ASIEN/IRAK - CHALDÄISCHER CHRIST IN MOSUL ERMORDET: ANGST VOR ANSCHLÄGEN EXTREMISTISCHER MUSLIME WÄCHST – DER ISLAMISCHE FUNDAMENTALISMUS WILL DIEJENIGEN EINSCHÜCHTERN, DIE SICH FÜR EINEN DEMOKRATISCHEN IRAK EINSETZEN

Donnerstag, 9 Oktober 2003

Mosul (Fidesdienst) – Die chaldäische Glaubensgemeinschaft im Irak befürchtet angesichts der wiederholten Einschüchterungsmanöver islamischer Fundamentalisten gegenüber Christen ein Wiederaufflammen des gewaltsamen Fundamentalismus während der Zeit des Wiederaufbaus des Landes. Zuletzt wurde bei einem Anschlag Anfang Oktober ein chaldäischer Christ in Mosul von einer Granate getötet. Es handelt sich um den chaldäischen Geschäftsmann Safa Sabah Khoshi, auf dessen Lebensmittelladen, in dem er auch Alkohol verkaufte, ein Anschlag verübt wurde. Der Cousin des Ladenbesitzers wurde bei dem Anschlag schwer verletzt.
Der chaldäische Priester Nizar Seeman, der in dem in der Nähe von Mosul gelegenen Dorf Karakosh tätig ist kommentierte den Vorfall gegenüber dem Fidesdienst mit folgenden Worten: Wir Christen machen uns angesichts des zunehmenden islamischen Fundamentalismus vor allem in der Gegend um Mosul große Sorgen. Das Phänomen bereitet sich sowohl unter Schiiten als auch unter Sunniten aus, deren wahabitischer Flügel von Saudi-Arabien finanziert wird und vor allem auf junge Arbeitslose Einfluss nimmt, die eine leichte Beute für extremistische Bewegungen sind“.
„Diese Situation ist untragbar. Solange die provisorische Regierung diese Taten toleriert werden die Chaldäer sich im Kreuzfeuer befinden und es werden viele unschuldige Menschen sterben müssen. Während muslimische Gruppen ihre fundamentalistische Vision des Islam mit Gewalt durchsetzen wollen versuchen wir Christen einen laizistischen und säkularen Staat aufzubauen, in dem Platz für alle ist und niemand wegen seines Glaubens diskriminiert oder verfolgt werden soll“, so eine weitere Quelle aus chaldäischen Kreisen im Irak.
Der Fundamentalismus hat nach Ansicht der Beobachter nach dem Sturz des Saddam-Regimes zugenommen. Vor allem werden Spirituosen-Händler bedroht und eingeschüchtert. Der islamische Glaube untersagt das Trinken und den Verkauf von Alkohol. Die bürgerlichen Gesetze des Irak enthalten keine dementsprechenden Bestimmungen.
Die Mitglieder der chaldäische Glaubensgemeinschaft haben nach dem Sturz des Regimes zahlreiche Geschäfte und Handwerksbetriebe und kleine Pensionen eröffnet: diese Geschäftigkeit wird von vielen Muslimen mit Misstrauen betrachtet. Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb im Laufe der vergangenen Monate zahlreiche chaldäische Gläubige Opfer von Attentaten geworden sind: im Mai 2003 wurden zwei Geschäftsleute, die Alkohol verkauften, in ihren Geschäften in Bassora ermordet und wenige Tage später wurden in Bagdad zwei Christen ermordet.
Dabei verstoßen die Chaldäer nicht gegen die Gesetze des Landes, außerdem helfen chaldäische Pfarrgemeinden vielen Mitbürgern. Die christlichen Kirchen unterstützen über die verschiedenen Caritas-Zentren in allen Teilen des Landes auch viele muslimische Familien. (PA) (Fidesdienst, 9/10/2003 – 40 Zeilen, 405 Worte)


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