AFRIKA/COTE D’IVOIRE - „Es kommen immer noch Menschen mit Vergiftungssymptomen in die Krankenhäuser“, so ein Missionar aus Abidjan: die Schiffsladung mit Giftmüll wird zum Albtraum …

Samstag, 9 September 2006

Abidjan (Fidesdienst) - „Die Zahl der Menschen, die mit Vergiftungssymptomen in die Krankenhäuser kommen nimmt nicht ab. Die Menschen protestieren zwar nicht mehr auf den Straßen, doch sie fordern kostenlose Medikamente und Behandlung, nach dem Einatmen von giftigen Substanzen“, so ein Missionar aus Abidjan, der ivorischen Wirtschaftsmetropole, wo die Regierung am 6. September infolge der Bürgerproteste im Zusammenhang mit den Vergiftungen, die durch das illegale Entladen von Giftmüll im Land verursacht wurden waren, zurücktrat (vgl. Fidesdienst vom 7. September 2006).
„Die Menschen protestieren zwar nicht mehr, doch sie wollen die Wahrheit wissen und fordern konkrete Hilfen für diejenigen, die sich vergiftet haben“, so der Missionar. „Sollte es keine konkrete Antwort geben, denn ist es wahrscheinlich, dass es zu erneuten heftigen Protesten kommt. Unterdessen hat Frankreich den einheimischen Behörden Hilfe versprochen und will Medikamente und Fachärzte zur Verfügung stellen.“
Wie die einheimische Presse berichtet, wurden auch Helfer des französischen Zivilschutzes in das afrikanische Land entsandt, wo sie die Behörden unterstützen und den Menschen helfen sollen. Die Verantwortlichen der ivorischen Regierung verabschiedeten unterdessen ein Notprogramm zur Neutralisierung des Giftmülls, das von einem interministeriellen Komitee umgesetzt werden soll, das trotz des Rücktritts der Regierung weiterhin im Amt bleibt. Die Prioritäten sind dabei die sichere Beseitigung des Giftmülls, der in den verschiedenen Teilen der Stadt sich selbst überlassen wurde und die Hilfeleistung für betroffene Personen. „Die Abfälle sollen in sichere Lager gebracht werden, die so bald wie möglich gebaut werden“, so der ivorische Planungsminister.
An mindestens neun Orten wurden die Abfälle unter offenem Himmel in verschiedenen Vierteln des Landes sich selbst überlassen, in denen insgesamt rund 4 Millionen Einwohner leben (fast ein Drittel der ivorischen Bevölkerung). Bei Menschen, die die Ausdünstungen des Giftmülls einatmeten, traten Symptome wie Übelkeit, Hautausschläge, Durchfall und Kopfweh auf. Anfangs befürchtete man, dass sich unter den Abfällen auch radioaktive Substanzen befinden könnten, doch eine Analyse ergab, dass dies nicht zutraf. Der Giftmüll wurde an Bord des Schiffes Probo Koala nach Cote d’Ivoire gebracht und sollten im Land von einem einheimischen Müllverwertungsunternehmen übernommen werden. Im Rahmen einer Untersuchung wird man nun feststellen müssen, weshalb die Abfälle in verschiedenen Teilen der Stadt entladen wurden ohne vorher behandelt zu werden, wie dies internationale Abkommen für den Umwelt- und Personenschutz vorschreiben.
Auf politischer Ebene, wurden der Rücktritt der Regierung der Nationalen Einheit von der Opposition kritisiert (die ebenfalls zur Regierung gehört), die vermutet, dass es sich um ein Manöver des Präsidenten und des Premierministers handelt, um der eigene Verantwortung zu entgehen. Eine neue Regierung soll nächste Woche gebildet werden. (LM) (Fidesdienst, 09/09/2006 - 39 Zeilen, 437 Worte)


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