AFRIKA/TSCHAD - Weitere Spannungen im Tschad: Präsidentschaftswahlen im Mai gefährdet

Donnerstag, 20 April 2006

N’Djamena (Fidesdienst) - „Obschon die Situation derzeit relativ ruhig ist, leben die Menschen in der verständlichen Furcht vor neuen Auseinandersetzungen“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschad. Am 13. April, waren bei Auseinandersetzungen zwischen den regulären Streitkräften und den Rebellen der Einheitsfront für den Wandel (FUC) in N’Djamena und Adré rund 70 Zivilisten und mindestens 40 Soldaten gestorben. Nach Angaben des Staatspräsidenten Idriss Deby starben 60 Zivilisten in N’Djamena, während in Adré rund ein Dutzend Menschen getötet und 17 verletzt worden sein sollen.
„Die Bevölkerung sorgt sich vor allem im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen am 3. Mai. Es wird befürchtet, dass die Rebellen eine neue Offensive gegen die Hauptstadt planen und die Macht an sich reißen wollen“, so die Beobachter. „Die Rebellen vertreten die Position, dass dies die einzige Methode sei, wenn man einen Wandel in der Politik herbeiführen wolle und werfen Deby vor, er sei seit 1990nur mit Hilfe von Wahlbetrug und Gewalt an der Macht geblieben“.
Staatspräsident Deby bekräftigt hingegen, dass dem Tschad ein Bürgerkrieg drohe, sollten am 3. Mai keine Wahlen stattfinden, an denen er selbst als Kandidat teilnimmt. „Wenn es am 3. Mai keine Wahlen geben wird … wird es ein konstitutionelles Vakuum geben, und dann ist ein Bürgerkrieg nicht mehr ausgeschlossen“, so Deby in einem Interview. Der tschadische Staatschef schloss in diesem Zusammenhang aus, dass seine Regierung zu einem Kompromiss im Streit mit der Weltbank im Zusammenhang mit den Royalties für das Erdöl bereit sein wird. Der Tschad drohte unterdessen mit der Einstellung der Erdölförderung, sollte die Weltbank die Erträge (royalties) nicht bis Ende des Monats freigeben.
Die Weltbank wirft der Regierung vor, sich nicht an die Verpflichtung zur Investierung der Erträge in soziale Projekte gehalten zu haben. Das internationale Finanzinstitut hatte dem afrikanischen Land Sonderkredite zum Bau einer Erdölpipeline zum Export des Erdöls zur Verfügung gestellt. Dafür verpflichtete sich die Regierung zur Investierung der Erträge in langfristige Entwicklungsprojekte.
Die Erdölförderung wurde im Tschad im Jahr 2003 mit finanzieller Hilfe eines Konsortiums verschiedener Erdölunternehmen und der Weltbank begonnen, die als Gegenleistung forderten, dass 10% der Erträge aus der Förderung - rund 307 Millionen Dollar insgesamt bis Ende 2005 - die auf ein Konto „für die zukünftigen Generationen“ eingezahlt werden sollen. Im Januar dieses Jahres hatte Deby auf der Suche nach finanziellen Mitteln für den Krieg gegen die Rebellen die Überweisungen auf das Konto eingestellt. Die Weltbank wirft Deby nun die Nichteinhaltung des Abkommens vor und regierte mit der Einstellung der Zahlungen der Royalties und der Entwicklungshilfe an den Tschad. (LM) (Fidesdienst, 20/04/2006 - 35 Zeilen, 425 Worte)


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