VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Der Staat ist nicht Herr des Lebens

Donnerstag, 10 September 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Mit der Wiederaufnahme der Parlamentsarbeit in Italien wurde auch die Diskussion um das sog. “biologische Testament” wieder aufgenommen, das wir lieber “Testament des Lebens” nennen möchten. So ist die Schaukel der Gleichgewichte (bzw. der Ungleichgewichte) wieder ins Schwingen gekommen zwischen denjenigen, die behaupten, der derzeitige Gesetzesentwurf sei “viel zu klerikal” und denen, die ihn im Gegenteil für ausgewogen und der Menschenwürde hinreichend angemessen beurteilen.
Zunächst ist hier vorab etwas Grundlegendes zu klären: das Leben in den Rahmen eines Gesetzes zu zwängen ist stets sehr komplex und heikel und nie politischen Parolen oder sozialen Emotionen zu unterwerfen. Zudem ist man zu dieser Normgebung ausschließlich durch die von der Medizin ermöglichten neuen technisch-wissenschaftlichen Umstände gezwungen und vor allem durch die “Todesstürme”, die über unser Land hereinzubrechen scheinen. Stürme, die es dringlichst und tunlichst einzudämmen gilt.
Jedweder Staat, der nicht totalitär werden will, muss es akzeptieren, dass er im Dienst des Menschen steht und Ausdruck der Gesellschaft ist, also niemals über ihnen steht, sondern immer und überall nur zum Schutz der Integrität und der Würde eines jeden Menschenwesens da ist. Der Staat ist nicht Herr des Lebens, das für die Gläubigen eine Gabe des Schöpfers ist und für die Nicht-Gläubigen nach wie vor ein Geheimnis bleibt. Das Leben ist von Anderem “gegeben”, und niemand steht an seinem Anfang und niemand ist Autor seines eigenen Lebens. In diesem Sinne wird die absolute Ablehnung jeglicher Willkür, in erster Linie die seitens des Staates gefordert.
Einzig rechtmäßig ist in diesem Sinn ist die Verteidigung des Lebens und jede Handlung um seinen absoluten und unverfügbaren Wert zu wahren, seine Würde zu schützen, seine Entwicklung zu unterstützen – auch und vor allem dort wo es sich Erfahrungen von “verletztem Leben” ausgesetzt sieht, das sich zwar nicht vollständig ausdrücken kann, immer aber doch Leben bleibt.
Wir und Viele mit uns glauben, dass der Mensch Vieles andere aufhören muss zu tun, bevor er aufhört sich um diejenigen zu kümmern, die es am meisten nötig haben! Eine Gesellschaft, die als zivilisiert gelten will, hat die Pflicht und das recht vom Staat, der sie vertritt, zu fordern, dass seine Gesetzgebung stets den Grundsatz “favor vitae” berücksichtigt, nach dem das Leben immer und in jedem Fall “die Gunst des Gesetzes” genießt und genießen muss.
Anstatt sich damit zu befassen, wie es zu erlauben sei, dass leidende Menschen straflos getötet werden können, sollte das Gesetz lieber angemessene Strukturen vorsehen, die solche Personen aufnehmen; großzügige Geldmittel für Pflegepersonen, die auf einen eigenen Beruf , auf ein eigenes Leben verzichten: da gibt es Väter, Mütter, Ehepartner, Geschwister, die ihre Leben an der Seite von lieben Menschen verbringen, die sich in einem sog. “vegetativen Dauerzustand” befinden und, die oft von jenem Staat verlassen werden, der sich mehr Sorgen darüber macht, wie man sich der “Probleme entledigen” kann (und damit einer gewissen nihilistischen Kultur gefällt) anstatt dazu beizutragen diese Personen zumindest zu begleiten, indem auch die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Aspekte erfasst und gelöst werden.
Wer es tatsächlich versteht sich seines Nächsten anzunehmen, und zwar des bedürftigsten und leidenden Nächsten, verdient größte Aufmerksamkeit und Unterstützung – und zwar nicht nur soziale und rechtliche, sondern auch kulturelle, denn in diesen Personen vibrieren die besten Energien der Menschheit, ist dies die beste Seite des Menschen: die die “sich selbst vergisst” ,würde der Heilige Paulus sagen, ist fähig zu lieben und Alles in Schweigen und Treue zu geben.
Der Staat, jeder Staat soll einzig und allein im Dienst des Lebens stehen, sich nicht als Herr des Lebens verstehen, selbst wenn es um sein Überleben geht, denn jeder gesunde Mensch, wird bei der Wahl zwischen Staat und Leben stets das Leben wählen. (Fidesdienst 10/9/2009)


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