AMERIKA/HAITI - Bandenkriminalität nimmt zu: Sechs Ordensschwestern entführt

Montag, 22 Januar 2024 entführungen   schwestern   banditentum  

Port-au-Prince (Fides) - Es gibt immer noch keine Nachricht über die insgesamt acht Personen (darunter sechs Ordensschwestern), die am 19. Januar in Haiti entführt wurden.
Die Schwestern, die der Congrégation des Sœurs de Sainte-Anne (einer Kongregation päpstlichen Rechts kanadischen Ursprungs) angehören, wurden am Morgen des 19. Januar entführt, als eine Gruppe bewaffneter Männer den Kleinbus, in dem sie unterwegs waren, in der Avenue du Chili im Zentrum von Port-au-Prince von bewaffneten Männern in deren Besitz gebracht. An Bord des Busses nahmen sie die Passagiere (die sechs Ordensfrauen und eine junge Frau, die sie begleitete) sowie den Fahrer als Geiseln und fuhren dann in Richtung Alert Alley.
"Diese Entführungen erfüllen geweihte Personen in Haiti und Menschen guten Willens mit Traurigkeit und Angst", so die haitainische Ordenskonferenz in einer Mitteilung, in der sie alle Christen in Haiti auffordert, für die Freilassung der Geiseln zu beten. Derzeit liegen weder Informationen über die für die Entführung verantwortliche bewaffnete Gruppe noch über eine mögliche Lösegeldforderung vor.
Nach dem Angelusgebet am gestrigen Sonntag, 21. Januar, forderte Papst Franziskus die Freilassung der Nonnen und ihrer Begleiterinnen: " Mit Sorge habe ich die Nachricht von der Entführung einer Gruppe von Menschen, darunter sechs Nonnen, in Haiti vernommen Ich bitte von Herzen um ihre Freilassung, bete für die soziale Harmonie im Land und rufe alle auf, der Gewalt ein Ende zu setzen, die so viel Leid über diese liebe Bevölkerung bringt“.
Haiti erlebt seit einiger Zeit einen steilen Anstieg von Entführungen zu Erpressungszwecken in einem Land, das von rund 300 bewaffneten Banden beherrscht wird, die etwa 80 % der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren.
In der vergangenen Woche waren die Einwohner des Stadtteils Solino vier Tage lang durch Straßensperren blockiert, die von bewaffneten Banden errichtet worden waren, die den Interims-Premierminister Ariel Henry unter Druck setzen wollen, bevor ein politisches Abkommen zur Konsolidierung seiner Macht am 7. Februar ausläuft.
Um ein Mindestmaß an Sicherheit wiederherzustellen, soll auf der Grundlage einer im Oktober verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrats eine von Kenia geführte Polizeitruppe in das Land entsandt werden.
Die 1.000 kenianischen Polizeibeamten, die nach Haiti entsandt werden sollen, haben ihre Ausbildung am 4. Januar abgeschlossen und warten auf die für den 26. Januar erwartete Entscheidung des kenianischen Obersten Gerichtshofs, der ihren Einsatz in dem Karibikstaat genehmigen soll. Der Oberste Gerichtshof wird über die Klage der Opposition entscheiden müssen, die behauptet, die Entsendung kenianischer Polizisten nach Haiti sei verfassungswidrig, da nur das Militär im Ausland eingesetzt werden könne.
(L.M.) (Fides 22/1/2024)


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