VATIKAN - AVE MARIA von Mgr. Luciano Alimandi - “Das Kind ist der Maßstab, den Gott der Menschheit gegeben hat“

Mittwoch, 12 Dezember 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Wir könnten den Plan Gottes für uns Menschen mit einem ganz besonderen Mosaik vergleichen, das sich aus vielen kleinen Stücken zusammensetzt, die perfekt zusammenpassen. Jedes einzelne dieser Stücke ist unersetzbar, denn es gehört zu einem Ganzen, das erst am Schluss in seiner ganzen Schönheit erkennbar sein wird.
Die Liebe Gottes möchte für jedes Geschöpf ein wunderbares Meisterwerk schaffen, das zum einen aus seiner Vorhersehung und zum anderen aus unserem freien Willen entsteht, mit dem wir die einzelnen Steine sammeln, aus denen das Mosaik sich zusammensetzt. Ein Mosaik ist schön, wenn es gelungen ist, d.h. wenn keine Steine fehlen; doch damit ein vollständiges Werk entsteht müssen wir der Ordnung der göttlichen Vorhersehung folgen, den andernfalls entsteht anstelle von Harmonie nur Verwirrung. Wer könnte die einzelnen Teile meines Mosaiks besser kennen, als der, der mich für die Ewigkeit geschaffen hat? Nur er sieht das Ganze, niemand anders! Er, der uns in ihm erwählt hat „vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen“ (vgl. Eph 1, 4-6).
Sein unfehlbares Handeln, das wir auch Vorsehung nennen, macht aus unserem Leben ein Ganzes, wenn wir dem göttlichen Willen freien Raum lassen! Würden wir wirklich glauben, dann würden wir die kleinen Entscheidungen des Alltags achtsamer treffen und lernen sie an dem Plan Jesu für uns auszurichten und unseren Willen nicht mehr dem seinen voranstellen.
Wer sich dem Willen Gottes hingibt, entdeckt und erkennt im eigenen Leben die Zeichen, die er uns gibt, damit unsere eigene persönliche Geschichte Teil der Heilsgeschichte werden kann. Wir sind zu sehr von der weltlichen Denkweise abgelenkt, die die Menschen lehrt, das eigene Leben „selbst in die Hand zu nehmen“ und die kleinen Dinge zu missachten, auf der Suche nach den „großen Dingen“, die wir als wichtig erachten. In der göttlichen Logik hingegen, die durch das Evangelium Jesu offenbart wird, ist der wichtigste Maßstab nicht die „Größe“ sondern das „Kleine“ ist das Maß, mit dem Gott unsere Leben beurteilen wird. Daran erinnert uns der Heilige Vater mit wunderbaren Worten: „Wenn unsere Tage auf der Erde zu Ende gehen, in der Stunde unseres Todes, werden wir danach bewertet, inwieweit wir dem Kind ähnlich geworden sind, das in der armseligen Grotte von Bethlehem geboren wird, denn Er ist ja der Maßstab, den Gott der Menschheit gegeben hat“ (Papst Benedikt XVI., Angelus, 9. Dezember 2007).
Und oft verbergen sich die Größe, die Schönheit und die Liebe Gottes hinter einem Fragment. Ist nicht auch der menschliche Organismus und seine wunderbare Konstitution das Ergebnis unzähliger mikroskopisch kleiner Teile? So ist es auch in der Welt Gottes. Seine großer Plan der Liebe für jeden von uns besteht aus unzähligen kleinen „Teilen“, die er vorbereitet und zusammengefügt hat, um ein einziges Meisterwerk der Gnade zu schaffen! Wenn der Mensch Gott wirklich vertraut, dann wird er eines Tages staunen, wenn er die Wunder sieht, die die Gnade in ihm gewirkt hat: selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen!
Der Christ darf die kleinen Dinge nicht unterbewerten, die mit Liebe gemacht sind: eine Begegnung, ein Gedanke, ein Rat, eine helfende Geste, eine Lektüre … Eines Tages wird Jesus ihm sagen: hinter dieser Begegnung, diesem Gedanken, diesem Rat, dieser Geste war ich … Jedes kleine Ereignis unseres Lebens bekommt einen Sinn, wenn wir uns daran gewöhnen, es durch jenes besondere Mikroskop zu betrachten, das wir Glauben nennen.!
„Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn“ (Mt 17,20): könnte dies nicht auch bedeuten, dass wir durch den Glauben die kleinen Dinge sehen? Ein Glaube, der die Spuren Gottes, seine Gegenwart unter uns in den kleinen Dingen erkennt? Das, was die Welt nicht in Betracht zieht, dem sie keinen Blick schenkt. „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast“ (Mt 11,25). Die kleinen Dinge, hinter denen sich Großes verbirgt, kann der Vater nur den Kleinen offenbaren, denenjenigen, deren Augen nicht getrübt sind und die nicht nur Großes sehen wollen. Die Jungfrau Maria besaß den größten Glauben, weil sie zutiefst demütig war! Gerade der Advent ist eine günstige Zeit, in der wir uns mit Ihr auf den Weg des Kleinen begeben können, damit wir dem Kind ähnlich werden „das geboren wird, … der Maßstab, den Gott der Menschheit gegeben hat“ (Papst Benedikt XVI.) (Fidesdienst, 12/12/2007 - 54 Zeilen, 757 Worte)


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