VATIKAN - „AVE MARIA“ von Mgr. Luciano alimandi - Die Versuchungen

Mittwoch, 4 März 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Die Fastenzeit erinnert uns an die Erfahrung Jesu in der Wüste, wozu es im Markusevangelium heißt: „Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt“ (Mk 1,12). Hierhin zog ER sich zurück um sich auf sein öffentliches Wirken vorzubereiten. Während dieser Zeit war Jesus den Versuchungen ausgesetzt, als Satan sich ihm gegenüberstellte und versuchte ihn von seiner Sendung abzuwenden, die darin bestand, die Menschheit durch das Kreuz zu erlösen.
Die Versuchung gehört zu Leben, es gibt keinen wahren Weg zur Heiligkeit, der Christusnachfolge bedeutet, auf dem es nicht auch Versuchungen, Prüfungen, die Nacht des Glaubens gibt…
Bekannt ist ein Kommentar des heiligen Augustinus zum Psalm 60 den wir am ersten Sonntag in der Fastenzeit lesen: „Unser Leben auf dieser Pilgerreise kann nicht frei von Prüfungen sein und unser Fortschritt findet nur durch die Versuchung statt. Niemand kann sich selbst kennen, wenn er nicht versucht wird, und er kann auch nicht gekrönt werden, ohne zu siegen, oder siegen ohne zu kämpfen; doch der Kampf setzt einen Feind, eine Prüfung voraus… Wir haben im Evangelium gelesen, dass der Herr in der Wüste vom Teufel versucht wurde. Christus wurde vom Teufel versucht, doch durch Christus wurdest auch du versucht. Denn Christus hat dein Fleisch angenommen, aber von sich dein Heil, von dir den Tod, von sich das Leben, von die Erniedrigung, von sich die Herrlichkeit, also auch von dir seine Versuchung und von sich deinen Sieg. Wenn wir durch ihn versucht werden, dann werden wir auch durch ihn den Teufel besiegen. Du beschränkst dich darauf zu sehen, dass Christus versucht wurde; warum ziehst du nicht auch in Betracht, dass er gesiegt hat? Dur wurdest in ihm versucht, aber du erkennst auch, dass du durch ihn siegreich warst. Er hätte den Teufel von sich fern halten können; doch wenn er sich nicht hätte versuchen lassen, dann hätte er dich nicht gelehrt zu siegen, wenn du versucht wirst.“
Das Geheimnis eines wahrhaft christlichen Lebens besteht darin „durch Christus“ zu leben, d.h. in enger Gemeinschaft mit Ihm, durch das Gebet, die Sakramente, die Nächstenliebe. All das was mit Jesus verbindet trägt mich über die Versuchung hinaus, die versucht mich von ihm zu entfernen. Denn jede Versuchung erkennt man daran, dass es ein „Versuch“ ist, uns von dem gelebten Evangelium zu entfernen, vom Wort Gottes, das zur engen Gemeinschaft mit Jesus ruft. Wenn wir also siegen wollen, dann müssen wir bei Christus bleiben! Der heilige Augustinus sagt es unmissverständlich: „Wenn wir in ihm versucht werden, dann wird er es sein, durch den wir siegen“. Das Geheimnis des Siegs über die Versuchung, der Überwindung jeder Art von Prüfung besteht deshalb gerade darin: dass wir „in Christus bleiben“. Der Herr sagt dies mit eindeutigen Worten: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen“ (Joh 15, 5-6). Die Versuchung ist wie das Feuer, wenn man ihm nachgibt gerät man hinein und es „verbrennt“ einen. Deshalb bitten wir im „Vater unser“, wie uns Jesus gelehrt hat, „und führe uns nicht in Versuchung“ (Mt 6, 13), denn er soll uns helfen, dass wir vor der Versuchung bewahrt bleiben und ihr zu widerstehen, wenn wir ihr begegnen. Das Gebet ist von grundlegender Bedeutung, damit wirr die Versuchung erkennen und überwinden, doch wenn der Mensch in seinem Inneren keine „Wüste schafft“, wenn er sich nicht allein Gott gegenüberstellt, wenn er nicht in sein Innerstes vordringt, dann wird es für ihn schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein, zu beten. Damit man wirklich beten kann, muss man sich der Präsenz Gottes gegenüberstehen und Gott begegnen wir nicht im Chaos, sondern im Stillen, wir begegnen ihm nicht mit einem exaltierten, sondern mit einem demütigen Ich, das Tag um Tag, rückwärts gehen muss: nicht auf die Größe ausgerichtet, sondern auf die Kleinheit. Gott offenbart sich den Kleinen, sucht den Glauben der Einfachen, es beeindrucken ihn nicht die großen Unterfangen, so wie es uns passiert, Er prüft das Herz des Menschen und freut sich über dessen Demut. Wenn Gott ein wirklich demütiges Herz findet, dann wirkt er dort das Wunder der Gnade und es wird wahr, was Jesus verspricht: „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3). Ein Herz, das mehr und mehr demütig wird, lässt den Himmel auf die Erde kommen! Eine solche Seele, „atmet Christus“, wie es der heilige Antonius sagt, und fürchtet die Dämonen nicht:
„Ihr kennt die Versuchungen der Dämonen, ihr wisst, wie wild trotzdem schwach sie sind. Deshalb fürchtet euch nicht vor ihnen, sondern atmet stets Jesus und glaubt an Ihn. Lebt als ob ihr jeden Tag sterben müsstet, gebt Acht auf euch und erinnert euch an die Forderungen, die ihr von mir hört. Versucht auch ihr immer vor allem mit dem Herrn eins zu sein und mit den Heiligen, damit ihr nach eurem Tod als Freunde und Verwandte in der ewigen Wohnung aufgenommen werdet. Daran sollt ihr denken und es verstehen“ (aus dem Leben des heiligen Antonius, geschrieben vom heiligen Anastasius)
„In Jesus bleiben“ bedeutet „Jesus zu atmen“ und in diesem Ausdruck ist die ganze Schönheit dieser Glaubenswahrheit enthalten: Jesus ist auch in uns!
Ich muss ihn nicht nur außerhalb von mir suchen, sondern wie der heilige Augustinus sagte, ich muss ihn in mir finden: „Spät habe ich dich geliebt, du alte und gleichsam neue Schönheit, spät habe ich dich geliebt! Und du warst in mir und ich außen und dort habe ich dich gesucht, und in die Schönheit, die du geschaffen hast, habe ich mich unförmig gestürzt. Du warst bei mir, aber ich war nicht bei dir. Von dir haben mich jene Dinge ferngehalten, die, wenn sich nicht in dir wären, nicht existieren würden. Du hast gerufen, du hast geschrieen und du hast meine Taubheit durchbrochen, du hast geglänzt, du hast deinen Glanz gezeigt und du hast meine Blindheit überwunden, du hast dein Parfüm ausströmen lassen und ich habe geatmet, habe mich nach dir gesehnt, habe Hunger und Durst erfahren, du hast mich berührt und ich bin in deinem Frieden entflammt“ (vgl. Confessiones, X, 27, 38). (Fidesdienst, 04/03/2009 – 75 Zeilen, 1.062 Worte)


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