VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Die Christen müssen der Welt entsagen, auch in der Kirche

Donnerstag, 16 April 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) Es gibt einen „roten Faden“ der die Predigt der Osternacht des Heilige Vater mit der berühmten Meditation des Kreuzwegs 2005 und jener des 22. Februar über das Karrierestreben und die des darauf folgenden April über die „Klettere in der Herde “ verbindet und neuerdings mit der Predigt der Chrisam-Messe, in der er anfügt, dass „das Einswerden mit Christus Verzicht voraussetzt. Es schließt ein, daß wir nicht unseren Weg und unseren Willen durchsetzen wollen. Nicht dies oder jenes werden möchten, sondern uns ihm überlassen, wo und wie er uns brauchen will.“
Diesen Gedanken hatte er jedoch schon in seinem Buch „Einführung in das Christentum“ dargelegt: Die echten Gläubigen legen nie exzessives Gewicht auf den Kampf zur Neuorganisation der kirchlichen Formen. Sie leben von dem, was die Kirche immer ist. Und wenn man wissen will, was die Kirche wirklich ist, muss man zu ihnen gehen. Denn die Kirche ist nicht vor allem da, wo man organisiert, reformiert, dirigiert, sondern sie ist gegenwärtig in jenen, die mit Einfachheit glauben, die in ihr das Geschenk des Glaubens finden, das für sie zur Quelle des Lebens wird […]. Das heißt nicht, dass man alles so lassen muss, wie es ist und ertragen muss, wie es ist. Das Ertragen kann auch ein höchst aktiver Prozess sein…” (vgl. vor allem den Artikel über den Geist und die Kirche)
Der katholische Glaube braucht einen gesunden und ausgeglichenen theologischen Pluralismus: jede Meinung hat ihr Recht in der Kirche, wenn es die relativen theologischen Argumente darlegen kann. Um dahin zu gelangen ist es nötig zwischen dem zu unterscheiden, was die Christen glauben müssen, d.h. der Lehre, die auf maßgebende Weise vom kirchlichen Lehramt als göttlich offenbarte Wahrheit vorgetragen wird (die sichere, gewisse und reine Lehre von der Paulus dem Timotheus schreibt) und dem, was sie glauben können, d.h. eine Meinung, die sie sich gebildet haben oder die Annahme der Meinung eines bestimmten Theologen. Die Macht, die Wahrheit zu lehren, hat Christus allein seiner Kirche gegeben.
Der Papst lässt die echte Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils reifen, in Kontinuität mit der Tradition und dies geschieht nur in Kommunikation mit der sicheren Lehre. “Sine doctrina vita est quasi mortis imago” sagte schon Cato.
Der hl. Paulus spricht von sicherer, gesunder und reiner Lehre (vgl. Titus 1,7-11; 2,1-8): unserer Meinung nach ist die Lehre „sicher“, wenn sie auf Jesus Christus und den Primat Petri gegründet ist; sie ist „gesund“, wenn sie gegen irreleitende Gedanken immun ist; und sie ist „rein“, wenn sie sich vor der Verunreinigung durch die weltlichen Meinungen bewahrt.
Deshalb hat Joseph Ratzinger seinerzeit daran erinnert, dass die Kirche nicht den Glaube ändern kann und gleichzeitig von den Gläubigen verlangen kann, ihr treu zu bleiben. Sie ist hingegen zutiefst dem Wort Gottes und der Tradition verpflichtet. Das erklärt ihre Handlungen.
Das heisst, wie einige bemerkt haben, dass das Zweite Vatikanische Konzil kein Dogma weder geschaffen noch geleugnet hat und auch nicht auf von der Tradition unterschiedliche Weise interpretiert. Die Unfehlbarkeit der Kirche ist gerade das: vom Heiligen Geist unterstützt zu werden, so dass man den von den Aposteln weitergegebenen Glauben weder verleugnen kann noch will.
Der so genannte „postkonziliäre Bruch“ wurde von einer gewissen Theologie geschaffen, die das Konzil willkürlich interpretieren wollte und von einem gewissen „Geist“ sprach, vielleicht einem vom Heiligen Geist verschiedenen, der die Kirche bis dahin geleitet habe (vgl. Benedikt XVI, Ansprache an die römische Kurie, 22. Dezember 2005).
So begann man von einer “vorkonziliären Theologie” zu reden, die zu überwinden und für immer abzuschaffen wäre und durch eine „konziliäre Theologie“ zu ersetzen sein. Die echte Theologie verlangt jedoch nicht Trägerin einer absoluten Wahrheit zu sein, die von allen im Glaube angenommen werden muss, eine theologische Meinung oder Schule kann sich nicht als einzige Art, den Glauben zu leben, aufzwingen oder die anderen Schulen und ihre Meinungen „exkommunizieren“.
Die echte Theologie ist nur ein Interpretationsversuch der Glaubenslehre, die immer auf das Dogma gegründet ist, ohne eine menschliche Meinung dem Wort Gottes voranzustellen. Die echte Theologie verlangt nicht danach, das Dogma aufzuheben (indem es Teile wegnimmt, d.h. eine Selektion der „Glaubensartikel“ wegnimmt) oder es zu überwinden (indem es neue „Glaubensartikel“ hinzufügt)
Die heutige Glaubenskrise des christlichen Volkes kommt vom schwerwiegenden Fehler, Theologie mit Lehramt zu verwechseln, und Lehramt mit Theologie. Die Theologen werden als wichtiger als die Bischöfe und der Papst angesehen oder sehen sich selber so an, quasi als wären sie die legitimen Interpreten des Zweiten Vatikanums, dem sie „vorangegangen“ und das sie „inspiriert“ hätten. Die Wahrheit des katholischen Glaubens ist nur durch das Lehramt des Papstes und der mit ihm wirklich vereinten Bischöfe gegeben. (Fidesdienst 16/4/2009; Zeilen 70, Worte 783)


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