AFRIKA/SENEGAL - MUSLIMISCHE UND CHRISTLICHE FRAUEN GEMEINSAM GEGEN DAS EINFÜGEN ISLAMIESCHER VORSCHRIFTEN IN DAS NEUE FAMILIENRECHT

Dienstag, 6 Mai 2003

Dakar (Fidesdienst) – In Senegal weitet sich die öffentliche Debatte zum neuen Familienrecht aus. Verschiedene muslimische Verbände fordern das Einfügen islamischer Vorschriften; dies lehnt die christliche Glaubensgemeinschaft und verschiedenen senegalesischen Frauenbewegungen ab.
Auch die senegalesischen Tageszeitungen veröffentlichen regelmäßig Beiträge zur Frage der Einführung von islamischen Vorschriften in das neue Familienrecht. In erster Line sind es die Frauen, Christinnen und Musliminnen, die sich mutig für die eigenen Rechte engagieren. „Islamische Gesetze diskriminieren die Frauen, wenn sie so ausgelegt werden, wie dies in den meisten afrikanischen und arabischen Ländern geschieht“, so die Muslimin Aminata Dagne. „Diese Gesetze haben zwar im 7. Jahrhundert zur Befreiung der Frauen beigetragen, doch man kann nicht behaupten, dass sie, wie sie gegenwärtig gehandhabt werden immer noch die Freiheit der arabischen Frauen gewährleisten. Nur ein Beispiel: eine Tochter erbt die Hälfte des Teils, auf den der Bruder Anspruch hat, was zwar für die Frauen im 7. Jahrhundert ein Fortschritt war, die damals gar keinen Anspruch auf Erbschaft hatte, doch für die Frauen im heutigen Senegal, die vor der Ankunft des Islam in Senegal Anspruch auf das ganze Erbe hatte, bedeutet dies eine Einschränkung.“
Ähnlich äußert sich auch Angelique Savané, die die katholischen Frauen vertritt und die Risiken für den laizistischen Staat hervorhebt: „Wenn die Religion zu politischen Zwecken benutz wird, dann führt sie zu tiefer Spaltung“, warnt sie. „Das gegenwärtige Familienrecht aus dem Jahr 1973 war ein Modell für viele afrikanische Länder, denn es bietet den Bürgern die Möglichkeit das Rechtssystem zu wählen, das den eigenen Überzeugungen am besten entspricht. Heute versucht man das Land unter konfessionellen Gesichtpunkten aufzuteilen. Dies ist eine subtile Art und Weise, die Laizität in Frage zu Stellen, die ein Verfassungsprinzip darstellt, mit der das Land die Einheit fördern und allen Bürgern den Zugang zu den Ressourcen und die Gleichheit vor dem Gesetz sichern will.“
Angesichts der gegenwärtigen Situation erklärt Frau Savané: „Der Staat muss die eigene Verantwortung übernehmen und die Staatsform der Republik sowie den Laizismus schützen und deshalb Anwandlungen ablehnen, die das soziale Netz destabilisieren. Man sollte vielmehr alles unterstützen, was zur Integration durch die Stärkung der Bürgerrechte und den Schutz von am meisten durch Unterdrückung und Diskriminierung gefährdeten Bevölkerungsgruppen beiträgt.“ (LM) (Fidesdienst 6/5/2003 – 32 Zeilen, 372 Worte)


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