AFRIKA/GUINEA - „Die weit verbreitete Armut führt dazu, dass die Menschen Gerechtigkeit fordern“, so der neue Bischof von Kankan

Donnerstag, 25 Januar 2007

Conakry (Fidesdienst) - Am 5. Januar 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. Emmanuel Félémou zum neuen Bischof von Kankan in Guinea. Am kommenden 17. März wird er die Weihe empfangen. Der Weihemesse wird der Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Erzbischof Robert Sarah vorstehen.
Der neue Bischof stellte sich für ein Interview mit dem Fidesdienst zur Verfügung.

Exzellenz, ihre Diözese ist noch jung, sie wurde erst 1993 errichtet, welchen Herausforderungen stehen Sie gegenüber, wenn es um die Stärkung der katholischen Gemeinde und die Förderung des Evangelisierungsprozesses geht?

Vor allem möchte ich dem Herrn für das Vertrauen danken, das er in mich hat, indem er mich zum seinem Diener in der Diözese Karakan bestellt. Meiner Meinung nach ist, wenn es um die Stärkung der katholischen Gemeinde und die zukünftige Evangelisierung geht, das wahre Zeugnis vom Evangelium im Alltag, das für jeden Christen eine Herausforderung ist, der einzige Weg. Dies bedeutet, dass ich in meiner Familie, in der Kirche und an meinem Arbeitsplatz einen Weg finde, das Licht Christi leuchten zu lassen: das Licht der Liebe, der Treue zu Gott, das Licht der Gerechtigkeit und des Friedens. Doch dafür muss man Jesus durch sein Wort kennen, durch das Was sein Vater, der Heilige Geist, die Kirche sagen, das was die Apostel erlebt und der Kirche hinterlassen haben, d.h. die Tradition unserer katholischen Kirche. Deshalb möchte ich die Bildung im Bereich dieses Zeugnisses stärken, von dem ich zu Beginn sprach. Auch die Einheit der Christen in der Diözese sollte gestärkt werden, damit man sich als ein einziger Leib in Christus fühlt. Aus diesem Grund habe ich als Motto für mein Amt auch den Spruch „Alle sollen eins sein, Vater“ (Joh 17,21) ausgewählt.

Welche tieferen Gründe haben die derzeitige Krise in Guinea verursacht?

Guinea ist eines der ärmsten Länder der Welt. Doch unter dem Boden befinden sich viele Reichtümer. Deshalb besteht das Problem in Guinea vor allem in der Politik der Regierung. Seit 47 Jahren ist Guinea eine freie und unabhängige Republik, doch die Regierenden engagieren sich nicht wirklich für die Entwicklung der Infrastrukturen: Straßen, Stromversorgung und Wasserleitungen zur Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung. Die Volkswirtschaft ist schwach und dies führt dazu, dass eine schwache Währung Guinea beim Handel mit anderen Ländern benachteiligt. Die weit verbreitete Armut führt dazu, dass die Menschen Gerechtigkeit fordern. Die meisten Jungendlichen haben weder Bildung noch Arbeit, wohingegen unsere Führungskräfte ihre Kinder zum Studium nach Amerika und Europa schicken.
Damit es einen dauerhaften Frieden gibt muss die Regierung die Stimme seines Volkes hören. Es muss Platz für den Dialog geschaffen werden, man muss die Entwicklung des Landes fördern und dabei unter anderem auch einen Beitritt in die Westafrikanische Währungsunion in Betracht ziehen, damit wir mit unserer schwachen Währung nicht alleine bleiben.

Welchen Beitrag können die Katholiken des Landes angesichts der politischen und sozialen Lage des Landes zum Aufbau einer friedlichen und gerechten Zukunft leisten?

Die Katholiken stellen nur 8% der Gesamtbevölkerung des Landes und die Regierenden unseres Landes schenken der Stimme der Kirche nicht immer Gehör. Trotzdem werden wir nie müde, unseren Beitrag zum Wachstum der Gesellschaft durch die Evangelisierung, das Bildungswesen und unserer Gesundheitseinrichtungen zu leisten. In diesem Kontext widmet die Kirche den Jugendlichen und den schwachen Bevölkerungsgruppen wie Waisen, Witwen und Kranken ein besonderes Augenmerk.
Angesichts der gegenwärtigen Krise versucht die Kirche auch durch die Begegnung mit den Führungskräften des Landes zur Förderung des Dialogs untereinander und mit der notleidenden Bevölkerung beizutragen und jedes Mal mit den eigenen Mitteln einen Beitrag zu leisten wenn es zu einer besonders schweren Krise kommt. Wichtig ist dabei natürlich auch das konstante Gebet für Frieden und Gerechtigkeit.
Deshalb bekräftig auch die Bischofskonferenz des Landes: „Wir müssen beten, damit der Heilige Geist uns alle erleuchtet, damit wir stets Raum für Frieden, Liebe, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle Menschen in Guinea schaffen“. (LM) (Fidesdienst, 25/01/2007 - 62 Zeilen, 646 Worte)


Teilen: