ASIEN/BANGLADESCH - Weltflüchtlingstag: Rohingya, das Volk der Staatenlosen

Dienstag, 20 Juni 2023 menschenrechte   flüchtlinge   ethnische minderheiten  

Caritas

Cox's Bazar (Fides) - Das Volk der muslimischen Rohingya, das seit Jahrhunderten im Bundesstaat Rakhine im Westen Myanmars lebt, steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt einer Leidensgeschichte, die in den letzten sechs Jahren von Gewalt und Zwangsvertreibung geprägt war. Im Jahr 1982 verweigerte die damalige Militärjunta in Myanmar den Rohingya die Staatsbürgerschaft und beraubte sie damit ihrer Freiheiten und Rechte, wodurch sie faktisch "staatenlos" wurden. Die Rohingya, die als Fremde in ihrem eigenen Land leben, wurden 2017 Opfer von Gewalt und Verfolgung, die sie zwangen, aus ihrer Heimat zu fliehen und die Grenze zum benachbarten Bangladesch zu überqueren. Seitdem leben über 1,2 Millionen Rohingya in Flüchtlingslagern in Cox's Bazar, wo die meisten von ihnen keinen offiziellen "Flüchtlingsstatus" haben, der ihnen besondere Rechte und Schutz gewähren würde. In Bangladesch werden die Rohingya offiziell als "gewaltsam vertriebene burmesische Bürger" bezeichnet.
In den 33 Flüchtlingslagern, die sie aufnehmen, leben sie mit Unterstützung internationaler Organisationen wie dem Welternährungsprogramm, der Regierung von Bangladesch oder der „Plattform Cox's Bazar", in der sich 148 Nichtregierungsorganisationen zusammenschließen, aber unter den Bedingungen der Vertreibung gibt es für die Flüchtlinge nur wenige Möglichkeiten, selbst für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen und die Bildung geht nicht über die Grundschule hinaus. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist schwierig, insbesondere für Frauen. "Geschlechtsspezifische Gewalt und frühe Eheschließungen sind so weit verbreitet, dass sie zur Normalität wurden", stellt die bangladeschische NRO „Rangpur Dinajpur Rural Service“ (RDRS) fest, die Rohingya-Flüchtlinge seit 2019 begleitet und sich dabei auch mit Themen wie Einkommensschaffung, Betreuung von Frauen, Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen befasst. Die Priorität ist "Gesundheit und Bildung für alle", so die NGO, die auch in der Katastrophenhilfe tätig ist. Im Jahr 2021 brach in einem der Lager ein Feuer aus, das sich schnell auf die aus Bambus und Planen errichteten Unterkünfte ausbreitete. In jüngster Zeit waren die Rohingya-Flüchtlinge mit den verheerenden Auswirkungen des Zyklons Mocha konfrontiert, der alle 33 Flüchtlingslager in Cox's Bazar und die umliegenden Dörfer schwer in Mitleidenschaft zog und Tausende in verzweifelter Not zurückließ.
Die Rohingya - deren Situation eine der größten Flüchtlingskrisen der Welt darstellt und Gegenstand wiederholter Appelle von Papst Franziskus war - fürchten, vergessen zu werden. Die meisten Rohingya wollen in Sicherheit und Würde in ihre Heimat Myanmar zurückkehren, aber die Regierung von Myanmar hat derzeit nicht die Absicht, sie aufzunehmen. Seit dem Militärputsch vom 1. Februar 2021 und dem andauernden Bürgerkrieg im Land ist es für die Flüchtlinge deshalb unmöglich, in ihre Heimat zurückzukehren. Deshalb sind bereits Tausende Rohingya nach Malaysia und Indonesien geflohen und haben Schleuser bezahlt. Die Notlage halte an, beklagt das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und stellt fest, dass die Flüchtlinge erschöpft, hungrig und krank sind und internationalen Schutz und humanitäre Hilfe benötigen. Unterdessen unterstützt auch Caritas Bangladesch die Rohingya mit Projekten für Unterkunft, Bildung, Ernährung und Gesundheitsversorgung.
Anlässlich des Weltflüchtlingstages am heutigen 20. Juni berichtet ein Dokumentarfilm mit dem Titel "Where Will I Go" von den erschütternden Erfahrungen der Rohingya-Flüchtlinge in Cox's Bazar. Der Film, bei dem der indische Filmemacher Khalid Rahman Regie geführt und ihn produziert hat, soll das Bewusstsein für die unmenschlichen Bedingungen, die Gewalt und die Unterdrückung schärfen, unter denen das Volk der Rohingya leidet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der rechtlichen Anerkennung, der Gerechtigkeit für die Opfer und der weltweiten Sensibilisierung für die Würde und die Rechte der Rohingya-Gemeinschaft.
(PA) (Fides 20/6/2023)


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