ASIEN/PHILIPPINEN - Gewalt auf den Philippinen: der Kommentar eines Missionars

Montag, 6 Februar 2006

Manila (Fidesdienst) - Auf der südphilippinischen Insel Jolo kam es erneut zu Spannungen mit tödlichen Folgen. Eine einheimische Familie wurde am 3. Februar in dem Dorf Patikul auf der Insel Jolo von einigen Rebellen ermordet, die das Feuer auf die wehrlosen Dorfbewohner eröffneten. Die Gründe für dieses Massaker sind bisher noch unbekannt, doch nach Aussage einheimischer Beobachter könnte es sich um eine geplantes Vorgehen handeln, das in der Region interreligiöse Spannungen hervorrufen soll. Der Vorfall wurde von der „Moro-Christians People’s Alliance“ umgehend verurteilt. Die Vereinigung, in der sich Christen und Muslime auf Mindanao zusammenschließen, erinnerte an den jüngsten Konflikt zwischen Rebellen und philippinischen Soldaten auf den Südphilippinen, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen und tausende Zivilisten, darunter Christen und Muslime, ihre Heimat verlassen mussten. Die Organisation forderte die Menschen zur Einheit und zur Ablehnung von Gewalt auf.
Pater Eliseo Mercado, der als philippinischer Missionar die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Oblaten von der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) leitet, erklärt in einem Kommentar: „Es ist nicht einfach, diesen Vorfall einzuschätzen. Auf lokaler Ebene, ist man vorwiegen der Ansicht, dass es eine konfessionelle Motivation gibt; im Allgemeinen sollten doch viel komplexere Gründe berücksichtigt werden. Die Einheimischen protestieren gegen die Präsenz amerikanischer Soldaten vor Ort, die mit den philippinischen Streitkräften zusammenarbeiten. Und dabei darf man nicht vergessen, dass die Spannung und der Konflikt, die seit etwa einem Jahr wieder zunehmen, zur Eskalation der Gewalt führen“.
Pater Mercado weist auch darauf hin, dass „die einheimischen Menschen unter dem anhaltenden Konflikt leiden, der es ihnen nicht ermöglicht, ein normales Leben zu führen. Es gibt hier keine Gesetze, sondern nur Willkür und alle Beteiligten verstoßen gegen die grundlegendsten Regeln der Demokratie und die Menschenrechte“.
„Wir müssen diese Krise analysieren, Gründe und Ursprünge bekämpfen, den Weg des Dialogs einschlagen und vernünftige Lösungen finden. Auch die kleine katholische Glaubensgemeinschaft leidet mit der einheimischen Zivilbevölkerung und teilt mit den Menschen Not und Leid. Wie die anderen Staatsbürger, leben Christen hier in einer Atmosphäre der Spannung und der Angst.“
Die Insel Jolo ist vor allem als Hochburg der „Abu Sayyaf“-Gruppe bekannt, die auf der Liste der terroristischen Bewegungen mit muslimischer Prägung steht. In der Region führt die philippinische Armee seit einem Jahr eine militärische Offensive durch, die vor allem für die einheimische Bevölkerung eine schwere Prüfung darstellt.
Auf der anderen Seite hat die Moro Islamic Liberation Front, die größte muslimische Bewegung auf Mindanao, eine neue Verhandlungsrunde bei den Friedensgesprächen angekündigt, die in den kommenden Tagen in Kuala Lampur (Malaysia) stattfinden soll. (PA) (Fidesdienst, 06/02/2006 - 36 Zeilen, 420 Worte)


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