AFRIKA/SÜDAFRIKA - Präsidentenwahl: Der Sieg des Kandidaten des African National Kongress scheint sicher

Mittwoch, 22 April 2009

Johannesburg (Fidesdienst) – „Der Sieg von Jacob Zuma scheint sicher, die einzige Ungewissheit besteht darüber, mit welchem Stimmenanteil er siegen wird“, so ein Missionar aus Johannesburg im Gespräch mit dem Fidesdienst zur Präsidentenwahl am 22. April.
Der große Favorit ist Jacob Zuma vom African National Congress (ANC). Der Partei, die das Land seit dem Ende des Apartheid-Regimes regiert.
„Zuma ist ein ehemaliger Gewerkschaftler, und ein großer Redner, der die Massen zu bewegen weiß. Leider scheint mir ein Großteil der Wähler mit dem Herzen zu wählen und nicht mit dem Kopf. Sie glauben der überzeugendsten Rhetorik, befassen sich aber nicht damit, zu verstehen, wie die Probleme des Landes gelöst werden können“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Zuma, der erst vor wenigen Wochen einen Prozess abschließen konnte, bei dem er der Korruption angeklagt war (vgl. Fidesdienst vom 7. April 2009), verkörpert die populistische Mehrheit der ANC. Er hat an der Spitze der Partei den ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki abgelöst. Gegner Zumas in der eigenen Partei haben eine neue Partei namens COPE gegründet. „Diese neue politische Formation scheint Zuma kein Kopferzbrechen zu bereiten“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst, „obschon Mbaki selbst nicht Mitglied der COPE ist, gehören ihr doch viele seiner Männer an. Mbaki ist eine Art Symbol der Unbeweglichkeit, die das soziale und politische Leben in Südafrika in den vergangenen Jahren kennzeichnete: es wurden viele Versprechen gemacht, doch die Probleme gibt es immer noch. Im Gegenteil die soziale Ungerechtigkeit hat zugenommen, die Kluft zwischen Armen und Reichen ist gewachsen, während die öffentliche Verwaltung ineffizient geworden ist. Es ist deshalb sehr unwahrscheinlich, das diese neue Partei viele Stimmen erhält, denn sie wird als das Ergebnis der Abspaltung der Elite von der ANC betrachtet und nicht als ein Produkt der Basis oder der Wählerschaft“.
„Sollte Zuma die Zweidrittelmehrheit erlangen, die ihm eine Verfassungsänderung nach seinem Geschmack ermöglicht, dann befürchte ich, dass es in Südafrika ein Präsidentschaftsregime geben wird“, so der Beobachter weiter. „Das Beispiel Simbabwes ist hier sehr lehrreich. Unter anderem hatte Zuma eine härtere Position als Mbeki bezogen, der unter anderem mit der Vermittlung in der Krise in Simbabwe beauftragt wurde. Doch es handelt sich um eine Taktik im Kampf um die Macht bei der Ablösung Mbekis, zunächst an der Spitze der ANC und schließlich auch als Präsident (Mbeki trat nach einem Misstrauensvotum vor Ablauf seiner Amtszeit zurück, vgl. Fidesdienst vom 22. September 2008). In Wirklichkeit ist Zuma Mugabe ähnlicher als Mbeki: beide nutzen die populistische Rethorik und den anti-kolonialen Kampf zur Förderung der eigenen Interessen. Zuma hat viele jugendliche Anhänger, die noch in Windeln lagen, als die Apartheid zu Ende ging und heute sagen ‚wir haben gegen das rassistische Regime gekämpft’. Sie erinnern mich an die paramilitärischen Gruppen, die Mugabe unterstützen“, so der Beobachter abschließend. Doch Ein anderer ebenfalls qualifizierter Beobachter betont im Gespräch mit dem Fidesdienst hingegen: „Das Bild Zumas ist falsch: er weiß welche wirtschaftlichen Probleme das Land hat, auch weil er Kontakte zu verschiedenen südafrikanischen Unternehmern unterhält und das negative Beispiel Mugabes ist zu abschreckend, als dass er dessen Spuren folgen würde. Ich glaube nicht, dass diese Wahlen große Veränderungen im politischen Leben in Südafrika mit sich bringen werden“.
Im Februar hatten die südafrikanischen Bischöfe einen Hirtenbrief zur Wahl veröffentlicht (vgl. Fidesdienst vom 19. Februar 2009), in dem sie die Gläubigen aufforderten, auf so genannte „ungelöste Herausforderungen“ der jungen Demokratie zu achten, darunter Armut, wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen, Instabilität der Familien, Zunahme der häuslichen Gewalt und Zunahme der Schwangerschaften bei Minderjährigen, sexuelle Ausbeutung, Drogenhandel, Alkoholmissbrauch und die sich verbreitenden Fremdenfeindlichkeit gegenüber Migranten und Flüchtlingen. (LM) (Fidesdienst, 22/04/2009 – 51 Zeilen, 604 Worte)


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