AMERIKA/GUATEMALA - Der Hauptgrund für die Probleme des Landes ist der „Verlust moralischer Kriterien bei der Entscheidungsfindung im Alltag“, so die Bischöfe zum Abschluss ihrer Vollversammlung; Aufruf zu Solidarität mit Blick auf die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise

Montag, 26 Januar 2009

Guatemala City (Fidesdienst) – Die Bischöfe von Guatemala haben zum Abschluss ihrer Vollversammlung, die vom 19. bis 23. Januar tagte, ein Dokument veröffentlicht, in dem sie bekräftigen, dass zu den Hauptgründen der Probleme des Landes vor allem der Mangel an Respekt für das Leben gehört. In der Tat wurden nach statistischen Angaben für das Jahr 2008 insgesamt rund 6.000 Morde begangen. „Guatemala erlebt eine von fortwährendem Schmerz gekennzeichnete Situation. Unser Land blutet von Tag zu Tag aus“, heißt es in dem Dokument. Das Problem wird nach Ansicht der Bischöfe vor allem vom Drogenhandel beeinträchtigt und von „Banden des organisierten Verbrechens, die sich auch junger Menschen für ihre Aufträge bedienen“. Ausschlaggebend sei auch die „Korruption im System der Vollzugsanstalten“.
Die Unterzeichner des Dokuments beklagen auch „dass die Empfehlungen der internationalen Kommission für Guatemala (CICIG) nicht in Betracht gezogen wurden, so dass Straffreiheit, als Resultat eines Justizsystems, das nicht wirksam arbeitet, weiterhin in unserem Land vorhanden ist“.
Vor dem Hintergrund dieser Situation existiere zudem das Problem der unmenschlichen Armut von der ein Großteil der Bürger des Landes betroffen sind. Außerdem müsse man auch die Vorhersagen für die Wirtschaft für das Jahr 2009 in Betracht ziehen, die von einer „schwierigen“ Lage sprechen, und „Auswirkungen der weltweiten Krise“ in Aussicht stellen, die den Arbeitsmarkt und die Situation der bereits unter prekären Bedingungen lebenden Familien noch verschlechtern. Aus diesem Grund appellieren die Bischöfe an die Gesellschaft mit der bitte um Solidarität und „Interesse für die armen und besonders gefährdeten in der Gesellschaft. Wir können keine gerechte Gesellschaft sein, wenn wir uns nicht als solidarische Gesellschaft erweisen.“
Die Bischöfe lehnen unterdessen die Entwicklungsgarantien für den Bergwerkssektor ab und warnen vor „verheerenden Auswirkung auf das Ökosystem und vor dem sozialen Konfliktpotential“. „Es ist nicht richtig, dass ein Großteil der Gewinne dieser Industrie ins Ausland gehen“, so die Bischöfe. Auch Experten seien der Meinung, dass „andere Aktivitäten die Entwicklung des Landes mehr begünstigen“. Deshalb fordern die Bischöfe vom Kongress des Landes, ein „Moratorium bei der Vergabe von Lizenzen“ und ein rasches Vorgehen bei der Verabschiedung von neuen Gesetzen für den Bergwergssektor.
Die Bischöfe äußern auch ihre Sorge im Hinblick auf das Phänomen der Migration und über die strengen Zuwanderungsgesetze, angefangen bei den Maßnahmen zur Rückführung, „auch wenn immer mehr Zuwanderer eine gefährliche und teuere Reise auf sich nehmen, um hier ihr Glück zu suchen“. Die Risiken und die Ungewissheit, die sich aus diesen Maßnahmen ergeben „bereiten uns große Sorge“, so die Bischöfe.
Nach Ansicht der Bischöfe ist der Hauptgrund für die Probleme des Landes der „Verlust moralischer Kriterien bei der Entscheidungsfindung im Alltag“. Deshalb sei mehr denn je eine „moralische Erneuerung notwendig, deren Kraft der feste Glaube an Jesus Christus ist“. Es sei die Rückkehr zu den Prinzipien notwendig, die das Handeln der Bürger leiten müssen, angefangen bei denen, die in den verschiedenen Sektoren Macht ausüben. Diese Prinzipien betreffen insbesondere „die Achtung, des Lebens, die Würde und die Freiheit der Personen, das Bewusstsein davon, dass die materiellen Güter im Dienst aller stehen; die Wahrheit der Worte und Vereinbarungen; die ehrliche Arbeit als Form des Erwerbs des eigenen Unterhalts und das Streben nach Gemeinwohl“.
Abschließend kündigen die Bischöfe einige wichtige kirchliche Ereignisse an: darunter der internationale Kongress „Migration und Frieden“, der am 29. und 30. Januar in Antigua Guatemala stattfindet; der Dritte Nationale Missionskongress, der im November in Izabal veranstaltet wird und das Jubiläumsjahr zu den 250-Jahr-Feiern der Weihe der Basilika von Esquipulas. (RG) (Fidesdienst, 26/01/2009 – 51 Zeilen, 598 Worte)


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