AFRIKA/SOMALIA - «Externes Eingreifen kann manchmal eine gegenteilige Wirkung haben, wenn man die Situation nicht genau kennt», so der Apostolische Administrator in Mogadischu, Bischof Bertin

Freitag, 14 Juli 2006

Mogadischu (Fidesdienst) - «Die katholische Kirche leistt ihren Dienst seit 100 Jahren unter den Armen in Somalia. Sie hat dies während der Kolonialzeit getan, unter dem Regieme von Siad Barre und unter den chaotischen Bedingungen, die auf dessen Sturz im Januar 2001 folgten. Und sie wird dies auch weiterhin tun, wenn es ihr erlaubt sein wird, nachdem die islamischen Gerichte die Macht übere ienen Großteil des Landes haben», so der Bischof von Dschibuti und apostolische Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
«Ich bin vor kurzem von einer Reise nach Europa und in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, wo ich die Situation in Somalia vorgebracht habe», so Bischof Bertin. «Oft wurde ich gefragt, ob angesichts des Vormarsches der so genannten Isalmischen Gerichte eine Eingreifen notwendig ist. Darauf habe ich geantwortet, dass man meiner Ansicht nach zunächst am besten die Entwicklung beobachten sollte, um zu sehen, was geschieht. Externes Eingreifen kann eine Situation manchmal eher verschlimmern als hilfreich zu sein. Man braucht nur zu bedenken, wass in den vergangenen Monaten geschah, als das zerbrechliche Bündnis der «Kriegsfürsten» unterstütz wurde, was jedoch ein weiterer Anreiz für die islamischen Gerichte war».
«Die somalische Geschichte ist sehr komplex», so der Bischof, «Deshalb ist es schwierig, von außen einzugreifen, ohne Schaden anzurichten. Man muss auch in Betracht zeieh, ob es durch den islamischen Faktor gelingen wird, die historische Spaltung zwischen den somalischen Clans zu überwinden. Die islamischen Gerichte, die in Mogadischu die Macht übernommen haben, gingen aus dem Hawaye-Clan herovr und es ist ihnen bisher trotz mehrer Versuche noch nicht gelungen, sich über diesen Clan hinaus auszudehnen».
Die internationale Presse berichtet unterdessen von einem möglichen Eingreifen äthiopischer Truppen zur Unterstützung der Übergangsregierung, die von der internationalen Gemeinschaft anerkannt wird und ihren Sitz vorübergehend in Baidoa hat. «Äthiopien hat stets befürchtet, dass der extremistische Islam in Somalia sich auch auf die somalische und islamischen Einwanderer im eigenen Land ausdehnen könnte», so Bischof Bertin. «Ein externes Eingreifen könnte jedoch bewirken, dass sich ein Großteil der Bevölkerung auf die Seite der isalmischen Gerichte stellt. Deshalb muss man sehr vorsichtig sein und die Situation richtig einschätzen».
Die provisorische Regierung beschloss unterdessen den Boykott der Friedensgespräche, die am 15. Juli im Sudan beginnen sollten. Damit protestiert sie gegen die mutmaßlichen Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen durch die Milizen der islamischen Gerichte. Der Waffenstillstand wurde am vergangenen 22. Juni bei den ersten Gesprächen zwischen Vertretern der im Sudan islamischen Gerichte und der Übergangsregierung beschlossen.
Auf internationaler Ebene hat der UN-Sicherheitsrat den Widerruf des Waffenembargos für Somalia beschlossen: dies soll die von der Afrikanischen Union erbetene mögliche Stationierung von Friedenseinheiten im Land begünstigen. Ein eventueller Beschluss soll auf der Grundalbe einer detaillierten Untersuchung der UA im Auftrag der Internationalen Entwicklungsbehörde IGAD getroffen werden, in der sich sieben ostafrikanische Länder (Dschibuti, Eritrea, Äthiopien, Kenia, Sudan, Uganda und die somalische Übergangsregierung) zusammenschließen: die Iniziative war prinzipiell bereits im Janauer 2005 gebilligt worden. (LM) (Fidesdienst, 14/07/2006 - 45 Zeilen, 502 Worte)


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