AFRIKA/KENIA - Der Erzbischof von Nairobi, Kardinal Njue, verurteilt Stammesdenken. Ein Missionar: „Die Menschen ziehen still von einem gemischten Stadtviertel in ein anderes um, in dem nur Menschen des eigenen Stammes leben“

Montag, 14 Januar 2008

Nairobi (Fidesdienst) - „Das Land wurde verletzt und man ist immer noch dabei, den Schaden einer sinnlosen Gewalt zu schätzen“, so ein in Kenia tätiger Missionar, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden will, im Gespräch mit dem Fidesdienst. „In Nairobi ist die Situation derzeit ruhig, zumindest hat es den Anschein. Unter der Oberfläche findet jedoch weiterhin eine „friedliche“ Rassentrennung statt: Die Menschen ziehen still von einem gemischten Stadtviertel in ein anderes um, in dem nur Menschen des eigenen Stammes leben. Es geschieht alles im Stillen aber auf kontinuierliche Weise. Damit werden ‚ethnisch reine’ Inseln entstehen.“
„Was das alltägliche Leben anbelangt“, so der Missionar weiter, „gibt es Schwierigkeiten beim Kauf von Lebensmitteln, denn die meisten Geschäfte wurden bei der Gewalt der vergangenen Tage zerstört. In Kibera, in einem der größten Slums der Hauptstadt, gab es Lebensmittelgeschäfte in denen man „anschreiben“ lassen konnte: man nahm die Waren morgens mit und bezahlte am Abend. Diese Geschäfte gibt es nicht mehr und die Menschen haben kaum etwas zu Essen.“
„Im Westen Kenias, in Eldoret und Umgebung, wo die heftigsten Auseinandersetzungen stattfanden, ist die Situation noch angespannt“, so der Missionar. „Wir haben mit Menschen vor Ort gesprochen, die von schweren Schäden in Städten und Dörfern berichten. Ganze Städte wurden zerstört, die meisten Schulen in der Region wurden niedergebrannt: viele Kinder und Jugendliche können deshalb derzeit die Schule nicht besuchen. In diesem Gebiet wurde der Einfluss des unglückbringende Stammesdenken und derer, die davon profitieren, besonders deutlich. Neben den Kikuyu aus dem Stamm des Präsidenten Kibaki wurden auch Menschen anderer Stämme angegriffen, die nicht für den Präsidenten gestimmt hatten, sich den Luo, dem Stamm des Oppositionsführers Odinga, bei den Episoden der Gewalt aber nicht anschließen wollten.“
„Der Erzbischof von Nairobi, Kardinal John Njue, hat das Stammesdenken in seiner Predigt in der Consolata-Pfarrei in Nairobi am vergangenen Sonntag nachdrücklich verurteilt. Der Kardinal forderte die Katholiken auch auf, sich von den Schemen des Tribalismus zu distanzieren: ‚Ich weiß, dass meine Worte, von einigen Anwesenden hier als störend empfunden werden, doch ich muß es aussprechen“.
Während man noch auf die Ankunft des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan in Kenia wartet, der den Mittlerausschuss leiten wird (vgl. Fidesdienst vom 11. Januar 2008), kündigte die Opposition neue Protestkundgebungen an. Es werden neue Unruhen und Opfer befürchtet. Am 15. Januar tagt erstmals nach den Wahlen vom 27. Dezember das neue Parlament. Weder die Partei Odingas (mit 99 Sitzen), noch die Partei Kibakis (mit 43 Sitzen, plus 16 Sitze der verbündeten Parteien) wird alleine einen Parlamentsvorsitzenden wählen können. Dies könnte zu einer weiteren politischen Konfrontation führen. (LM) (Fidesdienst, 14/01/2008 - 37 Zeilen, 451 Worte)


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