AFRIKA/SAMBIA - „Die Würde des Menschen, der von Gott geliebt wird, steht im Mittelpunkt unseres pastoralen Handelns“, so der Vorsitzende der Sambischen Bischofskonferenz

Donnerstag, 12 Oktober 2006

Rom (Fidesdienst) - „Die größte Herausforderung, der die Kirche in Sambia gegenübersteht, bleibt weiterhin die Evangelisierung, denn die christliche Botschaft kann unser Leben tief greifend verändern“, so Bischof George Telesphore Mpundu, Koadjutor von Lusaka und Vorsitzender der Sambischen Bischofskonferenz, der sich derzeit zum ad limina-Besuch in Rom aufhält. Bischof Mpundu sprach in einem Interview mit dem Fidesdienst über die Perspektiven der Evangelisierung in Sambia.

Wie sieht die Evangelisierung in Ihrem Land aus? Welchen Problemen steht die Kirche gegenüber und welche Hoffnungen gibt es?
Die größten Herausforderungen entstehen aus der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lage. Sambia, wie ein Großteil Afrikas hat viele Jahrzehnte im Rückstand, was Entwicklung und Fortschritt anbelangt. Unsere Demokratie steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt immer noch viele Krankheiten, insbesondere Aids, und viele Menschen leiden in verschiedenen Teilen unseres Landes noch Hunger. Vor einem solchen Hintergrund sind wir verpflichtet die Frohbotschaft zu verkünden. Bei der Evangelisierung haben wir eine ganzheitliche Vision des Menschen als geistliches Wesen, das jedoch in dieser Welt lebt. Wir verkünden dabei nicht nur das Himmlische Heil, sondern auch das Heil im irdischen Leben. Wir sagen deshalb nicht „lasst uns auf eine vollkommene Welt im Himmel warten“, sondern wir betonen, dass es eine Welt gibt, die auf die Heilsbotschaft des Herrn wartet. Daher rührt auch unsere Engagement im sozialen Bereich.

Die katholische Kirche in Sambia wurde von Missionaren gegründet. Heute gibt es einen einheimischen Klerus, spielen da die Missionare noch eine Rolle?
Ich glaube, dass wir als Weltkirche die Pflicht zur Zusammenarbeit haben. Christen, egal, ob sie aus der ersten, zweiten oder dritten Welt kommen, haben immer etwas zu geben und etwas zu empfangen. In Afrika haben wir es uns zum Ziel gesetzt, dass wir unsere Kirchen selbst übernehmen: jede katholische Gemeinde soll heute in der Lage sein, die eigenen Aktivitäten aus eigener Kraft zu betreiben, sowohl unter geistlichen, als auch unter materiellen Gesichtspunkten. Dies bedeutet nicht, dass die Missionare keine Rolle mehr spielen. Im Gegenteil: wir müssen es unter dem Aspekt des Austausches von Kirchenpersonal betrachten. Die Missionare spielen weiterhin eine Rolle, wenn es zum Beispiel um die Unterstützung unserer einheimischen Priester geht. In unsere Land sind Missionare deshalb weiterhin sehr wichtig und wir freuen uns über ihre Anwesenheit, denn die einheimischen Priester haben zwar beachtliche Fortschritte gemacht, doch wir sind noch weit davon entfernt, zu behaupten, dass wir, was das Kirchenpersonal anbelangt, auf eigenen Beinen stehen können.
Zwar geht die Zahl der Missionare zurück, doch wir werden sie auch in den kommenden Jahren weiterhin brauchen.

Wie kann die Kirche im Hinblick auf die tragischen Ausmaße der Verbreitung von Aids Hoffnung schenken und von der Liebe Gottes zu den Menschen zeugen?
Die Kirche spielt eine sehr wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Verbreitung von Aids zu bekämpfen und die Kranken zu pflegen und zu trösten. Denn unsere ganzheitliche Vision bei der Evangelisierung bringt es mit sich, dass alles, was den Menschen betrifft, auch die Kirche betrifft. Wir müssen den Menschen in seiner Ganzheit betrachten. Zu Beginn der Evangelisierungsgeschichte haben die ersten Missionare damit angefangen, Schulen und Krankenhäuser zu bauen. Denn dies ist ein Art und Weise, die Liebe Gottes zu den Menschen unter Beweis zu stellen. Auch heute ist die Kirche im Erziehungs- und Gesundheitswesen tätig. Angesichts der Aids-Pandemie, die die Bevölkerung des Landes zerstört, ist es das wichtigste Anliegen der Kirche, die Würde der Menschen zu schützen: auch diejenigen, die sterben, haben ein Recht darauf, in Würde zu sterben. Ein weiteres Problem, dessen wir uns annehmen, sind die Aidswaisen. Was die Vorbeutung anbelangt so vertreten wir mit Nachdruck die Position der Kirche: Enthaltsamkeit vor der Ehe, Treue zwischen den Ehepartnern und monogame Ehen.

Wie steht es um die Beziehungen zwischen den verschiedenen Konfessionen in Ihrem Land?
In Sambia gibt es verschiedene christliche Konfessionen, von den traditionellen Protestanten bis zu den evangelikalen Kirchen. Unter Christen arbeiten wir sehr gut zusammen, vor allem wenn es um Probleme geht, die das ganze Land betreffen. Oft veröffentlichen wir gemeinsame Dokumente und erheben unsere Stimme damit im Einklang. Unter den Nichtchristen ist die Gruppe der Angehörigen der traditionellen Stammesreligionen zur größten Gruppe. Sie sind zwar nicht als Gemeinden strukturiert, doch sie stellen ein kulturelles Netzwerk dar, das auf das Alltagsleben der Bevölkerung immer noch großen Einfluss hat. Außerdem gibt es eine kleine muslimische Gemeinde, mit deren Vertretern wir oft gemeinsame Positionen einnehmen, was den Schutz sittlicher Werte anbelangt. Mit dem Ziel unsere jungen Priester auf den Dialog mit der muslimischen Gemeinde vorzubreiten, findet in unseren Priesterseminaren das Islamstudium immer intensiver statt, da die Zahl der Anhänger des Islam in den Ländern der Region, darunter Sambia, Malawi und Tansania stetig steigt. (LM) (Fidesdienst, 12/10/2006 - 70 Zeilen, 785 Worte)


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