ASIEN/IRAK - PFARRER NIZAR SEMAAN: „DIE SCHAFFUNG EINES ISLAMISCHEN STAATES VERSTÖSST GEGEN DIE RECHTE DER MINDERHEITEN“

Mittwoch, 15 Oktober 2003

Rom (Fidesdienst) – „Wiederholte Forderungen schiitischer Religionsführer nach der Schaffung eines islamischen Staates im Irak verstoßen gegen die Rechte der Minderheiten im Land“, so der im Irak tätige chaldäischer Pfarrer Nizar Semaan aus der Diözese Ninive im Nordirak, im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Die ständigen Aufrufe zur Einführung der islamischen Gesetze und zur Schaffung eines islamischen Staates verstoßen nicht nur gegen die Rechte der Minderheiten sondern auch gegen die Rechte jener Muslime, die einen laizistischen Staat wollen“.
„Unter Christen und andere irakischen Minderheiten wachsen von Tag zu Tag die Bedenken hinsichtlich des zunehmenden Extremismus sowohl unter Schiiten als auch unter Sunniten. Die internationale Staatengemeinschaft muss uns beim Aufbau einer wahren Demokratie helfen. Doch an erster Stelle sollte sichergestellt werden, dass für die Menschen im Irak die grundlegenden Güter und Dienstleistungen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Wasser, Elektrizität, Gesundheits- und Erziehungswesen. Wenn die Gewalt bekämpft werden soll muss dafür gesorgt werden, dass die Iraker das Licht am Ende des Tunnels sehen, in dem sie sich nach Jahren der Sanktionen und des Krieges befinden“, so Pater Nizar.
Trotz aller Schwierigkeiten geben die irakischen Christen die Hoffnung nicht auf. „In meinem Dorf in Karakosch in der Nähe von Mosul wurden in den vergagenenen Wochen viele Hochzeiten gefeiert: junge Christen glauben an die Zukunft und möchten im Irak bleiben, um an dessen Entwicklung mitzuwirken“, so der Pfarrer. „Das Leben kehrt zur Normalität zurück, wie auch die Öffnung der Schulen beweist. Die Übergangsverwaltung hat auch die Auszahlung der Gehälter an die Lehrer versprochen. Doch es gibt keine neuen Schulbücher. Diejenigen, die zur Verfügung stehen wurden noch unter dem alten System herausgegeben und gedruckt. Momentan werden nur die Fotos von Saddam Hussein herausgerissen, der in allen Büchern auf der ersten Seite abgebildet war. Doch in Zukunft werden neue Bücher gedruckt werden müssen, damit die zukünftigen Bürger eines demokratischen Irak ausgebildet werden können. (LM) (Fidesdienst, 15/2/2003 – 29 Zeilen, 321 Worte)


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