ASIEN/INDIEN - Zahl der Scheidungen auf Gor steigt in einem nie da gewesenen Maß: unter den Folgen leiden vor allem die Kinder

Mittwoch, 4 Juni 2008

Panaji (Fidesdienst) – Die Zahl der Scheidungen auf Goa steigt in einem nie da gewesenen Maß. Diese Situation bezeichnet P. Savio Rodrigues von der Höheren Schule „St. Britto“ in Mapusa, zu dessen Schülern auch Scheidungskinder gehören als „alarmierend“. Denn vor allem Kinder leiden unter den Folgen der Scheidung ihrer Eltern. „Ich kenne viele Fälle von Kindern, die vor der Realität einer zerrütteten Familie in die Drogen fliehen“, so der Geistliche. Dabei dürfe man auch nicht vergessen, dass manche Kinder sogar Selbstmord gefährdet sind.
Im Jahr 2007 lag die Zahl der Scheidungen auf Goa bei 384, davon 232 im Norden der Insel. Dies bedeutet eine beachtliche Zunahme im Vergleich zu den durchschnittlich 171 Scheidungen in den Vorjahren. Seit Januar dieses Jahres gab es bereits 78 Scheidungen im Norden der Insel. Doch auch im Süden ist die Tendenz steigend. In Salcete und Marmugao gab es jeweils 93 und 35 Scheidungen im Jahr 2006 und 109 und 49 im Jahr 2007. Seit Januar 2008 waren es bereits 13 und 30.
Frauen, die in den Familien oft misshandelt und von ihren eigenen Ehemännern auf vielfache Weise missbraucht werden, ziehen eine Trennung oder Scheidung vor. „Die Trennung wird manchmal als ein Schritt des Ehemanns oder der Ehefrau betrachtet werden, um den Ruf der Familie zu wahren und manchmal bleibt auch die Möglichkeit einer späteren Versöhnung“, so P. Socorro Mendes, der das Zentrum für Familienbetreuung der Erzdiözese Goa leitet. Viele Frauen legten aber oft Wert darauf, nach der Trennung weiterhin als „verheiratet“ zu gelten, weil der Stempel „geschiedene Frau“, die Heiratsmöglichkeiten der eigenen Töchter beeinträchtigen könne, so die Menschenrechtskämpferin Albertina Almeida.
Einheimische Familienforscher und Soziologen halten jedoch die Emanzipation der Frau für die Hauptursache der steigenden Scheidungsraten. Ein weiterer Grund sei die Auswanderung: die Entfernung zwischen den Eheleuten lasse die körperliche und emotive Bindung schwinden und fördere die Annäherung an andere Personen. Außerdem seien sich gebildete Menschen mit einer guten Berufsausbildung heute der eigenen Rechte und der geltenden Gesetze bewusst: angesichts der eigenen finanziellen Unabhängigkeit werden dann oft eine Scheidung einer unglücklichen Ehe vorgezogen. (SL) (Fidesdienst, 04/06/2008)


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