MISSION UND EMIGRATION - Interview mit einem anonymen Einwanderer in Deutschland - Der Preis und die Angst der illegalen Einwanderung nach Europa (Korrespondenz aus Deutschland von Luca De Mata- Teil 10)

Dienstag, 23 Dezember 2008

Köln (Fidesdienst) – Interview mit einem anonymen Zuwanderer aus den Philippinen

Ich befinde mich im unteren Saal einer Kirche in Köln, in der sich gewöhnlich die groß philippinische Auslandsgemeinde trifft. Alle wollen die eigene Geschichte erzählen. Die Reise. Demütigungen und Schulden, die sie noch immer abzahlen. Drohungen und Erpressungen. Und viele wollen anonym bleiben, obwohl sie eine reguläre Aufenthaltsgenehmigung besitzen. Alle sind über so genannte „Agenturen“ hierher gekommen, die nichts anderes sind als die Anlaufstellen des organisierten Verbrechens für Menschen, die auswandern wollen.

Fidesdienst: Ich habe die Philippinen besucht und kennen die Armut, die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, bei der Schulbildung für die Kinder, und verstehe, weshalb Sie nach Europa kommen wollten. Vielleicht oder vielmehr wahrscheinlich wollen Sie anonym bleiben, weil Sie Verwandte haben, die Sie gerne hierher holen wollen, auch durch die Vermittlung der „Agenturen“, die Geld von Ihnen verlangen, sehr viel Geld. Die Schulden bleiben. Stimmt das?

Ja. Es ist genau so, wie Sie es sagen. Die Ausreise nach Deutschland war mit sehr großen Opfern verbunden: illegal und ohne Papiere. Es war sehr schwierig. Ich war in meinem Leben immer ehrlich, doch auch als ich eine Arbeit fand, wurde ich wie ein Sklave behandelt, ich hatte keine Sprachkenntnisse. Ich verstand nichts. Manchmal habe ich mit Sicherheit Fehler gemacht, doch, da ich nicht verstand, was man mir sagte, kam es vor, dass ich das Gegenteil tat. Doch ich wollte nur das Beste. Auch die anderen wussten, dass ich nichts verstand, doch von Seiten meiner Arbeitgeber wurde mir keinerlei Verständnis entgegen gebracht. Ich wäre auch wieder zurück gegangen, doch ich hatte Schulden, die immer größer wurden, da ich nicht zahlen konnte. Trotz alledem habe ich weiter gemacht, denn ich träumte davon, meinen eigenen Unterhalt zu verdienen, ich dachte an meine Familie und an die Zukunft meiner Kinder.

Fidesdienst: Wenn Sie wollen, ich wiederhole, nur wenn Sie es wollen, sagen Sie mir doch wie viele Sie an die Agentur bezahlen mussten und wie viel man heute bezahlt?

Als ich hier endlich ohne Papiere arbeit fand, hatte ich trotzdem immer noch Probleme, nicht mehr so viele wie anfangs, auch weil ich langsam damit begann, meine Schulden an die Agentur zurückzuzahlen. Die Angst davor, ausgewiesen zu werden, und die Angst vor Drohungen. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich wieder zu meiner Gelassenheit zurückfand. Nun warte ich auf die Familienzusammenführung, denn heute habe ich eine reguläre Aufenthaltserlaubnis. Manche sagen mir, ich soll mich wieder an die Agentur wenden, doch das will ich nicht. Es war eine schreckliche Erfahrung. Diese Gemeinde hat mir sehr geholfen. Mein Glaube, der Glaube an Gott ist groß und so gelingt es mir, gelingt es uns, nach vorne zu schauen. Heute bin ich glücklich, auch weil ich weiß, dass wohin immer ich gehe, Gott da sein wird.

Fidesdienst: Sie haben meine Frage zur Agentur aber noch nicht beantwortet…

Ich selbst habe zwischen fünf- und sechstausend Euro bezahlt, heute dürfte es jedoch mehr kosten… vielleicht 10.000 Euro und es ist sehr gefährlich und mit vielen Risiken verbunden (Aus Köln, Luca De Mata) (Fidesdienst, 23/12/2008)


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