VATIKAN - Papst spricht bei der Generalaudienz über den heiligen Benedikt: „Der große Mönch bleibt ein wahrer Lehrer, in dessen Schule wir lernen können, wie man wahren Humanismus lebt“

Donnerstag, 10 April 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Heute möchte ich über den heiligen Benedikt, Gründer des Abendländischen Mönchtums und Namensgeber meines Pontifikats sprechen“, so begann Papst Benedikt XVI. seine Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch, den 9. April mit den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen.
In seiner größtenteils frei gesprochenen Katechese sagte er in deutscher Sprache: „Über sein Leben berichtet uns Papst Gregor der Große, der diesem ,Mann Gottes’ im zweiten Buch seiner ,Dialoge’ ein hagiographisches Denkmal gesetzt hat.“
„Um 480 bei Nursia in Umbrien geboren“, so der Papst zum Leben des Heiligen, „kam Benedikt zum Studium nach Rom. Des städtischen Treibens und Lebensstils überdrüssig und getragen vom Wunsch, Gott zu gefallen, zog er sich bald in die Einsamkeit zurück. Die Jahre des Eremitenlebens in Subiaco sind für Benedikt eine Zeit der Prüfung, der Reifung und der Überwindung tiefster Versuchungen des Menschseins. Im Jahre 529 gründete der Heilige sein berühmtes Kloster auf der Anhöhe von Montecassino als ,Leuchturm auf dem Berg’, wo er 547 verstarb. Durch sein Wirken, vor allem durch seine Mönchsregel, hat Benedikt entscheidenden Einfluss auf die Formung der europäischen Kultur und Zivilisation ausgeübt. 1964 hat Papst Paul VI. ihn zum Patron Europas erklärt. Benedikt beschreibt in seiner Regel das Kloster als ,Schule für den Dienst des Herrn’. Dabei nimmt das Gebet, ohne das es keine Gotteserfahrung gibt, einen zentralen Platz ein. Aus dem betenden Hinhören auf Gott muss aber konkretes Handeln folgen. Nicht um eine ichbezogene Selbstverwirklichung geht es beim monastischen Leben, sondern um die aufrichtige Suche nach Gott und die nach dem Beispiel Christi in Glauben und Liebe geübte Demut. So kann der Mensch immer mehr Christus ähnlich werden und seiner Bestimmung als Geschöpf nach dem Abbild Gottes gerecht werden.“
In seiner italienischen Ansprache erinnerte der Papst auch daran, dass der heilige Benedikt von Papst Paul VI. zum Schutzpatron Europas proklamiert wurde, der damit den außerordentlichen Beitrag der Regel des Heiligen zum Entstehen der europäischen Kultur und Zivilisation Rechnung tragen wollte. „Das heutige Europa hat ein Jahrhundert hinter sich, das von zwei Weltkriegen schwer verletzt wurde und in dem große Ideologien zusammenbrachen, die sich als tragische Utopien erwiesen haben. Damit eine neue und dauerhaufte Einheit entsteht, sind gewiss politische, wirtschaftliche und juridische Instrumente notwendig, doch man muss auch eine ethische und geistliche Erneuerung suchen, die sich aus den christlichen Wurzeln des Kontinents speist, denn andernfalls kann Europa nicht wieder aufgebaut werden“. Auf der Suche nach dem wahren Fortschritt könne man deshalb auch heute auf die Regel des heiligen Benedikt zurückgreifen und diese als „Licht auf unserem Weg“ betrachten, denn „der große Mönch bleibt ein wahrer Lehrer, in dessen Schule wir lernen können, wie man wahren Humanismus lebt“. (SL)(Fidesdienst, 10/04/2008 - 37 Zeilen, 458 Worte)


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