VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Das Geheimnis der Menschwerdung und der Geburt des Herrn im römischen und im byzantinischen Ritus

Donnerstag, 20 Dezember 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Einige Liturgiker sind von der Aussage des Papstes verstört worden, die im Motu proprio “Summorum Pontificum” enthalten ist, es gebe nur einen römischen Ritus in zwei Formen, einer ordentlichen und einer außerordentlichen. Sie halten dies für eine “neue” historische Interpretation, wohl weil man vollkommen den römischen Ritus mit dem lateinischen identifiziert hat. Aber die Geschichte der Liturgie lehrt, dass “immer viele Formen des lateinischen Ritus existiert haben. In der Tat bestanden neben dem römischen Ritus bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil auch der arabische, der von Brag, der von Chartreux, der der Karthäuser, der der Dominikaner. Niemand hat je daran Anstoß genommen, dass die Dominikaner, die in unseren Pfarreien gegenwärtig waren, nicht wie die Diözesanpriester zelebriert haben, sondern einen eigenen Ritus angewandt haben. Wir hatten nie Zweifel, dass ihr Ritus genau so katholisch sei als der römische und wir waren stolz auf den Reichtum der verschiedenen Traditionen (vgl. Joseph Ratzinger, “Nel decennale del Motu proprio Ecclesia Dei”, Roma, 24 ottobre 1998).
Ebenso vereinfacht man die Dinge wenn man von orientalischem Ritus spricht, denn es gibt davon nicht nur verschiedene sondern es existieren Varianten auch innerhalb eines selben Ritus: der byzantinische Ritus existiert in der griechischen und in der slavischen Form und das ist nicht nur ein sprachlicher Unterschied; dann unterteilt er sich in “Liturgie des Heiligen Chrysostomos” was die klassische, ordentliche Form ist, in “Liturgie des Heiligen Basilius (die außerordentliche Form der Geheiligten). In der geschichtlichen Entwicklung hat der Ritus des Chrysostomos den des Basilius nicht aufgehoben, aber er hat ihn in gewisser Weise begleitet und bereichert. Wie ist also die Aussage einiger Liturgiker (auche wenn es sich hier um den römischen Ritus handelt) möglich, laut denen “es nie vorgekommen ist, dass ein einziger Ritus in zwei verschiedenen Formen zelebriert wurde?”
Tatsache ist, dass der römische Ritus (der sogenannte Ritus von Pius V) neben dem vom “Diener Gottes, Paul V” weiter existiert hat. Nun kommt er wieder an dessen Seite. In Wahrheit müsste der alte römische Ritus “Liturgie von Gregor dem Großen” genannt werden. Das sind Tatsachen, alles andere ist Ideologie.
Diese Denkweise führt dann dazu zu betrachten wie die Einheit in der Vielfalt - zu der so sehr von den Reformern der Liturgie aufgerufen wird - sich daraus ergibt, die Ähnlichkeiten unter den verschienen Riten (lateinischem, byzantinische, syrischem etc) zu beobachten, sei es innerhalb einer einzigen Familie oder Region, sei es von außen, wie z. B. zwischen römischem und byzantinischem. Aber vor der Reform der Nachkonzilszeit waren diese Ähnlichkeiten weit grösser und ein klarer Hinweis auf den gemeinsamen Ursprung.
Deshalb erschient zumindest paradox, dass die Ultra-Unterstützer der liturgischen Neuheiten und überzeugten Verteidiger der Inkulturation der heutigen Liturgie, einer Pluralität von Formen, die aus der Geschichte kommt, feindlich gegenüber stehen.
Die Inkulturation der Liturgie ist die Folge der Inkulturation des Evangeliums und beide sind an die Menschwerdung des Wortes gebunden: “Der Heilige Geist, der im Schoß der Jungfrau Maria die Menschwerdung Jesu Christi gewirkt hat, belebt das mütterliche Handeln der Kirche in der Evangelisierung der Kulturen. Auch wenn das Evangelium von allen Kulturen unabhängig ist, vermag es doch alle zu durchdringen, freilich ohne sich ihnen zu unterwerfen. (Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung, Vatikan 2007, Nr. 6).
In der Liturgie lebt man bei der Feier einer jeden Heiligen Messe das gesamte Geheimnis Christi neu: von der Menschwerdung bis zu Pfingsten, nicht nur den Tod und die Auferstehung. Die römische Liturgie, vor allem die Weihnachtsliturgie, drücken ihre Natur des “Tausches” aus: der Herr steigt zu uns herab, er wird gegenwärtig, um uns mit sich nach oben zu nehem in seiner Hingabe an dern Vater. Der Tausch der Gaben, der “admirabilis commercium” von Leo dem Großen hallt in der Weihnachtspräfation wieder: indem wir Gott sichtbar erkennen werden wir zur Liebe für die unsichtbaren Dinge gezogen. Ebenso muss man, wenn man sagt, dass Christus im Wort gegenwärtig ist, an seinen “Eintritt” in die Welt durch die Menschwerdung denken: Ich komme, um deinen Willen zu erfüllen. Das von Kerzen und Weihrauch begleitete Evangelienbuch stellt das Wort dar, dass Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat. Der erste Teil der Messe ist ein Hinweis auf die Menschwerdung und das Weihnachtsfest. Aber auch in der Formel “Deus qui humanae substantiae” symbolisiert das mit dem Wein vermischte Wasser die Menschheit - sei es als in Christus mit der Gottheit verbundene menschliche Natur als auch das mit Christus in seinem Opfer vereinte menschliche Geschlecht. Die eucharistischen Formen des Brotes und des Weines, die in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden sind nichts anderes als die ständige “Verwandlung” des Herrn nach jener von Bethlehem, vom Golgotha und vom Grab. Wenn man “Gloria in excelsis Deo” singt oder im römischen Kanon das “Communicantes” von Weihnachten und der Erscheinung des Herrn betet, dann sind wir in den Geist von Bethlehem versetzt. Bis hin zum Prolog des Heiligen Johannes, der die Messe des tridentinischen Ritus beschließt. Um nicht vom nach Osten gerichteten Gebet zu reden, von wo Christus kommt. Das sind nur einige “weihnachtliche Züge” der römischen Liturgie.
Im byzantinischen Ritus besteht ein ständiges Gedenken an die Menschwerdung. Bei der Vorbereitung der Gaben (“proskomidia”), bei der die Kirche der Jahre gedenkt die Jesus vor seinem öffentlichen Wirken verbracht hat, werden Gegenstände verwendet, die an das Weihnachtsgeschehen erinnern: der Stern oder “Asterisk”, der aus zwei Halbkreisen von wertvollem Metall besteht, die übereinander gelegt werden und an deren höchsten Punkt ein Kreuz befestigt ist und am untersten Punkt eine kleiner Stern auf der Patene oder Brotscheibe der den Stern symbolisiert der die Weisen zum Stall führte, wo das Gotteskind in eine Krippe gelegt wurde.
Die “Lanze”, ein liturgisches Messer, wird in die “prosforà”, ein geopfertes Brot (in Latein sagen wir Oblate) eingeführt, um dessen zentralen Teil oder “Amnós” (Lamm) zu entnehmen, der das griechische Anagramm IC XC NI KA (Jesus Christus siegt) eingedrückt hat: mit dieser Handlung stelt man die Art dar, mit der Christus Fleisch angenommen hat aus der Jungfrau Maria. Dieses geopferte Brot nennen wir “Hostie” (vom Lateinischen “ostia”), d.h. Opfer und oft trägt es die Initialen IHS (“Jesus hominis Salvator”), denn Er hat sich für das Heil der Menschen hingegeben als geopfertes Lamm. Der Ort der Vorbereitung (“Protesis”) ist gleich der geheimnisvollen Grotte in der der Erlöser geboren werden wollte als Er vom Himmel auf die Erde kam: die Erde wurde Grotte und diese verwandelte sich in Himmel (vgl. N. Cabasilas, “Esposizione della Divina Liturgia”, IV; PG 150, 377 D- 380 A). In ihr wurde zum ersten Mal das Brot des Opfers “zubereitet”. Diese Zubereitung ist die Ouvertüre zu einer Sinfonie, die mit Variatonen zum Thema wiederkehrt: in der Liturgie der Katechumenen bedeutet der “kleine Eintritt” mit dem Evangelienbuch die Menschwerdung mit der das Wort seinen Eintritt in die Welt vollbracht hat. Wir fügen hier keine weiteren Antiphonen und Tropen des Zyklus der Menschwerdung hinzu.
Man wird einwenden, dass diese Allegorie verspätet ist: aber der Liturgie hilft ein Realismus des Bildes/der Ikone, der mittels der liturgischen Handlungen zur Verehrung vorgeschlagen wird, oder es hilft ihr ein spiritualistischer Symbolismus? Die Liturgie darf immer neu das Geheimnis sehen und berühren lassen, dass in der historischen Person und im Leben Jesu Christi gegenwärtig ist: dies ist offensichtlich im byzantinischen Ritus und im alten römischen Ritus - ein Zeichen des Gemeinsamen Ursprungs und der Ökumene (Fidesdienst 20/12/2007; Zeilen 82, Worte 1.202)


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