ASIEN/PAKISTAN - Talibane gewinnen auch in Karachi an Terrain: Christen wurden bedroht

Freitag, 24 April 2009

Karachi (Fidesdienst) – Die Befürchtungen, die von Christen und anderen religiösen Minderheiten ausgesprochen wurden, erweisen sich als begründet: Die Kontrolle der Talibane über das Swat-Tal und die Einführung der islamischen Gesetze der Sharia in der Region geben Fundamentalisten neuen Rückenwind, die in anderen Regionen des Landes und in verschiedenen pakistanischen Städten Kundgebungen veranstalten und Forderungen stellen (vgl. Fidesdienst vom 22. April 2009).
Dies teilt der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, P. Mario Rodriguez, der in der Hafenstadt Karachi im Süden Pakistans lebt, dem Fidesdienst mit. Er berichtet von einem Ereignis, das die dortige christliche Gemeinde in Unruhe versetzt: am 22. April wurden Talibane dabei überrascht, wie sie mit hetzerische Schriften die Wand der Kirche verschmutzten. Sie wurden von mehreren Christen dabei überrascht und weggejagt. Daraufhin kehrten 40 bewaffnete Männer der Gruppe zurück und schossen auf Christen, die sich versammelt hatten. Dabei wurden 15 Personen verletzt, darunter ein Jugendlicher schwer. Die Gruppe plünderte 15 Wohnungen christlicher Familien und steckte diese in Brand. Dabei wurden die Christen aufgefordert die Region zu verlassen, sollten sie nicht bereit sein die von der Sharia vorgesehene Sondersteuer für nichtmuslimische Minderheiten zu zahlen.
Die Polizei erließ Ausgehsperre in der Stadt, während christliche Gemeinden von den zuständigen Behörden Schutz und Gerechtigkeit fordern. Die Partei „Muttahida Quami Movement“, die die religiösen Minderheiten im pakistanischen Parlament vertritt organisierte unterdessen eine Protestkundgebung und verurteilte den Vorfall unter dem Motto „Pakistan darf nicht talebanisiert werden“.
Nach Inkrafttreten der islamischen Gesetze im Verwaltungsdistrikt Swat besetzten Talibane in den vergangen Tagen auch den Verwaltungsdistrikt Buren im Nordwesten des Landes, rund 100 km von der Hauptstadt Islamabad entfernt. Nachdem die internationale Staatengemeinschaft und die pakistanische Regierung Druck ausgeübt hatten, zogen sie sich jedoch nach umfassenden Verhandlungen mit den örtlichen Behörden wieder zurück. Die Regierung entsandte unterdessen paramilitärische Einheiten in die Region, wo die Lage, wie im Rest des Landes weiterhin angespannt bleibt und sich christliche Minderheiten von Extremisten bedroht fühlen.
Die Verbreitung der Gewalt in ganz Pakistan und die Ausdehnung der Einflussbereiche der Talibane im Land bereiten internationalen Institutionen, Ordensgemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen und Bürgerrechtsbewegungen zunehmend Sorge. (PA) (Fidesdienst, 24/04/2009 – 32 Zeilen, 350 Worte)


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