ASIEN/PAKISTAN - Junger der Blasphemie beschuldigter Katholik starb an den Folgen der im Gefängnis erlittenen Misshandlungen

Montag, 31 Mai 2004

Lahore (Fidesdienst) - Das in Pakistan geltende so genannte Blasphemiegesetz hängt wie ein Damoklesschwert über den religiösen Minderheiten. Am 28. Mai hat es den jungen Katholiken Samuel Masih, der im August 2003 der Blasphemie beschuldigt und festgenommen worden war, das Leben gekostet. Er starb an den Folgen der Misshandlungen, die in der Haft von einem fundamentalistischen muslimischen Wachmann an ihm verübt worden waren.
Wie Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst erklären sind jedoch nicht nur religiöse Minderheiten wie Christen, Ahmadi oder Hindu von dem so genannten Blasphemieparagraphen bedroht, sondern es bringt auch für muslimische Staatsbürger oft negative Folgen mit sich: oft werden sie der Schändung des Propheten Mohammed beschuldigt, wenn es im Grunde um andere Streitigkeiten geht.
Oft geschieht es auch, dass Beschuldigte noch vor der Untersuchung der Anklage wegen Blasphemie durch ein Gericht bereits während der Untersuchungshaft misshandelt wird, zum Teil bis zum Tod. Nur wenige Fälle kommen vor Gericht: oft werden Angeklagte von islamischen Fundamentalisten ermordet, vor es zu einem Prozess kommt. Das jüngste Beispiel ist der Fall von Samuel Masih aus Lahore, der am 28. Mai nach mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt, wo er sich im Koma befand, an den Folgen von Misshandlungen starb. Der tuberkulosekranke junge Mann wurde im Gefängnis gefoltert und geschlagen. Er wurde festgenommen, nachdem ein Buchhändler aus Lahore ihn angezeigt hatte, weil er Abfall in der Nähe einer Moschee hinterlassen haben soll.
Zahlreiche katholische Katholiken nahmen an der Beerdigung von Samuel Masih teil, die am 29 Mai vom Vorsitzenden der Pakistanischen Bischofkonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore, zelebriert wurde, der den Vorfall bei dieser Gelegenheit heftig kritisierte. Der Erzbischof forderte von der pakistanischen Regierung Garantien für das Leben und die Sicherheit für religiöse Minderheiten und ermutigte die Christen gleichsam sich gegen dieses von christlichen Führungskräften, Bürgerinitiativen und Menschenrechtsgruppen kritisierte Gesetz einzusetzen. Viele stellen ihre berufliche Qualifikation bereits kostenlos für diejenigen zur Verfügung, die zu Unrecht der Blasphemie beschuldigt werden. In Faisalabad verteidigt der Rechtsanwalt Khalil Tahir zum Beispiel ohne dafür Honorar zu verlangen die Familie von Anjum Javed, der vor kurzem von islamischen Fundamentalisten ermordet worden war.
Staatspräsident Musharraf hatte erst vor kurzem zu einer Revision des Strafgesetzbuches und insbesondere des so genannten Blasphemieparagraphen aufgerufen, dessen Abschaffung kirchliche Vertreter in Pakistan fordern.
Der als „Blasphemieparagraph“ bekannte Artikel 295/c des pakistanischen Strafrechts soll auf alle angewandt werden, „die durch Schrift, Gesten oder Darstellungen, direkt oder indirekt den heiligen Nahmen des Propheten beleidigen“. Das Strafmaß reicht bis zu lebenslanger Haft.
Nach Angaben der Justitia et Pax-Kommission der Pakistanischen Bischofskonferenz wird der Paragraph oft auch bei persönlichen Streitigkeiten herangezogen. Wie aus einer Untersuchung der Kommission hervorgeht wurden seit 1987 mindestens 148 Muslime, 208 Ahmadi, 75 Christen und 8 Hindu zu Unrecht der Blasphemie beschuldigt.
In Pakistan kommen auf eine Bevölkerung von 155 Millionen Personen 97% Moslems, in der Mehrzahl Sunniten, mit 20% Schiiten. Die Christen betragen 2,5%, darunter ca. 1,2 Millionen Katholiken. (PA) (Fidesdienst, 31/5/2004 - 44 Zeilen, 499 Worte)


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