VATIKAN - Papstbotschaft an die Teilnehmer der Studientagung des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden: Kann man Profit und Solidarität vereinbaren? Darin besteht eine große Herausforderung für christliche Unternehmer

Samstag, 6 März 2004

Vatikanstadt (Fidesdienst) -„Christen, die Verantwortung in der Geschäftswelt tragen, stehen vor der Herausforderung die legitime Verfolgung von Profit mit eier Sorge um die Verbreitung der Solidarität und um die Abschaffung der Armut zu vereinbaren, von der heute immer noch viele Mitglieder unserer Menschheitsfamilie betroffen sind“, schreibt Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft an die christlichen Unternehmer - führende Vertreter großer Unternehmen aus 27 Ländern und fünf Kontinenten, die an der in den Räumlichkeiten des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden am 5. und 6. März veranstalteten Studientagung zum Thema „Der Unternehmer: soziale Verantwortung und Globalisierung“ teilnahmen.
„Die Konferenz findet in einer Zeit statt“, so der Papst, „ in der sich der Finanz- und Handelssektor zunehmend der Notwendigkeit authentischer ethischer Verhaltenswiesen bewusst wird, die gewährleisten, dass die Geschäftswelt auch ihre grundlegenden menschlichen und sozialen Dimensionen kennt“. „In einer Welt, die vom Konsumdenken und von materialistischen Perspektiven in Versuchung geführt wird“, so der Papst, „sind christliche Unternehmer berufen, zu bekräftigen, dass „Sein“ wichtiger ist als „Haben“. Mit Bezug auf die Globalisierung erklärte Papst Johannes Paul II., dass diese „wenn sie unter Achtung der Werte der verschiedenen Gruppen und Nationen stattfindet, in beachtlicher Weise zur Einheit der Menschheitsfamilie betragen und Formen der Zusammenarbeit ermöglichen kann, die nicht nur wirtschaftlicher sondern auch sozialer und kultureller Art sind“.
In seinem Grußwort an die Teilnehmer dankte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato R. Martino, nachdem er die Papstbotschaft verlesen hatte, „für die harte Arbeit des Unternehmers, die Kreativität und Hingabe erfordert und sich in einem extrem wettbewerbsbetonten Umfeld abspielt, wo bestimmte Entscheidungen viel kosten oder auch für das Leben vieler gefährlich sein können.“ „Es steht dabei die Glaubwürdigkeit des wirtschaftlichen Systems auf dem Spiel, das es dem Unternehmen ermöglicht, erfolgreich zu sein und der Gesellschaft, davon einen Vorteil zu haben.“
Der Vorsitzende des Internationalen Verbandes Christlicher Unternehmenseiter (UNIAPAC), Etienne Wibeaux, erinnerte daran, dass heute weltweit 3 Milliarden Menschen in Armut leben und zitierte in diesem Zusammenhang das Apostolische Schreiben „Populorum Progressio“ von Papst Paul VI., der feststellte, dass „der Fortschritt zwar eine zunehmende Zahl von Technikern notwendig macht, dass aber auch um so mehr Menschen notwendig sind, die zu einer tief greifenden Reflexion fähig sind, und einen neuen Humanismus suchen, der es dem modernen Menschen erlaubt, sich selbst zu finden, in dem er sich die höchsten Werte der Liebe, der Freundschaft, des Gebets und der Betrachtung zu eigen macht.“
Am Freitag, den 5. März beschäftigen sich die Teilnehmer mit den von Professor Manzone von der Päpstlichen Lateranuniversität genannten Richtlinien zum Thema „Der ethische und soziale Zweck des Unternehmensgewinns“. Er hatte unter anderem darauf hingewiesen, dass „der Profit, auch wenn er nicht alleiniges Ziel des Unternehmens ist, jedoch von ausschlaggebender Bedeutung bleibt“. „Er ist das Mittel, das es ermöglicht, unternehmerisch tätig zu sein, Der richtige Test für jedes Unternehmen ist jedoch nicht die Gewinnmaximierung sondern der Gewinn, der ausreichend ist, um das Risiko des Unternehmens abzudecken und Verluste zu verhindern“, so Professor Manzone. „Wenn man den Profit mit Innovation verbindet, dann ist der Markt dabei behilflich individuelle Unternehmensinteressen und das Interesse der Gesellschaft und der Verbraucher zu vereinbaren, was ein allgemeines Interesse ausmacht … Eine akzeptable Gewinnstrategie wird nicht diejenige sein, die eine monopolistische Position anstrebt, sondern diejenige, die versucht die Stärken des Unternehmens zu identifizieren und dabei bei diejenigen weiterzuentwickeln, die auf effiziente Weise neue Produkte und Dienstleistungen entstehen lassen“, bekräftigt er.
Im Zusammenhang mit der Korruption in der Geschäftswelt und der Politik erinnerte der Franzose Pierre Lecoc, Präsident von Energy Automative Systems daran, dass „Macht und Haben, die in unserer Zeit vorwiegend vom Geld bestimmt werden, zwei der drei Versuchungen des Bösen darstellen, denen Christus während der 40 Tage in der Wüste widerstand“. Die Versuchung Regeln zum umgehen, zu betrügen und Vertrauen zu missbrauchen sei in der Welt der Geschäfte und der Politik stets gegenwärtig. Als Alibi würde dabei oft ein äußeres Kräftesystem angeführt, das durch Druckausübung bestimmte Verhaltensweisen auslöst. Doch hinter jeder Entscheidung stehe dabei immer ein Mensch, der allein seinem Gewissen gegenübersteht und sich dabei aussuchen kann, ob er der Versuchung widerstehen will oder nicht. „Zu jeder Zeit“, so Lecoc, „träumt ein Teil von uns davon, Mittel zu finden, um den eisernen Regeln des Wettbewerbs zu entgehen. Korruption in all ihren Formen ist Ausdruck dieser Einstellung. Doch zu jeder Zeit und überall gab es Männer und Frauen, die nein gesagt haben und sich, oft um einen hohen Preis, der Versuchung zu widersetzen wussten“.
Abschließend setzten sich die Tagungsteilnehmer mit der sozialen Verantwortlichkeit des Unternehmers bei der Bekämpfung der Armut auseinander, die der Mexikaner José Ignacio Mairsca Torroella, Präsident der Marhnos, in seinem Vortrag erläuterte. Dabei wies er unter anderem auf verschiedene konkrete Initiativen hin, die in seiner Heimat zur Lösung des Lebensmittelproblems und der Probleme im Bildungswesen bereits umgesetzt werden. Dabei geht es vor allem um Kleinstkredite und um die Prinzipien einer solidarischen Wirtschaft. (SL) (Fidesdienst 6/3/2004 - 72 Zeilen, 839 Worte)


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