Port Blair (Fides) - Die katholischen Gemeinden der Andamanen- und Nikobaren-Inseln im Indischen Ozean leben seit ihrer Entstehung im synodalen Stil. Die einzige Diözese, die das gesamte Territorium umfasst, Port Blair, zählt 500 Inseln, von denen 40 bewohnt sind, mit etwa 40.000 katholischen Gläubigen bei einer Bevölkerung von fast 500.000 Einwohnern, von denen die Mehrheit Hindus sind, neben animistischen und muslimischen Gruppen. Um die Risiken der Isolation zu überwinden, ist die Ortskirche dazu berufen, als Gemeinschaft "zusammen zu gehen" und mit dem Beitrag aller für die Kirche zu sorgen, angefangen beim Unterhalt des Personals und der kirchlichen Strukturen. Wie oft in Diözesen, die aus Inselgruppen bestehen, müssen Priester, Ordensleute und Katecheten lange Wege zurücklegen, um die abgelegensten Pfarreien und Dörfer zu erreichen. "Schon auf der Insel Süd-Andaman, wo sich Port Blair befindet, dauert es bis zu zwei Tage, um in den Norden der Insel zu gelangen", erklärt Bischof Visuvasam Selvaraj gegenüber der Fides. "Das meistgenutzte Verkehrsmittel ist das Boot, aber mit den verschiedenen Zwischenstopps kann die Reise noch länger dauern", sagt er.
In der Diözese mit 18 Pfarreien, die über die Inseln verstreut sind, arbeiten 51 Priester (neun Diözesanpriester und ebenso viele Ordenspriester), aber in den zahlreichen Dörfern, allesamt Fischerdörfer, gibt es oft kleine Kapellen, mehr als 150 an der Zahl, regelrechte "Missionsstationen im Meer", in denen katholische Familien zusammenkommen. Die Inseln wurden von den belgischen Jesuitenmissionaren evangelisiert, die Anfang des 19. Jahrhunderts aus Nordindien kamen: "Die Missionare sahen sich mit zersplitterte Realität der Inseln konfrontiert und waren von Anfang an sehr darauf bedacht, ein System zu schaffen, in dem die Laien voll am Leben der Kirche teilnehmen. Sie übernahmen Praktiken und Formen der Gemeinschaftsverwaltung von den Stammesvölkern, die hauptsächlich aus dem Chhota-Nagpur-Gürtel im Gebiet der heutigen Bundesstaaten Jharkhand und Chhattisgarh stammen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Beteiligung der Laien am kirchlichen Leben auf den Andamanen sehr breit gefächert war", so der Bischof.
Diese Besonderheit, die das Leben der lokalen katholischen Gemeinschaft kennzeichnet, prägte auch die Vorbereitung auf die Bischofssynode im Vatikan dank der umfassenden Beteiligung der Gläubigen an der Basis: "Wir hatten Beratungen in allen 18 Pfarreien", erklärte der Bischof, "und in 90 % der 159 Dörfer der Diözese haben sich die Gläubigen in den Dialog und die Diskussion eingebracht. Das Leben unserer Kirche gliedert sich in zahlreiche kleine Gemeinschaften, 552 kleine christliche Gemeinschaften, die den Glauben als Geschenk und Verantwortung leben. Das zeigt sich auch in der massiven Beteiligung an der Glaubenspraxis, z.B. kommen mehr als 70 Prozent der Getauften regelmäßig sonntags in die Kirche".
Auch im pastoralen Leben herrscht der synodale Ansatz vor, "bei dem der Bischof nicht 'allein das Sagen hat', sondern immer auf die Gemeinde hört, weil sich der Heilige Geist in der Gemeinde manifestiert", betont der Bischof von Port Blair. Dies sei "das Geheimnis einer Gemeinschaft, die mit Freude auf das Reich Gottes zugeht. Wir leben durch die Gnade Gottes einen Geist der Einheit zwischen Priestern, Ordensleuten und Laienorganisationen. In der strukturellen Situation einer Kirche, die auf weit entfernte Gemeinschaften verteilt ist, ist das Bewusstsein für die Zusammenarbeit und die Solidarität sehr ausgeprägt. Das ist das Geschenk, das wir in der Gesellschaft bezeugen können. Dies zeigt sich auch in der finanziellen Unterstützung der Kirche. Das Volk Gottes beschließt eine monatliche Opfergabe und kümmert sich damit verantwortungsvoll um die Bedürfnisse der einzelnen Pfarreien. Der Bischof und die Priester führen einen einfachen Lebensstil, ohne jeglichen Luxus. Wir versuchen, nahe bei den Menschen zu sein", sagt er. "Als Bischof habe ich zum Beispiel in zwei Jahren, in denen ich ohne Unterbrechung unterwegs war, insgesamt 89 Dörfer besucht, auch kleine, mit jeweils zehn katholischen Familien. Ich verbringe 24 Stunden mit ihnen, besuche die Familien, höre zu, teile mit, spende die Sakramente. Ich esse mit ihnen, ich feiere die Messe. Dieser Austausch wird von den Gläubigen sehr geschätzt. Außerdem steht das Haus meines Bischofs allen offen. Jeder kann kommen und mit mir sprechen, die Türen sind offen. Und die Gläubigen wissen das".
"Es herrscht Harmonie in der Gemeinschaft“, so Bischof Visuvasam Selvaraj abschließend. „Ich kann mit Freude und Dankbarkeit sagen, dass wir eine glückliche Gemeinschaft sind, eine Gemeinschaft, die den Glauben lebt und Zeugnis von der Liebe Gottes ablegt. Wie es im Evangelium heißt: 'Man wird euch daran erkennen, wie ihr einander liebt'. Die brüderliche Liebe ist also eine Form der Evangelisierung und eine missionarische Eigenschaft".
Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Andamanen und Nikobaren britisches Territorium. Dann kamen die ersten Jesuiten aus Kalkutta und Missionaren aus der Region Burma auf die Inseln. Nach der Unabhängigkeit Indiens (1947) begannen katholische Missionare aus Ranchi (heute Sitz der Metropolitan-Erzdiözese), auf die Andamanen zu reisen. Im Jahr 1965 wurde die Mission auf dem Archipel der Gesellschaft der Missionare des Heiligen Franz Xaver (SFX) mit Sitz in Goa anvertraut. Die Diözese von Port Blair wurde 1985 errichtet. Administrativ gehört die Inselgruppe zum indischen Unionsterritorium.
(PA) (Fides 30/9/2023)