VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Einladung zum Christuszentrismus

Donnerstag, 26 Juni 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) Die teils einseitige Hervorhebung des menschlichen Elements und seiner Zentralität, auch in der Theologie, hat ihre Wurzeln in einer falsch verstandenen Beziehung zwischen den gerechtfertigten und absolut unabdingbaren Aspirationen des Menschen und den ebenso gerechtfertigten „Forderungen“ Gottes.
Paradoxerweise haben mehr als zwei Jahrtausende an Christentum den Menschen und seinen Gedanke von Gott noch nicht weit genug immunisiert gegen die Versuchung sich im „Gegensatz“ zum eigenen Schöpfer zu befinden, so als müsste oder könnte die volle Selbstverwirklichung, die eigene Erfüllung als Mensch „gegen“ oder „ohne“ Gott stattfinden. In der katholischen Lehre hat diese Versuchung einen sehr alten Namen, der vielleicht etwas in Vergessenheit geraten ist in einigen Predigten, der aber absolut zentral ist um einen theologischen, anthropologischen und ethischen Diskurs zu erarbeiten: dieser Name ist Erbsünde. Die Reflexion über diese doktrinalen Tatsache, die im Katechismus der Katholischen Kirche unter den Nr. 396-409 dargestellt wird, drängt dazu hervorzuheben wie jede „anthropologische Wende“, die die Theologie neu gründen will indem sie einzig und allein vom Menschen ausgeht oder indem sie den Menschen und seine Bedürfnisse gegen die angeblichen „Ansprüche“ Gottes behauptet, riskiert sich in eine „anthropozentrische Wende“ zu verwandeln, die den einsamen Menschen in den Mittelpunkt des Kosmos stellt und seine natürliche Öffnung hin zum ewigen Geheimnis frustriert.
Im Gegensatz dazu geht der so genannte „Christuszentrismus“ vom einzigen Punkt der Geschichte aus, in dem die Konfliktsituation zwischen Gott und dem Menschen komplett überwunden ist, sei es in sich selbst, sei es als einzig universell Heil bringender Effekt des Erlösungsopfers Christi, dessen „Früchte“ der Freiheit eines jeden Menschen angeboten werden und der also somit für alle Menschen ist.
Es wäre sehr interessant wenn man viele Jahre nach der „anthropologischen Wende“ endlich wieder eine große „christologische Wende hätte“ und sogar eine Christuszentralität. Das Zweite Vatikanische Konzil lädt die ganze Kirche ein, diesel Weg u gehen und das neuere Lehramt der Päpste, sei es das des verehrten Johannes Paul II, sei es das von Benedikt XVI lädt ständig die Gedanken, das Herz und das Leben der Gläubigen ein, diese Zentralität anzuerkennen und sich zu eigen zu machen.
Jesus von Nazareth, den Herrn und Christus wieder neu zu entdecken als wahren Mittelpunkt der Geschichte der Menschheit, des Lebens der Kirche und deshalb auch des Lebens eines jeden einzelnen Christen wäre die echte „anthropologische Wende“. Der Mensch würde dadurch zutiefst erleuchtet, getröstet, befreit: er könnte mit einem Wort die effektive Erfahrung jenes Heils machen, das Christus uns errungen hat und das der Freiheit eines jeden angeboten wird. Und die Theologie ihrerseits könnte gleichzeitig darin ihre originale Berufung finden, die so leuchtend in den Kirchenvätern gegenwärtig ist: die Heilsgeheimnisse darstellen, auf segensreiche und für die Intelligenz des Lebens zugängliche Weise. Niemand nimmt sich den Menschen mehr zu Herzen als Christus selbst: der Christuszentrismus ist die „wahre anthropologische Wende“ der Geschichte. Nie ist der Mensch so im Zentrum als beim Herrn Jesus Christus. (Fidesdienst 26/6/2008)


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