ASIEN/TÜRKEI - Historischer Etappe auf dem Weg zur juridischen Anerkennung der katholischen Kirche: Erstmals in der Geschichte des Landes empfängt ein Premierminister katholische Bischöfe

Mittwoch, 23 Juni 2004

Ankara (Fidesdienst) - Erstmals in der Geschichte des Landes empfing am 21. Juni ein Premierminister die katholischen Bischöfe des Landes. Bei ihrem Besuch bei Recep Tayyip Erdogan erläuterten die Bischöfe Identität und Sendung der Kirche, sie stellten dabei ihre Glaubensgemeinschaften vor und sprachen auch über deren Probleme. An dem Besuch nahmen die in der Türkei vertretenen Bischöfe verschiedener katholischer Riten teil (Lateiner, Armenisch-Katholische, Syrisch-Katholische und Chaldäer).
Die Bischöfe baten den Ministerpräsidenten und seine Regierung vor allem um Maßnahmen zur Anpassung der türkischen Gesetze an die Erfordernisse der Europäischen Union mit Blick auf den gewünschten Beitritt. In einer herzlichen Atmosphäre wurden Probleme und Sorgen der Christen in der Türkei erörtert und vor allem auch um die juridische Anerkennung der katholischen Kirche in der Türkei gebeten.
Die Bischöfe überreichten dem Regierungschef ein Memorandum, in dem sie die Schaffung einer gemischten Kommission fordern, die sich mit der Frage des juridischen Status der katholischen Kirche in der Türkei und den damit verbundenen Zusammenhängen befassen soll.
Die in der Türkei lebenden Katholiken betrachten diesen Besuch als „historische Wende“ für das Leben der Kirche im Land. Im Gespräch mit dem Fidesdienst erklärte der bei dem Treffen Anwesende Sprecher der Bischöfe, Pater George Marovich, dass man bereits vor einigen Monaten um ein solches Treffen gebeten habe und dass allein das Zustandekommen eines solchen Besuchs bereits einen große Fortschritt bedeute. „Der Premierminister hat uns gebeten, den Prozess der Integration der Türkei in die Europäische Union zu unterstützen. In diesem Zusammenhang konnten wir bestätigen, dass wir bereits seit einigen Jahren in diesem Sinn tätig sind: dies beweist auch die Tatsache, dass unsere Bischofskonferenz auf eigenen Wunsch dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) angehört. Darüber war her Erdogan sehr erfreut. Nun warten wir auf die Schaffung einer bilateralen Kommission, die unsere Arbeit um einiges erleichtern könnte. Unterdessen hat der Regierungschef ein Dekret angekündigt, das die den Assumptionisten als religiösem Orden die Nutzung der in der Vergangenheit beschlagnahmten Besitztümer erlaubt. Ein sehr positives Zeichen, dass uns für die Zukunft hoffen lässt.“
Von den rund 66 Millionen Einwohnern der Türkei sind 98% Muslime und nur 0,6% Christen. Die im Land lebenden orthodoxen Christen gehören zum Ökumenischen Patriarchat Konstantinopel. Die türkischen Katholiken gehören verschiedenen Riten an (Lateiner, Armenisch-Katholische, Syrisch-Katholische, Byzantiner, Chaldäer und Maroniten). Viele Christen bekennen sich nicht offiziell zu ihrem Glauben. Christen können bisher weder als Abgeordnete kandidieren noch Berufssoldat werden. (PA) (Fidesdienst, 23/6/2004 - 36 Zeilen, 410 Worte)


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