VATIKAN - AVE MARIA von Mgr. Luciano Alimandi - Am Weihnachten wirst auch Du neu geboren!

Mittwoch, 19 Dezember 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Weihnachten steht vor der Tür und das Evangelium erinnert uns daran, dass wir dem Herrn, der kommt, den Weg bereiten sollen! Was bedeutet das? Der große heilige Augustinus erinnert uns daran, dass „das Ebnen des Weges“ auch mit einem demütigen Herz zu tun hat, denn, wie der Täufer, können auch wir den Messias empfangen, indem wir ihm Platz machen, und zwar dadurch, dass wir demütiger werden. Denn Gott ist Liebe. Ihm den Weg zu bereiten hat mit Liebe zu tun, mit dem „Wachsen“ der Güte in unserem Herzen. Mit anderen Worten, es kann niemand den Herrn empfangen, der nicht auf eine echte Güte, eine bedingungslose Liebe zu den Mitmenschen ausgerichtet ist.
Wie oft halten auch Personen des geweihten Lebens, gerade in der Beziehung zu den Mitmenschen, das für selbstverständlich, was selbstverständlich nicht ist: der gute Umgang mit den anderen! Die wahre Güte des Herzens darf, damit sie eine solche ist, nicht an Bedingungen gebunden sein: „Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden“ (Lk 6,32), sagt Jesus.
Die Welt, die uns beobachtet wird von der Umkehr nicht überzeugt sein, so lange sie nicht sieht, dass wir jene Liebe im Leben umsetzen, von der der heilige Paulus sagte: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig, sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach, sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13, 4-8). Papst Benedikt XVI. lehrt uns heute, „daß in jedem kleinen, aber wahren Akt der Liebe der ganze Sinn des Universums enthalten ist“ (Angelus, 18 November 2007). Gerade diese echte Güte ist das Wertvollste, was es auf der Welt gibt. Wenn es also um „das Lieben“ geht, kann ein echter Christ sich nicht darauf beschränken, das zu tun, was viele andere tun - die sich mit einer ‚opportunistischen Liebe’ zufrieden geben - denn so wird er dem Herrn den Weg nicht ebnen, sondern ihn sich und den anderen versperren!
Wie und wie oft muss ein Christ lieben, wie gut muss er zu seinen Mitmenschen sein? Gerade die feierliche Stimmung des Weihnachtsfests, der Höhepunkt der Zeit des Wartens, zeigt uns, dass die wahre Liebe sich selbst nicht einschränkt, sich nicht an Bedingungen bindet, sondern sich ganz schenkt, sich nicht betrügen lässt um nicht zu trügen. Die Wahre Liebe ahmt Gott nach, der „die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Gott hat niemanden getrügt, denn er hat sich ganz hingegeben.
Eine Mutter, die sich ganz dem Geschöpf widmet, das sie im Schoß trägt, ahmt Gott nach; sie lässt sich nicht trügen und sie betrügt nicht, denn sie liebt wirklich! Sehr schön ist die Betrachtung des Evangeliums, wo die Wahrheit der Liebe Gottes mit dem Licht verglichen wird. Die, die lieben sind in das Licht eingetaucht, sie sind Kinder des Lichtes, wie Johannes schreibt: „Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, da gibt es für ihn kein Straucheln“ (1Joh 2,10).
Wie können wir außerhalb Gottes, dem wahren Licht, das die Welt erleuchtet, wahre Liebe finden? Nie hätten Maria und Joseph, die Hirten und die heiligen drei Könige, die Apostel und alle anderen sie finden können. Wenn Gott am Heiligen Abend nicht in Jesus Christus offenbar geworden wäre, wie hätten wir sie finden können? Deshalb ist diese Nacht die hellste aller Nächte der Menschheitsgeschichte, ihr Glanz erreicht jeden Menschen guten Willens: alle, die bereit sind, wirklich zu lieben!
Der Advent und das Weihnachtsfest ist eine günstige Zeit, wenn es darum geht sich dafür zu entscheiden, mit den anderen wirklich gut zu sein, vor allem mit denen, die es mit uns nicht sind. Nur wenn wir liebevoller sind, wenn wir wirklich Mitgefühl empfinden, wenn wir auf unser opportunistisches Denken verzichten, dann werden auch wir zur Krippe in Bethlehem gelangen. Der Stern Jesu wird über dem Horizont unseres Lebens leuchten und es erhellen. Denn, wer von ganzem Herzen die Wahrheit der Liebe sucht, der wird früher oder später vor dem Jesuskind und seiner Mutter stehen. Dieser Weg zur Krippe in Bethlehem beginnt im Grunde bei unserer Zeugung. Der Schoß der Mutter ist die erste Wiege der Liebe, der erste Kontakt, den wir als unschuldige Geschöpfe mit der Liebe Gottes erfahren, der das Leben als Geschenk geschaffen hat. Im Schoß der Mutter feiern wir so, in gewissem Sinn, das erste Fest der Geburt unseres Lebens, unsere erste Geburt zum Leben.
Wenn wir, begleitet von der Liebe und vom Glauben unserer Eltern, den Herrn Jesus und seine Mutter im Geheimnis des Weihnachtsfestes besuchen, dann ist es als ob wir jenen ersten Schoß, jene erste Umarmung der Liebe wieder finden, nur mit dem Unterschied, dass dieser wirklich „neu“ und „ewig“ ist.
Möge auch dieses Weihnachtsfest in uns die Freude darüber erneuern, dass wir für immer zu Gott gehören, und uns darüber staunen lassen, dass wir von seiner Hand beschützt werden, so wie Jesus uns versichert: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.“ (Joh 10, 27-29). (Fidesdienst, 19/12/2007 - 67 Zeilen, 916 Worte)


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