ASIEN/INDONESIEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: "Soziale Gerechtigkeit ist Teil unserer Sendung“

Mittwoch, 21 Mai 2025

Archdiocese of Jakarta

Rom (Fides) - „Soziale Gerechtigkeit ist heute eines der zentralen Themen für eine große Nation wie Indonesien, eine aufstrebende Nation auf der internationalen Bühne. Sie ist auch ein entscheidendes Thema für die Mission der Kirche in Indonesien. Und wir sehen, dass Papst Leo XIV., inspiriert von seinem Vorgänger Leo XIII., dem Papst der Enzyklika 'Rerum novarum', das Thema der sozialen Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seiner Vision und seines Handelns stellt. Das kann auch für uns hilfreich und nützlich sein“, so Pater Alfonsus Widhiwiryawan (Sx), ein aus Java stammender Xaverianer-Missionar und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke (PMW) in Indonesien, im Interview mit Fides.
Pater Alfonsus erinnert an die Ansprache von Papst Leo an das Diplomatische Korps, als er sagte, dass „das Bemühen um Frieden die Ausübung von Gerechtigkeit erfordert“. Und mit Bezug auf Leo XIII. fuhr der Papst fort: „In dem Epochenwandel, den wir erleben, kann der Heilige Stuhl nicht umhin, seine Stimme angesichts der vielen Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten zu erheben, die unter anderem zu unwürdigen Arbeitsbedingungen und zunehmend fragmentierten und konfliktgeladenen Gesellschaften führen. Es müssen auch Anstrengungen unternommen werden, um die globalen Ungleichheiten zu beseitigen, bei denen Reichtum und Armut tiefe Furchen zwischen Kontinenten, Ländern und sogar innerhalb einzelner Gesellschaften ziehen“.
„Dieses Bedürfnis ist in Indonesien spürbar, einem Land mit sehr unterschiedlichen Regionen, Kulturen, religiösen Situationen und Kontexten: Die Gefahr einer Zersplitterung besteht sogar auf kirchlicher Ebene“, stellt der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke fest. „Deshalb lautet unser nationales Motto 'Einheit in Vielfalt', und wir sind aufgerufen, dies jeden Tag auch in der Kirche zu praktizieren“. „Soziale Gerechtigkeit“, betont er, „ist auch einer der Grundsätze der ‚Pancasila‘, der Fünf-Prinzipien, auf denen die indonesische Nation beruht, und es ist ein Thema, für das auch muslimische Organisationen sensibel sind“.
Auch die indonesischen Bischöfe sind mit dem Thema befasst: So riefen die Bischöfe der Region Flores in ihrer Botschaft zur Fastenzeit 2025 gemeinsam dazu auf, „den Armen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und sich erneut für die Werte des Evangeliums einzusetzen“. Die Bischöfe beklagten dass „die rücksichtslose Ausbeutung der Umwelt, der Ernährungssicherheit, dem sozialen Gleichgewicht und der kulturellen Nachhaltigkeit schadet“. Auch das Problem der „chronischen Unterernährung, von der nach wie vor viele Kleinkinder betroffen sind“, bereitet den Bischöfen Sorge, die zu einer koordinierten Antwort aufriefen und betonten, dass dies „nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch der Gerechtigkeit“ sei. „Jedes Kind verdient Nahrung, Liebe und Würde“, schrieben sie und forderten gezielte Unterstützung für gefährdete Familien und solide Bildungsprogramme.
In diesem Zusammenhang gibt es in Indonesien eine anhaltende Debatte über die Wirtschaftspolitik des neuen Präsidenten Prabowo Subianto, der - in Erfüllung seiner Wahlversprechen - ein kostspieliges Unterstützungsprogramm für Schulkantinen aufgelegt und einen „Haushaltseffizienzplan“ ins Leben gerufen hat. Der Plan löste Proteste wegen Stellenstreichungen und der Aussetzung von Stipendien für 2025 aus.
P. Alfonsus Widhiwiryawan stellt fest: „Anstatt öffentliche Mittel für Wohlfahrtsmaßnahmen auszugeben - die breite Zustimmung finden - ist die Regierung aufgerufen, über Maßnahmen nachzudenken und diese umzusetzen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln, der Arbeitslosigkeit entgegenwirken und eine echte Entwicklung und Beschäftigung bewirken“.
Das Thema „Soziale Gerechtigkeit“ stand auch im Mittelpunkt der ersten Ansprache von Papst Franziskus auf seiner Reise nach Indonesien am 4. September 2024 im Präsidentenpalast in Jakarta vor dem scheidenden Präsidenten Joko Widodo und dem designierten Präsidenten Prabowo Subianto. Papst Franziskus rief zu einem „echten und weitsichtigen Engagement“ für die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit auf, damit nicht ein großer Teil der Menschheit „am Rande steht, ohne ein würdiges Dasein und ohne Schutz vor schwerwiegenden sozialen Ungleichgewichten, die akute Konflikte auslösen“, sagte er.
„In einer sich rasch verändernden Gesellschaft“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke abschließend, “ist auch die indonesische katholische Kirche aufgerufen, ihren Sendungsauftrag zu verstehen und zu erweitern, indem sie über soziale Gerechtigkeit nachdenkt und sich aktiv dafür einsetzt“.
(PA) (Fides 21/05/2025)


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