ASIEN/HEILIGES LAND - Heiliges Feuer: Kirchen in Jerusalem bezeichnen Einschränkungen der Behörden als “unangemessen”

Donnerstag, 13 April 2023 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   jerusalem   heilige stätten  

Afif Amira/Wafa

Jerusalem (Fides) - Der "Ritus des Heiligen Feuers", der Schlüsselmoment der bevorstehenden Osterfeierlichkeiten, die von der orthodoxen Kirche in Jerusalem in dem kommenden Tagen in der Jerusalemer Grabeskirche gefeiert werden, droht in diesem Jahr durch "unangemessene restriktive Maßnahmen" der israelischen Polizei beeinträchtigt zu werden. Aus diesem Grund bittet das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem die israelischen Behörden in Frage um ihr Eingreifen, damit die orthodoxen Christen die Osterliturgien "frei" feiern können.
Die orthodoxen Kirchen, die dem Julianischen Kalender folgen, feiern Ostern in diesem Jahr am Sonntag, dem 16. April. Normalerweise strömen in der Osternacht Tausende von Christen in die Basilika, die an der Stelle erbaut wurde, an der Jesus Christus der Überlieferung nach begraben wurde und wieder auferstanden ist, um an dem vorösterlichen Ritus des "Heiligen Feuers" teilzunehmen, der für die Gemeinden der orthodoxen Kirchen und der alten Ostkirchen in der ganzen Welt bedeutendes Ereignis ist. Selbst in den Jahren, die von der Pandemie geprägt waren, wurde der Ritus des Heiligen Feuers auch unter Berücksichtigung der Corona-Maßnahmen gefeiert. In diesem Jahr ordnete die israelische Polizei an, dass nur 1.800 orthodoxe und armenische Christen sowie 200 Beamte der Sicherheitskräfte an dem Ritual teilnehmen durften. Diese Einschränkungen wurden in einer Erklärung des griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Jerusalem, der sich auch die Kustodie des Heiligen Landes und das armenischen Patriarchat von Jerusalem anschlossen, als "unangemessen" bezeichnet. "Nach vielen Versuchen, die in gutem Willen unternommen wurden", heißt es in dem Kommuniqué, "sind wir nicht in der Lage, uns mit den israelischen Behörden abzustimmen, die den Zugang zum Heiligen Grab in unangemessener und noch nie dagewesener Weise einschränken, mehr als im letzten Jahr". In dem Kommuniqué wird auch die Absicht bekräftigt, den Ritus gemäß den "Gepflogenheiten des Status quo" (den gewohnten Normen, die das Zusammenleben der verschiedenen Glaubensgemeinschaften in der Heiligen Stadt regeln) zu feiern. Daher sind "alle, die mit uns Gottesdienst feiern wollen, zur Teilnahme eingeladen. Allerdings werden wir die Behörden so handeln lassen, wie sie wollen".
Im Rahmen des Ritus des Heiligen Feuers bahnt sich der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem traditionsgemäß seinen Weg durch die wartende Menge, die sich am Heiligen Grab drängt, und betritt den Bildstock, der im Inneren des Heiligtums die Überreste einer Höhle umschließt, die mindestens seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert als Grab Jesu verehrt wird. Dort betet das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche von Jerusalem allein, in der Hand eine Lampe, die das ganze Jahr über brennt, vor dem Ritus gelöscht wird und dann mit der Flamme der Lampe, die nach der Tradition durch das vom Himmel herabgestiegene "Heilige Feuer" wieder entzündet wird, herauskommt. Die Gläubigen zünden ihre mitgebrachten Kerzen an der Flamme der vom Patriarchen getragenen Lampe an, und Kerzen, die an dieser Lampe entzündet, werden auf dem Luftweg zu den Gemeinden der orthodoxen und orientalischen Kirchen in aller Welt verschickt.
(GV) (Fides 13/4/2023)


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