VATIKAN - „AVE MARIA“ von Mgr. Luciano Alimandi - „Gott ist die Liebe“

Mittwoch, 20 Mai 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – “Gott ist die Liebe!” Mit diesen Worten präsentiert uns Johannes sozusagen die wichtigste Wahrheit über Gott! Aus dieser Wahrheit leitet sich alles andere ab. Von ihr geht der ganze Schöpfungs- und Heilsplan aus und zu ihr soll alles zurückkehren.
Deshalb stellt das Johannesevangelium auch die Liebe in den Mittelpunkt des Geheimnisses der Menschwerdung des Gottessohns: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Diese Worte sollten im Herzen des Glaubenden widerhallen wie eine liebliche Poesie, die die schönste Geschichte unseres Heils erzählt, wie ein Lobgesang, der nie endet.
Papst Benedikt XVI. hat allen Katholiken in seiner ersten Enzyklika, tiefe Gedanken und eine große Lehre zu dieser kirchlichen Wahrheit geschenkt: ,,Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm’’ (1 Joh 4, 16). In diesen Worten aus dem Ersten Johannesbrief ist die Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges in einzigartiger Klarheit ausgesprochen. Außerdem gibt uns Johannes in demselben Vers auch sozusagen eine Formel der christlichen Existenz: ,,Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt’’ (Deus caritas est, Nr. 1).
Die Grundalge des geistlichen Lebens, das Zentrum um das unser Leben kreisen soll, die Quelle aus der wir die Kraft und das Streben zum Guten schöpfen, ist die göttliche Liebe. Diese Liebe muss jedoch vor allem erkannt und geglaubt werden, wie uns auch der Heilige Vater auf den Spuren des Johannesevangeliums lehrt.
In Gott gibt es nur die Liebe, die Liebe allein! Diese erhabene Wahrheit könnte auf den ersten Blick für den Glaubenden vorhersehbar erscheinen, dem ist in Wirklichkeit aber nicht so. Es bedarf der Läuterung des Herzens und der Gedanken, damit man in sie „eintreten“ kann. In der Tat wurde das Bild von der Liebe Gottes bei uns durch die Sünde verzerrt, unsere „Augen! Wurden von der „Nichtliebe“ getrübt – von jener Liebe, die keine Liebe ist – deshalb fällt es uns schwer die göttliche Liebe zu erkennen, mit der Gott seine Geschöpfe unendlich liebt. So tragen wir in uns gleichsam das Bild der authentischen Liebe, aber auch das ihrer Verunstaltung, durch das Vermächtnis unserer Sünde und der Sünde der Welt, die so sehr auf unserer Kultur, unsere Erziehung, unsere Urteile und Lebensprojekte Einfluss nimmt…
Ohne einen echten „Sinneswandel“ – jene schrittweise Veränderung der Mentalität, die auch die Selbstverleugnung voraussetzt, können wir dieser erhabenen Wahrheit Gottes nicht „begegnen“, die in unserem Herrn Jesu, Immanuel, Gott mit uns und für uns, Mensch geworden ist!
Wenn man nur mit Mühe glauben kann, dass Gott uns liebt, so wie wir sind, auf absolut grundlose und bedingungslose Weise, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass die die Augen des Herzens noch von der Eigenliebe getrübt sind. Das Evangelium bezeugt, indem es uns vom Verhalten der Apostel berichtet, dass es diesen manchmal nicht gelang, über den Anschein hinaus zu blicken und vor allem, dass sie, wenn sie sich mit dem Geheimnis des Schmerzens messen sollten, das das Geheimnis der Liebe offenbart, selbst verschlossen und sich weigerten in die Tiefe zu schauen. Zu diesen Episoden gehört auch die bewegende Szene der Todesangst Jesu im Olivengarten, wo die drei Apostel, anstatt mit ihrem Herrn zu wachen, der bereits in den Ozean der Liebe und des Schmerzes für die Menschen eingetaucht war, einschliefen: „denn ihre Augen waren zugefallen“ (Mk 14,40).
Auch unsere Augen werden schwer, wenn wir nicht durch das fortwährende Gottvertrauen und die gegenseitige Liebe in der Liebe bleiben. Der Egoismus lastet auf uns, während das Gottvertrauen durch das Gebet und die erlebet und geschenkte Liebe uns leichter und für den Hauch des Heiligen Geistes empfänglich macht, der reiner Hauch der Freiheit ist. Man hat die menschliche Seele mit einem Segel verglichen, das, wenn es geöffnet wird, in der Lage ist den Wind aufzunehmen und dessen ganze Kraft zu erfahren. Nur wenn wir unsere Segel aufmachen für den „Wind“ Gottes, wen wir unseren Willen seiner Liebe öffnen, indem wir zum Wohlwollen gegenüber den Mitmenschen bereit sind, dann werden wir in der Lage sein, durch den Glauben in das große Geheimnis des ewigen Lebens „einzutreten“. Denn „Gott ist die Liebe“ und deshalb lässt sich alles auf diese Liebe zurückführen. Auch die Sünde und selbst der Tod wurden von dieser Liebe besiegt, denn nichts und niemand kann ihr widerstehen. Dies verkündet uns die Auferstehung Christi!
Gewiss, die Liebe Gottes hat uns frei geschaffen, denn eine Liebe ohne Freiheit wäre undenkbar, deshalb trägt der Mensch die „schreckliche“ Verantwortung, keine Mauern gegen die Liebe Gottes zu errichten. Ein entschiedenes und totales „Nein“ kann sogar Gott bremsen und verhindern, dass er mit seiner Liebe ein Geschöpf eindringt, das sich ihm widersetzt.
Die Freiheit des Menschen ist wunderbar und schrecklich zugleich: mit einem ganzen „Ja“ zu Gott, in der Stunde des Todes, kann er sich auf den Weg in das Paradies machen, wie der gute Verbrecher (vgl. Lk 23,43) und durch ein totales „Nein“ zum göttlichen Erbarmen kann das rebellische Geschöpf in die Untiefen der Hölle abstürzen.
Wie könnte da nicht das Bedürfnis nach der Leitung der erfahrenen Hand Mariens, der Mutter Jesu uns unserer Mutter, Königin des Monats Mai verspüren, die uns begleiten und vor allem Übel schützen möchte auf unserer wunderbaren Reise in die Ewigkeit! Eine Reise ohne Rückkehr, denn jeder wird nur einmal geboren und stirbt nur einmal, damit er in Christus Jesus wieder geboren wird, in der Freude ohne Ende der Ewigkeit und der unendlichen Liebe des Vaters! (Fidesdienst, 20/05/2009 – 69 Zeilen, 921 Worte)


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