AFRIKA/COTE D’IVOIRE - „DIE UNSICHERHEIT IST SO GROSS, DASS WIR GEZWUNGEN SEIN WERDEN, DIE MESSE AM HEILIGEN ABEND AM NACHMITTAG UM 16 UHR ZU FEIERN“, SO EIN MISSIONAR AUS DEM NORDEN DES LANDES

Donnerstag, 20 November 2003

Abidjan (Fidesdienst) – „Zur Zeit besteht keine Allarmbereitschaft und die Lage ist wieder relativ ruhig“, so ein Missionar, der im Norden von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) in der Stadt Baouaké tätig ist, die sich in den Händen der sogenannten „Nouvelles Forces“ befindet. Wie bereits gestern berichtet hatten sich die Rebellentruppen in Allarmbereitschaft befunden, nachdem ein hoher Vertreter des Militärs gesagt haben soll, dass der Krieg von jeden Moment wieder ausbrechen könnte. „Die Guerillakämpfer der Nouvelles Forces hatten daraufhin bei einer Parade im Süden der Region ihre schweren Waffen gezeigt“, so der Missionar. „Ich selbst habe auf der Strasse nach Yamoussoukro 7-8 Pick-up-Fahrzeuge gesehen, die solche Waffen transportierten. Nun ist jedoch wieder die relative Ruhe zurückgekehrt, die in den vergangenen Monaten geherrscht hat.“, bekräftigt der Missionar.
„Von einer Rückkehr zur Normalität zu sprechen scheint jedoch fast paradox, wenn man bedenkten unter welchen Bedingungen die Menschen in den von den Rebellen besetzten Gebieten leben. Die wenigen, die Ersparnisse besitzen können sich noch das Notwendigste leisten, doch ein Großteil der Menschen verlassen die Gegend, weil es hier keine Arbeit mehr gibt. Niemand will angesichts der hier herrschenden Unsicherheit in dieser Region investieren. Tagsüber herrscht einigermaßen Sicherheit, doch nachts sind Diebstähle und Plünderungen inzwischen üblich. Ab sieben Uhr abends herrscht praktisch Ausgesperre: die Menschen bleiben in ihren Wohnungen, niemand traut sich auf die Straße aus Angst vor Übergriffen. Wenn es so weiter gehet, befürchte ich, dass wir den Gottesdienst am Heiligen Abend um vier Uhr nachmittags feiern werden müssen, wenn wir nicht vor einer leeren Kirche stehen wollen“
„Leider ist keine Lösung in Aussicht, die zur Überwindung des Stillstands der letzten Monate beitragen könnte“, so die Beobachter gegenüber dem Fidesdienst. „Sowohl die Regierung als auch die Rebellen wollen nicht nachgeben. Auf der Regierungsseite machen die Kriegsrufe einiger Politiker und Militärs deutlich, dass man versucht ist, die Situation mit militärischen Handlungen zu lösen. Die Rebellen stellen ihrerseits zu hoch gesteckte Forderungen an den Staatspräsidenten (darunter auch der Rücktritt des Verteitigungs- und Innenministers) und nun finden sie den Weg zurück zu moderaten Positionen nicht mehr, denn sie befürchten damit ihr Gesicht zu verlieren§.
„Auch die Forderung nach Autonomie in den von den Rebellen kontrollierten Gebieten ist nur schwer durchsetzbar, wenn die Regierung in Abidjan nicht damit einverstanden ist“, so die Beobachter weiter. „Man braucht nur daran zu denken, als die Schüler in der Region ihre Examen ablegen sollten. Damit ihnen ein Diplom ausgestellt werden konnte, das im ganzen Land Gültigkeit besitzt, musste ein Beamter des Bildungsministeriums anwesend sein, der jedoch aus Sicherheitsgründen nie angekommen ist“.
„Die Rebellen sind sich ihrer Schwäche bewusst und fordern deshalb ein Eingreifen der Vereinten Nationen und die Entsendung von Blauhelmen. Doch bis jetzt gibt es auf internationaler Ebene keine Zeichen, die auf ein rasche Lösung der Krise hoffen lassen“, so die Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 20/11/2003 – 41 Zeilen, 439 Worte)


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