AFRIKA/SÜDAFRIKA - Ausländerfeindliche Gewalt: befindet sich das „Regenbogenmodell“ in der Krise?

Montag, 19 Mai 2008

Johannesburg (Fidesdienst) - Mindestens 13 Menschen starben durch ausländerfeindliche Gewalt in den Townships in Johannesburg, der Hauptstadt Südafrikas. Außerdem wurden bei den Zwischenfällen, die bereits als die schlimmsten ausländerfeindlichen Episoden in der Geschichte des Landes bewertet wurden, hunderte Menschen verletzt.
Opfer der Übergriffe wurden insbesondere Zuwanderer aus Simbabwe und Mosambik und aus Asien, die in den Vororten Johannesburgs leben. Eines der Opfer wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Humanitäre Hilfsorganisationen bezeichnen die Situation als dramatisch. Unterdessen wurden 250 Menschen festgenommen und zusätzliche Sicherheitskräfte in den betroffenen Stadtteilen stationiert. Staatspräsident Mbeki und alle südafrikanischen Politiker verurteilten die Vorfälle. Auch die katholische Kirche äußerte sich zu diesen jüngsten Episoden der Gewalt (vgl. Fidesdienst vom 15. Mai 2008).
In Südafrika leben rund 3 Millionen Zuwanderer aus Simbabwe, die vor der Wirtschaftskrise im eigenen Land und vor der Gewalt des dortigen Regimes flüchten. Diese Menschen werden von den südafrikanischen Behörden nicht als Flüchtlinge anerkannt und leben deshalb als illegale Einwanderer in Südafrika. Neben den Zuwanderern aus Simbabwe leben in Südafrika Einwanderer aus Mosambik, Somalia und andern afrikanischen Ländern, die sich in Südafrika auf der Suche nach einem besseren Leben niederlassen. Bei den in Südafrika lebenden Asiaten handelt es sich größtenteils um Pakistanis.
Die Menschen in den Townships, deren Lebensbedingungen sich in den vergangenen Jahren nicht wirklich verbessert haben, fürchten die Konkurrenz der ausländischen Zuwanderer. Der Nationale Afrikanischen Kongress (ANC), der die Apartheid bekämpfte und seit 1994 in Südafrika Regierungspartei ist, propagiert die so genannte „Regenbogen-Nation“, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft und Rasse harmonisch zusammenleben sollen. Dieses Modell wird nun durch die jüngste Welle der Fremdenfeindlichkeit in Frage gestellt. Die derzeitige Lage wird langfristige politische Lösungsansätze erforderlich machen, die auch eine gerechte Verteilung der Ressourcen des Landes berücksichtigen. Dabei sollte auch auf regionaler Ebene gehandelt werden. (LM) (Fidesdienst, 19/05/2008 - 30 Zeilen, 299 Worte)


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