VATIKAN - “AVE MARIA” von Mgr. Luciano Alimandi - Das Herz Mariä

Mittwoch, 4 Juni 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Papst Benedikt XVI. hat in einem Kommentar zum Fest Mariä Heimsuchung, das dieses Jahr mit dem Fest Herz Mariä zusammenfiel erinnerte der Papst zunächst an die Bedeutung des Rosenkranzgebets in den Familien und Pfarrgemeinden und sprach sodann diese intensiven und tiefen Worte: „Am heutigen Fest Mariä Heimsuchung hören wir das Lukas-Evangelium von der Reise Mariens von Nazareth zu ihrer ältren Cousine Elisabet (…) Als sie bei Elisabeth ankam geschah etwas, was kein Maler je mit der ganzen Schönheit und Tiefe des Ereignisses wiedergeben kann. Das Licht des Heiligen Geistes umhüllt die beiden Frauen. Und Elisabeth ruft aus der Höhe erleuchtet: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich denen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Diese Worte könnten uns im Vergleich zum tatsächlichen Kontext als übertrieben erscheinen. Elisabet ist eine ältere Frau aus Israel, wie viele andere und Marie ist ein unbekanntes Mädchen aus einem entlegenen Dorf in Galiläa. Was könnten sie sein oder ausrichten in einer Welt, in der andere Personen und andere Mächte zählen? Trotzdem erstaunt uns Maria ein weiteres Mal; ihr Herz ist transparent und für das Licht Gottes ganz offen; ihre Seele ist frei von Sünde und weder Stolz noch Egoismus lastet auf ihr. Die Worte Elisabets entfachen in ihrem Geist einen Lobgesang, der als authentische und tiefe ‚theologische’ Auslegung der Geschichte betrachtet werden kann: eine Auslegung, die auch wir immer wieder von ihr lernen könne, deren Glauben frei von Schatten und Rissen ist. ‚Meine Seele preist den Herrn’. Maria erkennt die Größe Gottes. Dies ist das erste unverzichtbare Gefühl des Glaubens; das Gefühl, das dem menschlichen Geschöpf Sicherheit gibt und es auch inmitten der Stürme der Geschichte von der Angst befreit. Indem sie über die Oberfläche hinausgeht, ‚sieht’ Maria mit den Augen des Glaubens das Wirken Gottes in der Geschichte (…) Ihr Magnifikat ist auch nach Jahrhunderten und Jahrtausenden noch die wahrste und tief greifendste Auslegung der Geschichte, während die Interpretation vieler Gelehrten dieser Welt von den Fakten im Laufe der Jahrhunderten dementiert wurden…“ (Papst Benedikt XVI., 31. Mai 2008)
Die Marienfrömmigkeit führt, wenn sie authentisch ist, notwendiger Weise zum Wunsch der Nachahmung der Tugenden Marias, ihrer inneren Bereitschaft, die vor allem im Wort Gottes erscheinen. Die Kirche stellt sich selbst und jeden einzelnen von uns in die Schule Mariens, gerade Weil wir von der Mutter des fleischgewordenen Wortes am besten lernen können, wie wir wahre Jünger Jesu werden. Dies ist das höchste Ziel jeder „frommen Übung“, die wir der Mutter Gottes widmen.
Wenn die Liebe zur Gottesmutter authentisch ist, verspürt der, der sie empfindet, die Notwendigkeit Jesu „auf die Art und Weise“ Mariens nachzufolgen. Dieser „marianische Stil“ zeichnet sich durch die grundlegenden Tugenden des Herzen Christi und des Herzen Mariä aus, die ihnen gemein sind: die Demut und die Güte (vgl. Mt 11,29). Es gibt Auslegungen, die darauf hinweisen, dass Jesus, als er die Seligpreisungen verkündete, an seine Mutter dachte, da sie diese auf vollkommene Weise lebte. Die erste Seligpreisung betrifft die Demut, das heißt das eigene arm sein. Wie Jesus sagt: führt die „Armut vor Gott“ zum Reichtum des Himmelreiches. (vgl. Mt 5,3).
Die Muttergottes erwähnt auch in ihrem Magnifikat die eigene Armut und Demut, die sie als Niedrigkeit versteht, um zur erklären, dass der Herr „sie auserwählt hat“, und dass er weil sie so niedrig und demütig war, auf sie geschaut hat (vgl. Lk 1,48).
Was den Gefallen Gottes bei seinen Geschöpfen anzieht, ist nicht deren „Größe“, sondern deren „Niedrigkeit“, in der sie vor ihm und untereinander leben. Wie der Papst lehrt „erkennt Maria die Größe Gottes! Das ist das erste unverzichtbare Gefühl des Glaubens“!
So könnte man sage, dass das erste Zeichen der Authentizität des Glaubens ein demütiges Herz ist, das dem Herzen Mariä ähnlich ist, das sich stets der eigenen Niedrigkeit und der unendlichen Größe und Macht Gottes bewusst ist. Ein solches Herz lässt sich nicht von Stolz und damit vom Teufel in die Irre führen, der wie Jesus sagt: „Er war Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit, denn es ist keine Wahrheit in ihm. Senn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge (Joh 8,44). Auch wer stolz ist sagt „was aus ihm kommt“ und ist nicht in der Lage „objektiv“ zu sein, weil er von sich selbst eingenommen ist, gefangen im eigenen „Subjektivismus“, während der Demütige sich der Wahrheit öffnet, die ihm derjenige schenkt, der sie besitzt. Den Demütigen offenbart der Herr die Wahrheit über sich selbst, denn sie sind in der Lage es anzunehmen (vgl. Mt 11,25). Die Gottesmutter ist vollkommen demütig, weil ihre Seele frei von Sünde ist und weder Stolz noch Egoismus auf ihr lasten“, deshalb kann Gott sich ihr in dem Maß schenken, das sie in die Lage versetzt, seinen eingeborenen Sohn zu empfangen, das fleischgewordene Wort.
Je niedriger wir werden, indem wir uns Maria anvertrauen, um so mehr wird der Herr uns fähig machen, ihn anzunehmen: der Raum des Lichts der göttlichen Liebe wird weiter werden und mehr und mehr die Finsternis unseres Egoismus vertreiben. Ein demütiges Herz ist von authentischer Liebe beseelt, denn „es sucht nicht seinen Vorteil“ (1 Kor 13,5). Ein demütiges Herz handelt nicht nach der Logik der Welt, die alles auf sich selbst bezieht, sondern es „läuft“ zu Gott und zu den Mitmenschen, so wie Maria, die mit dem Herrn im Schoß – „unter ihrem Herzen“, wie es in einem Lied heißt – „eilends“ zu ihrer Cousine Elisabet geht. Die „Heimsuchung“ ist die „die handelnde Liebe Christi“ in Maria, die sich uns in ihrer ganzen Schönheit offenbart, damit wir zu unseren Mitmenschen „eilen“ um ihnen Jesus zu bringen. (Fidesdienst, 04/06/2008)


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