AFRIKA/SENEGAL - „Die Wahlen am kommenden Sonntag sind für das Land ein wichtiger Test“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche zum Fidesdienst, „Senegal war einst der Leuchtturm der Demokratie für ganz Afrika“

Freitag, 23 Februar 2007

Dakar (Fidesdienst) - „Diese Wahlen sind wichtig, damit wir verstehen, wie lebendig das demokratische System des Landes ist“, so Bobachter aus Kreisen der Ortskirche in Dakar, der Hauptstadt Senegals, wo am Sonntag, den 25. Februar die erste Runde der Präsidentschaftswahlen stattfinden wird (vgl. Fidesdienst vom 15. Februar 2007). „Die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten verschiedener Gruppierungen sind ein besorgniserregendes Zeichen für eine Degenerierung der Demokratie im Land“, so ein Missionar, der namentlich nicht genannt werden möchte, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Am 21. Februar kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des scheidenden Präsidenten Abdoulaye Wade, und den Anhängern eines anderen Kandidaten für das Präsidentenamt, dem ehemaligen Premierminister Idrissa Seck. Die Anhänger Wades sind Mitglieder der einflussreichen muslimischen Bruderschaft „Mouride“, deren Anführer Scheich Bethio Thioune zu den Verbündeten des Staatschefs zählt.
„Senegal war jahrelang ein Leuchtturm für die Demokratie in ganz Afrika. In anderen afrikanischen Ländern riefen die Menschen ‚Senegal’, wenn sie freie und demokratische Wahlen forderten. Senegal war zu einem Synonym für Demokratie geworden“, so unser Beobachter. „Die Wahlen des Jahres 2000 wahren ein Beispiel für den ganzen Kontinent. Der damalige Staatschef Abdou Diouf wurde von den Wählern abgewählt und obschon das Militär bereit gewesen wäre, ihn zu unterstützen, wenn er das Wahlergebnis abgelehnt hätte, trat er zurück.“
„Im vergleich zum Jahr 2000 hat sich die Situation verändert“, so der Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Der heutige Präsident, der sich erneut zu den Wahlen aufstellen ließ und sich um ein zweites Mandat bewirbt, hat einen anderen Stil. Er scheint sich mehr in den Mittelpunkt zu stellen und seine Anhänger schrecken auch vor Auseinandersetzungen nicht zurück, wenn es darum geht, die eigene Meinung durchzusetzen. Nun geht es darum festzustellen, wie viel von diesen Verhaltensweisen auf das demokratische Gewebe des Landes abfärben. Es muss jedoch auch gesagt werden, dass die Senegalesen die Gewalt ablehnen und Probleme lieber durch den Dialog lösen. Die jüngsten Auseinandersetzungen stießen deshalb bei den meisten Bürgern des Landes auf Ablehnung.“
Was den Ausgang der Wahlen anbelangt hält der Missionar diesen für „ungewiss“. „Staatspräsident Wade stellte die Entwicklung des Landes durch ein umfangreiches Programm staatlicher Bauvorhaben in den Mittelpunkt seiner Wahlkampagne. Und in der Hauptstadt Dakar werden diese zur Schau gestellt. Doch in den Regionen im Landesinneren ging die Armut nicht zurück, im Gegenteil, die Menschen wurden noch ärmer und es gibt kaum Infrastrukturen. Gewiss, die Einwohner der Großstädte freuen sich vielen Baustellen, doch ich weiß nicht inwieweit sie sich bewusst sind, ob diese Projekte auch ihr eigenes Leben verbessern werden“.
Insgesamt bewerben sich 15 Kandidaten um das Amt des Präsidenten. Das scheidende Staatsoberhaupt scheint sich jedoch eines Sieges beim ersten Wahlgang sicher, da die Opposition schwach und gespalten zu sein scheint. „Sollte der scheidende Präsident beim ersten Wahlgang wieder gewählt werden, dann drohen die Oppositionsführer mit einem Antrag auf Untersuchungen zum korrekten Verlauf der Wahlen“, so der Beobachter. „In den vergangenen Tagen wurden Gerüchte in Umlauf gebracht, nach denen ‚gezielte’ Blackouts bei den Telefonverbindungen, die Presse daran hindern sollte, über den Verlauf der Wahlen im Inneren des Landes zu berichten. Doch wahrscheinlich sind diese Gerüchte unbegründet. Wir möchten daran glauben, dass die Bevölkerung des Senegal das demokratische System so weit verinnerlicht hat, dass es nicht mehr möglich ist, einen Wandel im autoritären Sinn zu verändern. (LM) (Fidesdienst, 23/02/2007 - 50 Zeilen, 569 Worte)


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