AFRIKA - Über 30 Millionen Kleinwaffen sind in 44 afrikanischen Ländern südlich der Sahara im Umlauf. Die Situation ist nach Ansicht von Experten „besorgniserregend aber nicht hoffnungslos“.

Montag, 28 Juni 2004

Rom (Fidesdienst) - In Afrika befinden sich über 30 Millionen Kleinwaffen im Umlauf, wie aus dem Jahresbericht der unabhängigen Organisation „Small Arms Survey“ hervorgeht, die die Verbreitung von Kleinwaffen in aller Welt beobachtet und die Auswirkungen auf die Gesellschaft in den ärmsten Ländern untersucht. Die Situation wird als besorgniserregend bezeichnet, doch die Autoren weisen auch darauf hin, dass man die Hoffnung nicht aufgeben dürfe. „Im Gegensatz zu dem Eindruck der infolge der Bilder von unkontrollierbaren Konflikten und Gewalt entsteht, sind in Afrika weniger Schusswaffen im Umlauf, als in anderen Regionen der Erde. In 44 afrikanischen Ländern südlich der Sahara befinden sich insgesamt über 30 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Es gibt ausreichend Kleinwaffen und leichte Waffen, damit Gefechte in verschiedenen Ländern in einigen Ländern fortgeführt und das Gewaltniveau in anderen gefährlich hoch ist, doch sie reichen nicht aus, um die Situation außer Kontrolle geraten und hoffnungslos werden zu lassen“.
Virgina Gamba vom Afrikanischen Institut für Sicherheitsforschung erklärte in einem Interview mit der kongolesischen Nachrichtenagentur DIA, das größte Problem im Zusammenhang mit den sich im Umlauf befindlichen Kleinwaffen in den Händen von Banditen und Kriminellen sei die Instabilität, die dies in den afrikanischen Ländern hervorrufe. Nach Schätzungen sind allein in Mosambik 12 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs noch rund 6 Millionen leichte Waffen im Umlauf. In Südafrika wird die Zahl von 400.000 bis 8 Millionen geschätzt.
Dabei handelt es sich um ein Erbe aus der Zeit des Kalten Krieges, als die beiden gegnerischen Blöcke die Waffenlager der jeweiligen afrikanischen Verbündeten auffüllten. Mit dem Ende des Kalten Krieges und einiger damit verbundener lokaler Konflikte gelangten diese Waffen in den illegalen Waffenhandel. Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass von den über 30 Millionen leichten Waffen, die sich in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara um Umlauf befinden, rund 79% in den Händen von Zivilisten befinden. Militärs verfügen über 16% dieser Waffen, während Polizei und Guerillaeinheiten jeweils 3% bzw. 2% dieser Waffen befinden.
Bei den afrikanischen Kriegen werden nicht zuletzt die Waffen beendeter Krieg recycelt. Im Bürgerkrieg in Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste), der im September 2002 ausbrach, wurden Waffen aus Angola benutzt, wo kurz zuvor ein 25jähriger Bürgerkrieg beendet worden war.
Eine weitere dramatische Entwicklung droht durch die Herstellung von Waffen, mit der einige afrikanische Länder begonnen haben. An erster Stelle steht Südafrika, das als Erbe aus der Zeit der Apartheid eine fortschrittliche Waffenindustrie besitzt. In jüngster Zeit wurde auch in Simbabwe, Tansania, Uganda und Kenia mit der Herstellung von leichten Waffen und Munition begonnen.
Angesichts dieser Situation hatte die UN-Kommission für Verbrechensbekämpfung am 30. April dieses Jahres eine Empfehlung an die Regierungen veröffentlicht, in der diese gebeten werden ein internationales Abkommen zur Bekämpfung der Herstellung von leichten Waffen und zur Eindämmung des illegalen Handels mit solchen Waffen zu formulieren. (LM) (Fidesdienst, 28/6/2004 - 40 Zeilen, 478 Worte)


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