MONGOLEI - "Die auf ihn blickten, werden strahlen": Das Wirken der Gnade ist die „größte Freude“ für Kardinal Marengo

Dienstag, 25 Juli 2023 mission   evangelisierung   ortskirchen   papst franziskus  




Von Gianni Valente
Ulaanbaatar (Fides) - "Die auf ihn blickten, werden strahlen". Diesen Vers aus Psalm 34 wählte der Consolata-Missionar und Apostolischer Präfekt von Ulaanbaatar, Bischof Giorgio Marengo, der von Papst Franziskus im Konsistorium vom 27. August 2022 zum Kardinal ernannt wurde, als Wahlspruch. In dem von von Teresa Tseng Kuang yi im Hinblick auf die Reise von Papst Franziskus in die Mongolei (1.-4. September) für Fides produzierten Video wird deutlich, dass dieser Wahlspruch das Wesen des Lebens und der Mission von Pater Marengo in der Mongolei erfasst. Ein Abenteuer, bei dem die Freuden im Überfluss über die Mühen, die Schwierigkeiten und die eigenen Armut überwiegen. "Ich bin dankbar, dass der Herr mich hierher gesandt hat", bekennt der Präfekt von Ulaanbaatar gleich in den ersten Passagen des Videos.
Die "schönste Freude", auf die der Kardinal anspielt (im Video mit englischen Untertiteln über den Untertitelmodus), entsteht nicht dadurch, dass man mit Selbstzufriedenheit die Früchte seiner Arbeit und seines Einsatzes betrachtet. Was das Herz mit der größten Dankbarkeit erfüllt, ist, das Wirken der Gnade im Laufe der Zeit erfahren zu haben, gesehen zu haben, wie "trotz all unserer Schwierigkeiten und unserer Armut der Herr den Weg in die Herzen dieser Menschen geebnet hat, die sich dann entschieden haben, sich ihm anzuvertrauen". „Der Herr hat das Leben dieser Menschen auf eine geheimnisvolle und sehr persönliche Weise gelenkt", so Kardinal Marengo in der Videoreportage, "und dies ist sicherlich die schönste Freude", "Menschen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten".
Die Videoreportage enthält Erinnerungen und Bilder von den Anfängen: der erste Flug im Alter von 27 Jahren von Seoul nach Ulaanbaatar ("Wir hörten die Stewardessen auf Mongolisch sprechen. Ich sagte: Wer weiß, ob wir nicht eines Tages auch diese Sprache lernen können"), die erste "öffentliche" Messe, die in einem Ger, dem traditionellen mongolischen Zelt, gefeiert wurde ("Daran erinnere ich mich als einen sehr, sehr schönen Moment").
Der Kardinal erwähnt auch die wichtige Wiederentdeckung der früheren christlichen Präsenz auf mongolischem Territorium, die Geschichte der alten Kirche des Ostens, der nestorianischen theologischen Prägung, die in den ersten Jahrhunderten des Mittelalters auch China erreicht hatte: "Wir halten es für unsere Pflicht, an diese Vergangenheit anzuknüpfen", stellt Kardinal Marengo fest, "denn manchmal wird das Christentum in der Mongolei als etwas Jüngeres, Neues und Importiertes betrachtet", während in der Mongolei "der christliche Glaube in Wirklichkeit sehr alte Wurzeln hat", und "wir wissen auch, dass in der Zeit des großen Reiches von Dschingis Khan einige Befehlshaber und Soldaten christlichen Glaubens waren".
Kardinal Marengo erwähnt auch die Schwierigkeiten und Anstrengungen, die er unternommen hat, um sie die mongolische Sprache und Kultur anzueignen, mit ihrer "nomadischen Matrix", die sich so sehr von den "sesshaften" europäischen Kulturen unterscheidet, und die sich auch in der Art und Weise widerspiegelt, wie man sich Behausungen und die Zeit vorstellt: für eine nomadische Kultur "muss alles transportabel, leicht und vorübergehend sein", während es in sesshaften Kulturen immer die Tendenz gibt, "Dinge zu bauen, die in der Zeit erhalten bleiben".
Die besondere Aufmerksamkeit, mit der Marengo Unterschiede erfasst und in einen gegenseitigen Austausch von Gaben umwandelt, wendet er auch auf seine persönliche Geschichte an, insbesondere auf die päpstliche Entscheidung, ihn zum Kardinal zu ernennen, eine Entscheidung, den Vertreter einer Ortskirche mit weniger als 1.500 getauften Mitgliedern in das Kardinalskollegium aufzunehmen.
Mit der Berufung in das Kardinalskollegium, so Kardinal Marengo reiche seine Erfahrung als Seelsorger einer kleinen lokalen Kirchengemeinde "auch ein wenig in die Universalität der Kirche hinein, um in die Universalkirche einzubringen, was die Erfahrung einer so kleinen und neuen missionarischen Kirche ausmacht". Der Kardinal spricht von einer "doppelten Bewegung", durch die "die Partikularität dieser Kirche" "innerhalb der Universalität der ganzen katholischen Kirche" entsteht. Der Kardinal sieht auch die Zweckmäßigkeit eines fruchtbaren "Austauschs" zwischen "der Frische des Glaubens in einem Kontext wie der Mongolei" und "dem Reichtum der kirchlichen Tradition, der uns aus Kirchen mit längerer Tradition zufließt".
Dies - so Kardinal Marengo – sei auch die günstige Gelegenheit, die die bevorstehenden Reise von Papst Franziskus in die Mongolei bieten werde: Allen vor Augen zu führen, dass jede Kirche immer eine im Entstehen begriffene Kirche ist, die bei jedem ihrer Schritte von der Gnade Christi abhängt und nicht aus eigener Kraft "gebaut" wird, auch nicht an Orten, an denen große Kathedralen errichtet und christliche Reiche entstanden sind; jede Kirche ist ein "Pilgerkirche" in dieser Welt; jede Kirche ist „nomadisch“, wie das Volk der Mongolei mit seinen Zelten, immer auf dem Weg zur Erfüllung der Zeiten.
(Fides 25/7/2023)


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