nicht von der internationalen Gemeinschaft anerkannt worden, während die Afrikanische Union ein Ultimatum gestellt hat, damit in die Exekutive auch Vertreter der anderen Unterzeichner der Vereinbarung aufgenommen würden. “Das Ultimatum endet am 16. September. Die Madegassen erwarten resigniert neue Sanktionen, die die ohnehin schon sehr arme Bevölkerung noch ärmer machen werden”, erklärt die Fides-Quelle. “Zu den am meisten gefürchteten Maßnahmen gehört die Widerrufung des Abkommens AGOA (Africa Growth Opportunity Act), dank dessen einige, in sog. Freizonen auf der Insel errichtete lokale Betriebe Textilerzeugnisse in die USA zu vorteilhaften Steuer- und Zollbedingungen exportieren. Wenn das Abkommen widerrufen werden sollte, wären 100.000 Arbeitsplätze in Gefahr”, sagt die Fides-Quelle weiter.
“ Heute Abend werden der Führer der Ravalomanana-Partei und Premierminister Monja Roindefo eine Diskussion führen, die im Fernsehen und im Radio direkt übertragen wird. Es geht dabei um den Beginn eines Dialogs zwischen den beiden Hauptakteuren der madegassischen Krise. Wir erinnern daran, dass der Zwist zwischen Rajoelina und Ravalomanana begonnen hatte. Es war ein großer Fehler, dass die internationale Gemeinschaft in die Maputo-Verhandlungen auch Ratsiraka und Zafy einbezogen haben, denn dies hat die Lage nur noch komplizierter gemacht und gleichzeitig die anderen 56 Parteien, die nicht an den Verhandlungstisch geladen worden waren, verärgert. Bedauerlicherweise scheinen alle politischen Kräfte lediglich an der macht und nicht am wohl der Bevölkerung interessiert zu sein.” (L.M.) (Fidesdienst 15/9/2009)


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