VATIKAN - AVE MARIA von Mgr. Luciano Alimandi - Fastenzeit: Zeit des göttlichen Wirkens

Mittwoch, 6 Februar 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Die Evangelisten berichten von vielen Wundern, die Jesus wirkte, und es beeindruckt uns die Macht Gottes, die Kranke heilt, Besessene befreit, Tote wiedererweckt, die Kräfte der Natur beherrscht … Es ist in unseren Augen ein Wunder, was uns dieses göttliche Eingreifen in die Natur offenbart. Heute, wie damals, fasziniert uns dieses Handeln des Herrn in seiner Kirche unter seinen Kindern, die besonders bedürftig sind. Das Staunen über diese außerordentlichen Ereignisse darf uns jedoch nicht dazu führen, dass wir glauben, Gott handle nur auf außergewöhnliche Weise, wie dies bei einem Wunder der Fall ist.
Der Herr ist immer am Werk (vgl. Joh 5,17), doch wir merken es nicht, oder besser, wir sind nicht immer in der Lage dazu, die Zeichen dieses göttlichen Wirkens zu erkennen und anzunehmen, denn wir geben ihnen nicht genug Raum. Eine demütige Seele, die für die Gnade offen ist, nimmt Gott, der in ihr und um sie herum wirkt, an, doch der Mensche, der sich auf die eigene Sünde beschränkt, ist für dieses göttliche Wirken unzugänglich, denn es dringt nur in Menschen ein und verwandelt sie, wenn sie sich widerstandslos von ihm einnehmen lassen.
Die Apostel wussten dies nur zu gut! Sie mussten mühsam lernen, Jesus Platz zu schaffen und den eigenen Egoismus zu überwinden, sich nicht als Herrscher über die anderen zu betrachten, sondern Diener der verwandelnden Gnade zu sein, damit sie neue Geschöpfe wurden. Seit dem Tag, an dem der Herr in ihr Leben eingetreten war, sollte sich alles ändern; und nicht mehr und nicht weniger soll mit uns, mit den Jüngern des dritten Jahrtausends geschehen. Jesus, ist derselbe wie vor zweitausend Jahren und der Mensch auch. Die Bekehrung ist heute so erforderlich wie damals zur Zeit der Apostel, die begeistert waren, wenn sie die Wunder sahen und traurig wurden, als Jesus in ihrem Boot „schlief“ und sie meinten, sie müssten untergehen. Und genauso geht es uns!
Die Apostel mussten lernen, auf Gott zu vertrauen, sowohl zu Zeiten, in denen sein Handeln offensichtlich war, als auch, wenn es dies nicht war; sie mussten ihm im Licht und in der Dunkelheit vertrauen, wenn sie etwas verstanden hatten und auch wenn sie es nicht verstanden hatten. Genauso wie heute! Das Evangelium ändert sich nicht, denn es ist das Wort Gottes und nicht des Menschen. Das, was Jesus von dem jungen reichen Mann verlangte, der ihm nachfolgen wollte, das verlangt er auch von uns heute. Wenn wir seine Verkündigung annehmen, dann werden wir die Macht der göttlichen Gnade erfahren, wie sie diejenigen erfahren durften, die ihm vor zweitausend Jahren ihr Vertrauen schenkten!
Es gilt heute wie damals, die Wahrheit, dass, wer sich selbst behaupten will, nicht Jesus nachfolgen wird: „Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst…“ Auch uns, wie den Aposteln damals, wiederholt der Herr, der weiß, wie sehr wir uns gegen den Glauben wehren, diese Lektion: er klopft an die Pforte unseres Gewissens, damit wir seine Stimme hören, er möchte, dass wir ihm öffnen. Doch die Pforte unseres Herzens ist verrostet, es fällt schwer, sie für eine neue Perspektive zu öffnen: wenn man geben soll, damit man empfangen kann, wenn man kleiner werden soll, damit man wächst. Die Seele eines wahren Jüngers soll jedoch wachsen, Christus ist nicht irgendjemand. Wenn Jesus in einer Seele lebt, dann „ertönt eine ganz andere Musik“! Es geht nicht um falsche Noten, die von einem nur für sich selbst und zu Lasten der anderen gelebten Leben zusammengesetzt wurden. Es sind die Noten einer unsagbar schönen Harmonie, eines Lebens, das den Duft der Liebe Christi trägt, wie auch der Apostel sagt: „Wir sind Christi Wohlgeruch“ (2 Kor 2,15). Das Leben der Heiligen versprüht diesen Wohlgeruch, der auch nach vielen Jahren immer noch zu riechen ist, wenn wir wachsam sind, wenn auch wir, wie sie, eine Dynamik der Liebe erleben, dann wird dieses duftende Öl auch unsere Herzen verwandeln. Das Beispiel der Heiligen spornt uns dazu an, uns mehr und mehr Gott zu öffnen. Der Diener Gottes, Johannes Paul II. hat diesen Wohlgeruch verbreitet und er tut dies auch heute noch.
Papst Benedikt sagte in seiner Predigt am 2. Todestag von Papst Johannes Paul II. über diesen Duft: „Der »Duft« seiner Liebe »hat das ganze Haus erfüllt« (vgl. Joh 12,3), das heißt die Kirche (…) denn die Liebe von Papst Wojtyla zu Christus war so stark und so tief, dass sie in alle Teile der Welt sozusagen übergeflossen ist. Sind nicht die Wertschätzung, die Achtung und die Zuneigung, die Glaubende und Nichtglaubende bei seinem Tod zum Ausdruck brachten, ein deutlicher Beweis dafür? Augustinus schreibt: (…) »Das Haus wurde vom Wohlgeruch des Salböls erfüllt; das heißt, die Welt wurde mit einem guten Ruf erfüllt; denn ein Wohlgeruch ist ein guter Ruf … Durch die guten Christen wird der Name Gottes gepriesen« (In Io. Evang. Tr. 50,7). Das ist wirklich wahr: Der intensive und fruchtbare Hirtendienst und noch mehr das Martyrium der Agonie und der ruhige Tod unseres geliebten Papstes haben die Menschen unserer Zeit erkennen lassen, daß Jesus Christus für ihn wahrhaftig »alles« war. (Papst Benedikt XVI. Predigt am 2. April 2007).
Die Jungfrau Maria möge uns durch die Fastenzeit begleiten, damit aus der Asche unseres Egoismus der Wunsch nach Gott erheben aufsteigen möge. (Fidesdienst, 06/02/2008 - 62 Zeilen, 878 Worte)


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