VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Der Fortschritt ist nicht Gott

Freitag, 14 März 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Eine der Offensichtlichkeiten unserer Zeit ist der ständige Hunger nach Fortschritt. Dieser Hunger wird beständig durch die Massenkommunikationsmittel genährt, die mit erstaunlicher Konstanz im wissenschaftlichen, finanziellen und sozialen Fortschritt das „höchste Gut“ anpreisen, das alle Übel beseitigt.
Wir wissen, dass dies eine Lüge der Modernität ist! Wie und der Heilige Vater Benedikt XVI in der Enzyklika „Spe Salvi“ unter der Nummer 17 gelehrt hat, dass in der Neuzeit die Hoffnung eine neue Gestalt erhält: „Sie heißt nun: Glaube an den Fortschritt (…) aus dem Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis werden ganz neue Entdeckungen folgen und eine ganz neue Welt wird entstehen, das Reich des Menschen“. Dieses Reich wird immer mehr danach streben, das Reich Gottes abzulösen.
In diesem Hunger nach Fortschritt besteht eine wesentliche Zwiespältigkeit: auf einer Seite gibt es in ihm etwas sehr positives, auf der anderen Seite verbirgt sich gleichzeitig eine
radikale Gefahr.
Als Positives ist im ständigen Wunsch nach Fortschritt ein objektives Gut des Menschen beinhaltet: der Mensch ist ein dynamisches Wesen, kein statisches. Er ist unfähig, seine eigene Existenz ausserhalb der Geschichte zu sehen, die selbst als beständige Entwicklung seiner selbst und der Gesellschaft, der positiven Wissenschaften und der Technologie angesehen wird. Im Grunde können wir sagen, dass die Idee des Fortschritts, der bis hin zur Verschärfung getrieben wird, nichts anderes ist als das menschliche Bedürfnis nach Unendlichkeit, der Wunsch, die Grenzen, das Böse, und zuletzt den Tod zu besiegen.
In diesem Sinne sind der Forschritt und vor allem die Ideologie des Fortschritts, die ihn begleitet, zu einer wesentlichen menschlichen Dimension relativ. Sie besagen, wenn auch indirekt, dass der Mensch ein auf das Unendliche und das Geheimnis hin offene Wesen ist, das ständig die Grenzen überwinden will, die der Kosmos und sein eigenes Dasein ihm auferlegen.
Als Negatives tendiert der Fortschritt dazu, sich unzulässig an die Stelle Gottes zu setzen und jene zentrale Position im Leben und in der Gesellschaft einzunehmen, die nur Gott gebührt. Vom Fortschritt erwartet man sich, bei näherem Hinsehen, das Heil, das nur ein unendlicher Gott und eine unendliche Hoffnung geben können.
Wenn diese Position in den letzten Jahrzehnten auf philosophischer und sozialer Ebene weniger verwurzelt ist, da die internationale Krise, der Terrorismus und die Schwierigkeiten zur Bewahrung des Friedens sie heute weniger vertretbar erschienen lassen, so ist sie sich auf finanzieller Ebene sehr präsent. Die Ökonomie ist der Ort des Triumphes des Fortschritts und dem finanziellen Fortschritt riskiert die Gesellschaft jeden anderen menschlichen Wert zu opfern.
Der finanzielle Fortschritt ist ein relatives Gut, kein absolutes und somit ist er ein Mittel und kein Zweck. Wie jede andere „menschliche Erfindung“ hat auch die Ökonomie ihre Grenzen und muss sich ihre Grenzen setzen, auch im Fortschritt, oder wie man so sagt, im finanziellen Wachstum. Ein Produktionssystem, das nur auf das Wachstum der Finanzen hin ausgerichtet ist als letztes Ziel, das um jeden Preis und mit allen Mitteln verfolgt wird, ist undenkbar.Die Ökonomie ist sicherlich ein wesentliches Element, das oft die Lebensbedingungen und die Fähigkeiten der Einzelnen und der Gesellschaft verbessern kann, aber ihr Fortschritt kann und darf nicht mit dem Heil verwechselt werden. Der Fortschritt ist nicht Gott.
Man muss also lernen, im Herzen des Menschen zu lesen, was die Spannungen sind, die es wirklich zum Handeln bewegen, was für echte Bedürfnisse es beleben. Folglich muss man auch beginnen, sich eine Gesellschaft vorzustellen, in der unter ernsthafter Überprüfung der angenommenen Lebensstile und durch ein tief greifendes erzieherisches Werk, der Fortschritt wieder ein gutes Mittel wird, aber nie ein Ziel ist, dem man mit einem fast laienhaft religiösen Akt den ganzen Rest „opfert“. (Fidesdienst 14/3/2008; Zeilen 40, Worte 567)


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