EUROPA/ITALIEN - ARTURO ALBERTI, VORSITEZNDER DES AVSI: JEDER MENSCH AUF DIESER ERDE MÖCHTE GLÜCKLICH SEIN AUCH UNTER SCHWIERIGSTEN LEBENSUMSTÄNDEN – TAUSENDE VON MENSCHEN ENGAGIEREN SICH FÜR DIE ZUKUNFT DER SÜDLICHEN LÄNDER WÄHREND DIE INSTITUTIONEN NOCH IMMER ZU WENIG SENSIBILITÄT ZEIGEN

Dienstag, 16 September 2003

Mailand (Fidesdienst) – „Es gibt keine Armut, die so groß ist, dass sie die Sehnsucht nach Glück erstickt, die alle Menschen in ihrem Herzen tragen. Tausende von Menschen, die sich jeden Abend aus Angst vor den Rebellen im Norden Ugandas (Gulu, Kitgum) in Krankenhäuser flüchten; die Kinder, die in Sierra Leone von Pater Berton betreut werden, nachdem sie den Krieg erfahren haben; die Kinder aus Huambo in Angola; die Waisenkinder in Rumänien; die Favelados in Brasilien: all diese Menschen wünschen sich Glück, so wie wir uns dies für uns und für unsere Lieben wünschen“. Der Vorsitzende des AVSI (Associazione Volontari per il Servizio Internazionale, Verband der Freiwilligen im internationalen Dienst), Dr. Arturo Alberti, kommentiert für den Friedensdienst die Präsenz armer Länder beim jüngsten „Meeting für die Freundschaft zwischen den Völkern“ in Rimini, bei dem die Suche nach dem Glück Gegenstand des Veranstaltungsmottos war. Auf den ersten Blick scheinen davon nur die Industrieländer betroffen, die trotz der Sättigung mit materiellen Gütern unzufrieden und auf der suche nach einem Lebenssinn sind. Der AVSI wollte das Meeting hingegen als Gelegenheit nutzen, um Politikern, Unternehmern und Vertretern der Kultur die Probleme der Entwicklungshilfe nahe zu bringen. Insgesamt fanden vier Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem AVSI statt, in deren Mittelpunkt folgende Themen standen: Aufbau des Friedens im Irak; Erziehung zur Arbeit in Afrika und Lateinamerika, Hungerbekämpfung; Perspektiven der Zusammenarbeit bei der Entwicklungshilfe in Italien.
„Das Glück, das im Mittelpunkt des Themas des Meetings stand, ist eine Sehnsucht, die jeder Mensche auf dieser Erde empfindet, egal wo und unter welch schwierigen Umständen er lebt“, so Dr. Alberti, „Wir möchten auf diese Sehnsucht jedes einzelnen Menschen eingehen, dem wir begegnen, und zwar auch was die konkreten Bedürfnisse des Alltags anbelangt. Wer sagt, dass ein kranker Mensch nur Medikamente und nicht auch Freundschaft, Begegnung und zwischenmenschliche Beziehungen braucht.“ Der AVSI konnte letztes Jahr sein 30jähriges Gründungsjubiläum feiern und verfolgt vor allem das Ziel die menschliche Entwicklung auf der Grundlage der Kirchlichen Soziallehre zu fördern und zu unterstützen. Der Verband ist als Nichtregierungsorganisation für die internationale Zusammenarbeit anerkannt und ist heute in insgesamt 32 Ländern in Afrika, Lateinamerika, Nahost und Osteuropa tätig, wo 70 Projekte von mehrjähriger Dauer durchgeführt werden (Gesundheit, Hygiene, Kinder, Erziehung, Berufsausbildung, Kleinstunternehmen, Landwirtschaft). Außerdem betreut der Verband im Rahmen von Fernadoptionen etwa 20.000 Kinder und Jugendliche.
„Wir bitten die Institutionen darum, Menschen die in Verzweiflung und Armut leben, mutig zu unterstützen“, so der Vorsitzende des Verbandes, „Die Entwicklungszusammenarbeit sollte eine strategische Wahl jedes reichen Landes sein damit ein dauerhafter Frieden entstehen kann. Dies ist leider nicht der Fall: die Politik beteiligt sich nicht in ausreichendem Maß, weder was Entwicklungsprogramme anbelangt, da in diesem Bereich immer noch die Logik von Hilfs- und Nothilfemaßnahmen vorherrscht, noch was die Bereitstellung finanzieller Mittel anbelangt. In der Tat sind wir noch sehr weit entfernt von jenen 0,7% des Bruttoinlandsprodukts, die die europäischen Regierenden für die öffentliche Entwicklungshilfe versprochen haben, und beim Meeting haben wir von dem italienischen Senator Mantica erfahren, dass in Italien zum Ende der Legislaturperiode nicht einmal die von allen erwünschen und von der Regierung versprochenen 0,33% erreicht werden. Der Untersekretär Mantica hat versprochen, er werde Entwürfe für Normen vorlegen, die die Arbeit der Nichtregierungsorganisationen erleichtern sollen, die sich derzeit in einer dramatischen Lage befinden. Auch der Vorsitzende der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten des italienischen Senats, Senator Provera, hat bereits mit der Prüfung von Gesetzesentwürfen zu einer Reform der Entwicklungshilfe begonnen.
„Die Politiker sind vorsichtig, risikoscheu und vorwiegend um Bilanz- und Haushaltsfragen besorgt, während die Bürger mehr Sensibilität zeigen und sich auch aktiv engagieren. Tausende Menschen arbeiten für Nichtregierungsorganisationen und setzten sich aktiv dafür ein, dass die Menschen auf der südlichen Halbkugel weniger dramatische Zukunftsaussichten haben“. (Fidesdienst, 16/9/2003 – 58 Zeilen, 645 Worte)


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