ASIEN/PHILIPPINEN - On-line-Glücksspiel: Bischöfe fordern Verbot

Samstag, 12 Juli 2025

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Manila (Fides) - In den Zentren für die Behandlung von Spielsucht, die von Caritas, katholischen Organisationen und Gemeinschaften auf den Philippinen betrieben werden, steigt die Zahl der Fälle von Online-Glücksspielsucht, ein Trend, der durch den Boom von Wett-Apps auf Mobiltelefonen und mobilen Geräten angeheizt wird. Die philippinische Kirche hat dies als „eine sich verschärfende Krise im Land“ und schlägt angesichts einer sozialen und kulturellen Geißel, die das Leben junger Menschen und ganzer Familien zerstört Alarm.
Die „Philippine Amusement and Gaming Corporation (PAGCOR)“, der öffentliche Konzessionär, der das Glücksspiel in den Philippinen betreibt, gab bekannt, dass im Jahr 2024 einen Nettogewinn von 84,97 Milliarden Pesos verzeichnet wurde. Etwa die Hälfte des Betrags stammte aus der „bemerkenswerten Performance“ der elektronischen Spiele und des elektronischen Bingos.
Eine Capstone-Intel-Umfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass die Beteiligung an Online-Glücksspielen in dem Land sowohl bei jungen als auch bei Menschen mittleren Alters hoch ist. Der Umfrage zufolge spielen 66 Prozent der jungen Filipinos im Alter zwischen 18 und 24 Jahren Online-Glücksspiele und 57 Prozent der Befragten im Alter zwischen 41 und 55 Jahren gaben an, dass sie regelmäßig Online-Glücksspiele nutzen, im Durchschnitt zwei- bis dreimal pro Woche. Sieben von 10 Befragten gaben an, dass sie etwa 1.000 Pesos pro Woche (die Zahl entspricht dem doppelten Tagesgehalt eines Arbeiters, Anm. d. Red.) für Online-Wetten ausgeben, während etwa 20 Prozent bis zu 3.000 Pesos setzen.
Unterdessen haben anggesichts „allarmierender Daten“ zwei Mitglieder des Europäischen Parlaments einen Antrag eingereicht, in dem sie eine Untersuchung der Online-Glücksspiele, insbesondere im Hinblick auf illegale Anbieter, fordern. Die Abgeordneten brachten die Entschließung am 9. Juli in das Parlament ein und forderten darin eine Untersuchung der sozialen Folgen des Phänomens, wie finanzielle Verluste, psychische Probleme bis hin zum Kontakt mit kriminellen Netzwerken, die oft von illegalen Offshore- Glücksspielanbietern geleitet werden, die Verbrechen wie Geldwäsche erleichtern.
Online-Glücksspiele sind sowohl unter wohlhabenden als auch unter einkommensschwachen Haushalten und sogar unter Arbeitslosen weit verbreitet. "Einkommensschwache Gruppen sind besonders stark betroffen, und es besteht die Gefahr, dass sich die Armut verfestigt. Unterdessen hat dasa Online-Glücksspiele ernsthafte soziale Auswirkungen, einschließlich der Verschlechterung der psychischen Gesundheit, Familienkonflikte und Selbstmordversuche", so die Abgeordneten. "Die Nutzer greifen oft auf Kredite und digitale Geldbörsen zurück, um das Glücksspiel zu finanzieren, was zur Verschlimmerung von Schuldenkreisläufen und zunehmenden Familienkonflikten beiträgt", heißt es in der Resolution.
Auch die Bischöfe der Philippinen haben sich kürzlich in einer Botschaft zum Abschluss ihrer Vollversammlung zu diesem Thema geäußert. Sie beklagen das Phänomen und wiesen mit Besorgnis auf „die moralische und soziale Krise hin, die durch Online-Glücksspiele verursacht wird“. Es handele sich um "eine neue Seuche oder einen neuen Virus, der den Einzelnen, die Familien und die Gesellschaft zerstört" und eine Sucht verursacht, die sich "in aller Stille wie eine weit verbreitete Sklaverei" ausbreitet. "Wir merken es nicht, aber es grassiert: Viele, auch junge Menschen, werden süchtig nach Online-Glücksspielen", so die Bischöfe in ihrer Botschaft.
"Es ist klar", so die Bischöfe weiter, "dass Online-Glücksspiele nicht mehr nur ein einfacher Zeitvertreib sind. Es handelt sich um ein tiefgreifendes und weit verbreitetes moralisches Problem, das sich unter dem Deckmantel der Unterhaltung und der Technologie verbirgt". Es "ist keineswegs unschuldig, sondern bewusst attraktiv, insbesondere für junge Menschen und normale Bürger. Der Online-Zugang ist einfach, das Gewinnen geht schnell und das Verlieren ebenso schnell". Was die Nutzer jedoch nicht wissen: „Dieses System wurde entwickelt, um die Menschen in das Netz der Spielsucht zu ziehen“.
Glücksspiele sind auf den Philippinen nichts Neues, und es hat schon immer legale und illegale Formen des Wettens gegeben. Dank der digitalen Technologie hat das Phänomen jedoch sein Profil verändert: Dank der Smartphones ist das Glücksspiel für jeden rund um die Uhr zugänglich geworden. Ein Klick auf ein beliebiges Online-Konto oder eine elektronische Geldbörse reicht aus, um das gesamte eingezahlte Geld in einem Augenblick zu verlieren.
"Beim Glücksspiel", so die Bischöfe, "scheint das Gewissen allmählich verloren zu gehen. Wir sind darauf konditioniert, zu denken, dass es nur normale Unterhaltung oder Spaß ist, oder dass es nichts Falsches daran gibt. Doch der Katechismus der Katholischen Kirche ist in dieser Frage eindeutig: „...Glücksspiele werden jedoch dann sittlich unzulässig, wenn sie jemand um das bringen, was er zu seinem und anderer Menschen Lebensunterhalt braucht (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2413)“.
Die Bischöfe beklagen auch das Schweigen der Medien, der Regierung und der Geschäftswelt: "Könnte es daran liegen, dass viele von ihnen davon profitieren?", fragen sie sich. Unternehmer in der Welt der Kommunikation haben Online-Spielplattformen eingerichtet, die allein im Jahr 2024 einen Umsatz von 154 Milliarden Pesos überschritten haben, was einem Anstieg von fast 165 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die Kirche ist besorgt über diejenigen, die in das Netz des Glücksspiels gefallen sind und „in Scham, Angst und Verzweiflung leben“. Viele bitten kirchliche Einrichtungen um Hilfe und sagen: "Mein Gehalt geht immer aus...". "Ich habe meine Familie wieder belogen...", "Unsere Familie ist wegen des Glücksspiels ruiniert... "Ich weiß nicht, wie ich aufhören soll...".
Die Bischöfe stellen fest: "Es ist nicht länger ein Problem für Einzelpersonen. Es ist eine Krise der öffentlichen Gesundheit in unserer Gesellschaft, genau wie Drogen, Alkohol und andere Arten von Sucht. Sie zerstört nicht nur den Einzelnen, sondern auch seine Familie".
Angesichts dieses Phänomens "können wir es uns nicht leisten, zu schweigen, denn die Ausbreitung des Glücksspiels und der Sucht vieler Menschen ist wie eine tödliche Seuche oder Pandemie, die das Leben von Einzelpersonen und Familien und der Gesellschaft als Ganzes zerstört".
Die Bischöfe fragen sich: "Wie sieht die Zukunft des Landes aus, wenn junge Menschen leicht zum Online-Glücksspiel hingezogen werden, weil es praktisch keine Beschränkungen gibt? Was wird passieren, wenn wir zwar sagen, dass junge Menschen eine gute Ausbildung brauchen und dass die Bürger Arbeit haben, aber das Glücksspiel grassiert?".
Die Position der Kirche ist klar: "Die Schwäche anderer auszunutzen, nur um Geld zu verdienen, ist eine Sünde. Die Ausbreitung des Glücksspiels, vor allem unter jungen und armen Menschen, ist ein großer Skandal. Als Gesellschaft - Regierung, Unternehmer, Schulen und Kirchen - dürfen wir nicht blind, taub und stumm gegenüber dem Schaden sein, den es verursacht".
Daher fordert die Bischofskonferenz die Institutionen auf, "jede Form des Online-Glücksspiels für illegal zu erklären und anzuerkennen, dass Spielsucht ein Problem der öffentlichen Gesundheit ist, das mit angemessener Bildung, Gesetzgebung und Behandlung angegangen werden sollte." Alternativ dazu wird die Regierung aufgefordert, angemessene Kontrollen für Online-Zahlungssysteme einzuführen, "damit diese nicht zu einem einfachen Zugang zu Online-Glücksspielseiten werden, um unsere jungen Menschen zu schützen".
Die Pfarreien und alle katholischen Gemeinschaften werden aufgefordert, "den vom Glücksspiel betroffenen Menschen und Familien zu helfen und nicht still oder passiv zu bleiben".
"Wir laden jeden gewissenhaften Menschen ein, das Wohl der Nation, der Gesellschaft, der jungen Menschen und ihrer Seelen zu bedenken. Die Kirche ist nicht gegen jede Art von Unterhaltung oder Freizeitgestaltung. Aber wenn das Vergnügen zur Sklaverei wird und die Unterhaltung zu einer Ursache für die Zerstörung des Lebens wird, müssen wir aufschreien und warnen", so die Bischöfe.
"Wir wollen alle daran erinnern", heißt es in der Botschaft der Bischöfe abschließend, "dass wir der Sklaverei durch ehrenhafte Arbeit entkommen können, indem wir weiterhin den Weg der Wahrheit, des Guten, der Gerechtigkeit und vor allem der Gnade Gottes gehen. Jesus ist nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten".
(PA) (Fides 12/7/2025)


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