ASIEN/PAKISTAN - Franziskaner und Dominikaner fordern bei der UN-Menschenrechtskommission die Abschaffung des so genannten Blasphemieparagraphen in Pakistan

Montag, 7 Juni 2004

Genf (Fidesdienst) - Die Nichtregierungsorganisationen „Franciscans International“ und „Dominicans for Justice and Peace“ der Franziskaner und Dominikaner fordern die Abschaffung des Blasphemie-Paragraphen in Pakistan. In einem gemeinsamen Dokument, das der UN-Menschenrechtskommission in Genf vorgelegt wurde, bei der die beiden NGOs akkreditiert sind, wird die Revision des pakistanischen Strafgesetzes und der Schutz von Leben, Wohlergehen und Würde religiöser Minderheiten gefordert. Eine Revision des Strafgesetzes hatte sich jüngst auch der pakistanische Präsident Pervez Musharraf gewünscht.
Franziskaner und Dominikaner engagieren sich seit langem für den Schutz der Menschenrechte in Pakistan. Bei der diesjährigen Versammlung der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen im April hatte der Leiter der für die Organisation „Dominicans for Justice and Peace“ verantwortliche Pater Philip Leblanc darauf hingewiesen, dass „Gesetzen und gesellschaftliche Strukturen eine religiöse Diskriminierung innewohnt“. „Religiöse Intoleranz bleibt weiterhin der Hauptgrund für verschiedene Konflikte auf der ganzen Welt. Das Fehlen eines politischen Willens seitens der Regierung zur Beendigung solcher Situationen ermutigt extremistische Gruppen. Wir werden weiterhin vor allem die Menschenrechtssituation in Pakistan beobachten, vor allem was die Religionsfreiheit anbelangt“, so Pater Leblanc.
Seit 1986 sind religiöse Minderheiten in Pakistan vom so genannten Blasphemie-Paragraphen betroffen, dessen Abschaffung die Kirche fordert. Der als „Blasphemieparagraph“ bekannte Artikel 295/c des pakistanischen Strafrechts soll auf alle angewandt werden, „die durch Schrift, Gesten oder Darstellungen, direkt oder indirekt den heiligen Nahmen des Propheten beleidigen“. Das Strafmaß reicht bis zu lebenslanger Haft. Nach Angaben der Justitia et Pax-Kommission der Pakistanischen Bischofskonferenz wird der Paragraph oft auch bei persönlichen Streitigkeiten herangezogen. Erst am 28. Mai hat er den jungen Katholiken Samuel Masih, der im August 2003 der Blasphemie beschuldigt und festgenommen worden war, das Leben gekostet. Er starb an den Folgen der Misshandlungen, die in der Haft von einem fundamentalistischen muslimischen Wachmann an ihm verübt worden waren. Er wurde festgenommen, nachdem ein Buchhändler aus Lahore ihn angezeigt hatte, weil er Abfall in der Nähe einer Moschee hinterlassen haben soll.
Die bischöfliche Kommission für Gerechtigkeit und Frieden teilte mit, das seit 1987 mindestens 148 Muslime, 208 Ahmadi, 75 Christen und 8 Hindu zu Unrecht der Blasphemie beschuldigt worden waren.
In Pakistan kommen auf eine Bevölkerung von 155 Millionen Personen 97% Moslems, in der Mehrzahl Sunniten, mit 20% Schiiten. Die Christen betragen 2,5%, darunter ca. 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 7/6/2004 - 37 Zeilen, 382 Worte)


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