ASIEN/KASACHSTAN - „Mein wichtigstes Zukunftsprojekt ist das Wachstum des Glaubens, Christus soll mehr und mehr bekannt werden, damit er in einer möglichst großen Anzahl von Seelen leben kann“: Interview mit Bischof Athanasius Schneider, seit einem Jahr Weihbischof von Karaganda

Dienstag, 24 April 2007

Rom (Fidesdienst) - Bischof Athanasius Schneider wurde vor knapp einem Jahr zum Weihbischof von Karaganda (Kasachstan) ernannt. Er stammt aus Kirgistan (Zentralasien) und ist Sohn deutscher Zwangsarbeiter, die als Häftlinge in den 50er Jahren in den Ural deportiert worden waren. In einem Interview mit dem Fidesdienst beschreibt Bischof Schneider die Lage in der Region und die Herausforderungen, denen die Diözese gegenübersteht.
„Kasachstan ist ein Land in Zentralasien und befindet sich zwischen Russland und China. Damit ist es eine Brücke zwischen Europa und Asien. Siebzig Jahre lang lebte es unter der atheistischen Diktatur einer kommunistischen Regierung. Die Kasachen sind mongolischer Abstammung und Muslime, doch viele Einwohner sind auch europäischer Herkunft so dass etwa ein Drittel der Bevölkerung polnische und deutsche Vorkommen hat, die hierher deportiert wurden. Es leben hier auch Menschen mit koreanischer und chinesischer Herkunft oder aus anderen Ländern. In Kasachstan leben heute hier somit Menschen aus über 100 verschiedenen Völkern. Was die religiöse Überzeugung anbelangt, so sind handelt es sich mehrheitlich um sunnitische Muslime. Sie sind sehr tolerant und gemäßigt und wir unterhalten gute Beziehungen. Es gibt auch viele russisch-orthodoxe Gläubige. Wir Katholiken machen etwa 2% der Bevölkerung aus. Die katholische Glaubensgemeinschaft ist eine kleine Herde, die aus den Katakomben hervorkommt. Noch vor 15 Jahren gab es nur einen katholischen Bischof für alle Länder Zentralasiens. Im Jahr 1997 wurden diese Länder getrennt und es gab jeweils eigene kirchlicher Vertreter. 1999 wurde Kasachstan in vier Kirchsprengel aufgeteilt und vor vier Jahren wurde die katholische Hierarchie eingesetzt und Karaganda wurde Kirchenprovinz und Metropolitansitz. Es gibt ein großes Seminar, das einzige in ganz Zentralasien. Im vergangenen Jahr wurden die ersten einheimischen Priester geweiht und so machen wir unsere kleinen Fortschritte. Heute dürfen wir Kirchen bauen, nachdem es 70 Jahre lang keine Kirche und kein sakrales Gebäude gab und unsere Evangelisierung findet größtenteils in sakralen und kulturellen Einrichtungen statt, denn wir dürfen nicht direkt evangelisieren. Die orientalischen Länder haben einen ausgeprägten Sinn für sakrale Kunst, Schönheit und Kultur. Auf diese Weise können wir als katholische Kirche unseren Beitrag auch dadurch leisten, indem wir die kulturellen Werte des Katholizismus durch karitatives Handeln und Sozialarbeit.“
Zu den größten Herausforderungen gehört nach Aussage von Bischof Schneider „der Priestermangel. Unser Land hat eine große Ausdehnung und wir haben sehr wenige Priester. Wir sind eine arme Kirche sowohl unter finanziellen als auch unter personalen Gesichtspunkten. Eine weitere Herausforderung ist die Verbreitung des Evangeliums in einem Land mit muslimischer Mehrheit. Unsere Evangelisierung ist eine Evangelisierung der Präsenz des Zeugnisses“.
Der Bischof berichtet, dass mit dem Bau eines würdigen Gotteshauses begonnen wurde, da es noch keine Kathedrale gab und er eine Kirche bauen wollte, die auch eine Wiedergutmachung für die vielen geschändeten und zerstörten Kirchen sein sollte und ein Zeichen der Präsenz des katholischen Glaubens. Außerdem soll das neue Kirchengebäuche an die Opfer aus vielen Ländern erinnern, die in den vielen Konzentrationslagern in der Umgebung von Karaganda starben. „Diese Kirche soll ein Ort des Gebets sein, des Gedenkens, der Wiedergutmachung und des Pilgerns. Wir möchten diese Kirche der Jungfrau von Fatima weihen und den Titel „Mutter aller Völker“ hinzufügen, aller Völker, die in dieser Region Leid ertragen mussten. Unsere Mittel werden jedoch gewiss nicht ausreichen, um ein solches Projekt zu verwirklichen und wir werden die Unterstützung anderer Kirchen brauchen“.
Was die Zukunftspläne anbelangt, so liegt es Bischof Schneider vor allem am Herzen, dass der Glaube in den Seelen vieler Gläubigen wächst, das dieser Glaube stark ist, dass Christus in den Seelen lebt. Dies ist das wichtigste Anliegen jedes Hirten in der Kirche. Und natürlich ist es auch wichtig, dass es mehr Berufungen gibt, wir müssen uns deshalb für die Förderung der Berufungen engagieren, insbesondere auch durch das Gebet. Außerdem müssen wir auch noch mehr Kirchen bauen, denn sie sind für uns ein Instrument der Evangelisierung und die Regierung ist für solche Initiativen offen. Dass Christus immer mehr bekannt wird, dass in möglichst vielen Seelen lebt und dass andere Personen Christus und die Kirche kennen und Lieben lernen, das sind unsere Pläne für die Zukunft“. (RG) (Fidesdienst, 24/04/2007 - 56 Zeilen, 700 Worte)


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