AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Nie wieder Episoden dieser Art!“: fordern die Bischöfe der Provinz „Bas-Congo“ im Hinblick auf die Episoden der Gewalt Ende Januar

Donnerstag, 1 März 2007

Kinshasa (Fidesdienst) - „Wir wünschen uns, dass die Ergebnisse der Untersuchungen, die von den zuständigen Behörden angeordnet wurden, den Prinzipien der Gerechtigkeit und der Wahrheit entsprechen und wir hoffen, dass die Episoden, zu denen es in unserer Provinz kam nicht die Geschichte des Landes im Allgemeinen und in unserer Provinz im Besonderen beeinträchtigen“, so die Bischöfe der Provinz „Bas-Congo“ im Südwesten der Demokratischen Republik in einer Verlautbarung zu den Episoden der Gewalt Ende Januar (vgl. Fidesdienst, 12. Februar 2007).
Zum Gedenken an die Opfer dieser Gewalt bitten die Bischöfe die Priester in den jeweiligen Gemeinden Trauergottesdienst und Momente des Gebets für den Frieden zu organisieren. Die zivilen Behörden regen sie zur Errichtung eines Monuments zur Erinnerung an die Opfer an. „Ein solches Monument wird für zukünftige Generationen als Abschreckung dienen: es soll ein Regenbogen sein, der verständlich macht, dass ähnliche Ereignisse in unserer Provinz nicht mehr vorkommen dürfen“, so die Bischöfe in ihrer Verlautbarung.
Die Verantwortlichen der katholischen Kirche bitten alle um Wachsamkeit und fordern die Politiker und Beamten des Landes auf sich vermehrt um politische Maßnahmen in der Provinz zu bemühen.
Am 31. Januar war es in Maradi zu einem Schusswechsel zwischen den Sicherheitskräften und Mitgliedern der politisch-religiösen Bundu Dia Kongo-Bewegung (BDK) gekommen. Zu der Gewalt war es im Zusammenhang mit der polizeilichen Durchsuchung eines Gebäudes gekommen, in der der geistliche Anführer der BDK, Ne Muanda Nsemi, wohnte, während dieser sich in Kinshasa aufhielt. Die Polizei vermutete in dem Gebäude ein geheimes Waffenlager.
Die BDK-Anhänger leisteten der Polizei Widerstand, der in einen offenen Straßenkampf ausuferte. Zu der Gewalt war es vor dem Hintergrund der Proteste im Hinblick auf die Wahl des Gouverneurs der Provinz Bas-Congo gekommen, deren Hauptstadt Matadi ist. Die Mitglieder des BDK, die der Koalition der Union für die Nation (UN) des Oppositionsführers Jean-Pierre Bemba angehört, protestierten gegen die Niederlage der beiden Oppositionskandidaten: Leonard Fuka Unzola, der sich für das Amt des Gouverneurs beworben hatte, und Ne Muanda Nsemi - Spiritueller Anführer der Bundi Dia Kongo - der sich als Kandidat für das Amt des stellvertretenden Gouverneurs beworben hatte. Ein Kandidat der Koalition des Präsidenten Joseph Kabila hatte die Wahl in einer Provinz gewonnen, in der die Opposition die Mehrheit besitzt.
Zu weiterer Gewalt war es in mehreren Städten der Provinz gekommen. Unruhen wurden aus Boma und Muanda, jeweils 50 bzw. 100 Kilometer von Matadi entfernt gemeldet. Radio Okapi, das unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen ausstrahlt, berichtete zunächst von 90 Toten. Bei den meisten Opfern soll es sich um Zivilisten gehandelt haben, darunter auch zahlreiche Mitglieder der BDK. Jüngsten Berichten der Mission der Vereinten Nationen im Kongo (MONUC) zufolge, soll die Zahl der Opfer auf 134 angestiegen sein.
Die Bundu-Dia-Kongo (Bewegung für den „Zusammenhalt in Kongo“) wurde bereits Ende der 50er Jahre gegründet und hat eine sozialen, politischen und religiösen Hintergrund; nachdem die Bewegung eine wichtige Rolle im Unabhängigkeitskampf gespielt hatte verschwand sie praktisch vollständig unter der Diktatur von Mobutu Sese Seko. Sie tauchte Anfang der 90er Jahre unter vorwiegend religiösem Vorzeichen wieder auf. Sie übt großen Einfluss auf die Bevölkerung des Bas-Congo und insbesondere auf die Bewohner der Wälder aus. Sie fordert die Bewahrung der Traditionen und der Identität der Volksstämme in der Region sowie die Autonomie oder gar Unabhängigkeit der Provinz Bas-Congo, die an die Einwohner der Region „zurückgegeben“ werden soll. Die Bewegung wurde auch wegen ihrer Feindlichkeit gegenüber Einwohnern bekannt, die „nicht aus der Provinz stammen“ und wegen des eigenen Widerstands gegen die Zentralregierung. (LM) (Fidesdienst, 01/03/2007 - 48 Zeilen, 578 Worte)


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