AMERIKA/BRASILIEN - „Die Kontinentale Mission wendet sich als Mission an die ganze Welt. Sie sollte permanent sein und ein ganzes Leben lang dauern“, do der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke im Interview mit dem Fidesdienst

Dienstag, 18 November 2008

Rom (Fidesdienst) – „Die Kirche in Brasilien ist auf dem Gebiet der Mission sehr aktiv. Insgesamt arbeiten 1.860 Missionare aus Brasilien in aller Welt und wir engagieren uns insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendmission“, so P. Daniel Lagni, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Brasilien in einem Interview mit dem Fidesdienst, in dem er über die wichtigsten Kennzeichen der Missionsarbeit der brasilianischen Kirche spricht.

Ist die brasilianische Kirche im Bereich der Mission aktiv?
Ich kann mit Gewissheit sagen, dass unserer Kirche im Bereich der Mission sehr engagiert ist. Zum Beispiel war 2008 ein Jahr, indem besonders viele missionarische Initiativen stattgefunden haben. Insbesondere wurden verschiedene Bildungsprogramme durchgeführt. Wir bemühen uns vor allem um die Kinder- und Jugendarbeit mit missionarischen Zielen: in Brasilien gibt es allein 30.000 Gruppen der Kinder- und Jugendmission mit über 400.000 Kindern, die bereits den Geist der Mission leben, zu dem wir sie mit einer angemessene Methode hinführen. Vor etwa drei Jahren haben wir die Jungendmissionsgruppen eingeführt, denen dasselbe Charisma und dieselbe Methode zugrunde liegt wie bei der Kindermission jedoch mit spezifischen Inhalten für Jugendliche, die den Missionsgeist umsetzen und in ihren Gemeinden die missionarische Dimension des Glaubens und des Kirchenlebens erfahren wollen.
Im Oktober, der an sich den Missionen gewidmet ist, haben wir immer wieder Anfragen aus Diözesen, Pfarreien und Bewegungen erhalten, die uns baten, dort über die Mission zu sprechen. Und wir wurden auch von Priesterseminaren eingeladen, Vorträge zur Mission, zur Missionsausbildung und zur missionarischen Tätigkeit der Kirche und der Päpstlichen Missionswerke zu halten.
Ich denke deshalb, dass der Missionsgeist, das Missionsbewusstsein und das missionarische Leben in unserer Kirche in Brasilien sich stets im Wachstum befinden. Dies beweist auch die Tatsache, dass wir trotz der Armut unserer eigenen Kirche insgesamt 1.860 Missionare in alle Welt, insbesondere nach Afrika und in andere lateinamerikanische Länder entsandt haben. Doch wir haben auch Missionare in Asien: In Timor gibt es zum Beispiel brasilianische Missionsschwestern. Von den insgesamt 1.860 Missionaren sind rund 81% Ordensschwestern. Wir geben also viel, trotz unserer eigenen Armut. Ich glaube, dass Mission so funktionieren muss. Man muss aus der eigenen Armut etwas geben. Auch wenn wir selbst viel brauchen, kann man doch immer etwas teilen.

Wie wird die Kontinentale Mission in Brasilien gestaltet werden?
Wir haben bereits damit begonnen, der Kontinentalen Mission Gestalt zu geben. Während der letzten Versammlung der Bischöfe vor etwa einen Monat, bei der rund 40 Bischöfe aus ganz Brasilien vertreten waren, wurde ein Projekt für Brasilien gebilligt. Wir haben damit einige genau festgelegte Richtlinien für die Kontinentale Mission in unserem Land. Wir sind überzeugt, dass die Kontinentale Mission zwar auf unserem Kontinent beginnt, sich im Grunde aber an die ganze Welt wendet. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der besonders unterstrichen wurde, ist die permanente Mission. Wir müssen sie als etwas betrachten, das das ganze Leben dauert. Die Mission erfordert von uns, dass wir stets breit sind, den auferstandenen Christus zu verkünden.
Die offizielle Eröffnung der Kontinentalen Mission wird im April 2009 im Rahmen der Vollversammlung der Bischöfe stattfinden. Nach Ostern werden wir mit der Mission offiziell beginnen. Die Gemeinden bereiten sich bereits darauf vor; sie haben Arbeitsmaterialien erhalten, mit denen sie sich derzeit befassen. Dabei handelt es sich um ein sehr einfaches uns gleichsam praxisorientiertes Dokument, mit klar formulierten Vorschlägen im Licht des CELAM-Dokuments für ganz Amerika.

Welche Initiativen planen die Päpstlichen Missionswerke?
Im zu Ende gehenden Jahr haben wir einen Nationalen Missionskongress veranstaltet, der sehr erfolgreich war und bei dem vor allem die missionarische Spiritualität und die Vorbereitung auf den Amerikanischen Missionskongress CAM 3 im Mittelpunkt standen. Für das kommende Jahr planen wir weiter Bildungsangebote für unsere Gruppen, für Kinder, Jungendliche und Familien aber auch in den Seminaren und für unsere Priester. Dies ist meiner Ansicht nach sehr wichtig. Unser Ziel ist es, auch im kommenden Jahr gute Arbeit zu leisten. In den einzelnen Missionsbüros in den Diözesen wird unterdessen die ordentliche Arbeit fortgeführt. Ein wichtiger Aspekt ist die missionarische Öffentlichkeitsarbeit, damit in Zukunft mehr missionarische Zusammenarbeit stattfindet.

Welchen Herausforderungen steht die Kirche in Brasilien gegenüber?
Die erste große Herausforderung ist die geographische Beschaffenheit des Landes mit einer großen Ausdehnung und 185 Millionen Einwohnern. Es gibt 270 Diözesen und 300 Bischöfe und sehr viele Unterschiede in den verschiedenen Landesteilen. Dies ist ein Hindernis bei der Pastoralarbeit. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Aspekte, wie zum Beispiel der Glaube der Menschen und der Wunsch aktiv teilzunehmen und sich fortzubilden, und dieser Unruhe müssen wir versuchen zu entsprechen.
Eine weitere Herausforderung sind die Sekten. Zurzeit ist das Phänomen vielleicht etwas weniger ausgeprägt und nicht mehr so präsent wie früher, da sich die Menschen bewusst geworden sind, was diese Organisationen wirklich wollen und bieten. Viele Menschen versuchen jetzt die eigenen Glaubensüberzeugungen besser zu vertiefen. Man ist natürlich weiterhin respektvoll und zum Dialog bereit, doch gleichsam versucht man den mit der Taufe erhaltenen Glauben zu bewahren.
Eine Herausforderung ist auch die Evangelisierung im Amazonasgebiet, das 70% unserer Landesfläche ausmacht. Es handelt sich um eine sehr große und unwegsame Region. Deshalb gibt es auch ein spezifisches Programm der Bischofskonferenz für die Evangelisierung in Amazonien, das wir mit unsren zuständigen Organismen unterstützen. Aus diesem Grund versuchen wir auch alle möglichen Kräfte zu mobilisieren, damit nicht nur die materielle Unterstützung gewährleistet ist, sondern dass Menschen auch bereit sind, in dieser Region zu arbeiten, unabhängig davon, ob es sich um Ordensleute, Priester, Laien oder Katecheten handelt. Dieses Projekt betrifft die ganze Kirche. (RG) (Fidesdienst, 18/11/2008)


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