AFRIKA/LIBERIA - Liberia geht in einem Klima der Hoffnung zur Wahl. Gestern ging die von den Bischöfen des Landes ausgerufene Gebetsnovene für den Frieden zu Ende

Montag, 10 Oktober 2005

Monrovia (Fidesdienst) - „Die Menschen blicken erwartungsvoll und mit Hoffnung in die Zukunft und wissen, dass morgen ein Tag sein wird, der für die Geschichte ihres Landes von entscheidender Bedeutung ist“, so Beobachter aus Kreisen der Ortkirche in Monrovia, der liberianischen Hauptstadt, wo morgen die ersten Präsidentschaftswahlen nach dem Bürgerkrieg stattfinden, der 2003 zu Ende ging.
„Die Wahlkampagne wurde am gestrigen 9. Oktober um Mitternacht beendet und heute wartet man in aller Ruhe, bis morgen die Wahllokale geöffnet werden. In Monrovia wurden zum Abschluss der Wahlkampagne Feste gefeiert, bei denen die Menschen sangen, tanzten und fröhlich beisammen waren“, so die Beobachter weiter.
„Die Katholiken haben unterdessen intensiv für den Frieden und die Zukunft des Landes gebetet. Dazu waren sie zu einer Gebetsnovene eingeladen, die in allen Pfarrgemeinden am 1. Oktober begann und am gestrigen Sonntag, den 9. Oktober zu Ende ging. Die Bischöfe forderten die Bürger des Landes unterdessen in einem gemeinsamen Schreiben zur Stimmabgabe auf und betonten, man solle die eigene Stimme dem besten Kandidaten geben, unabhängig von dessen Stammeszugehörigkeit“, so die Beobachter.
„In diesen Tagen erlebt Liberia einen historischen Moment. Die Menschen sind des Krieges müde und möchten endlich einen Neubeginn, der ihnen ein würdiges Leben ermöglicht. Diese weise Einstellung der Bürger hat wahrscheinlich auch verhindert, dass es zu Gewalt während der Wahlkampagne kam. Deshalb kann man wohl auch davon ausgehen, dass viele Menschen morgen ihre Stimme abgeben werden, denn der Wunsch nach Frieden und Stabilität ist im Land wirklich groß“, so die Beobachter abschließend.
Liberia wurde als erste freie afrikanische Republik 1847 gegründet, als es in den anderen Ländern Afrikas überall Kolonialherrschaften gab. Das Land, das einst um seinen Wohlstand beneidet wurde ist heute jedoch nur noch ein Trümmerhaufen. Industrie und Export von Rohstoffen - Gummi, Holz, Diamanten, Mineralien - stagnieren und die Arbeitslosenrate liegt bei fast 80%, wobei vor allem junge Menschen betroffen sind, die in der Zeit des Krieges aufwuchsen und den Frieden nicht kennen. Abgesehen vom Präsidenten wählen die Liberianer auch 64 Abgeordnete und 30 Senatoren. Hunderte von Wahlbeobachtern werden die Wahlen mitverfolgen: darunter Mitarbeiter von Missionen der Europäischen Union, der Afrikanischen Union, der Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Länder, der Vereinigten Staaten und verschiedener Nichtregierungsorganisationen. Für die Sicherheit in den Wahlkreisen sorgen 15.000 Blauhelme und rund eintausend Polizisten der Vereinten Nationen.
Insgesamt gibt es 22 Kandidaten für das Amt des Staatsoberhaupts, darunter der ehemalige Fußballspieler George Weah und die ehemalige Ministerin und Mitarbeiterin der Weltbank, Ellen Johnson-Sirleaf, die auch lange Jahre die Afrikaabteilung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) leitete. (LM) (Fidesdienst, 10/10/2005 - 39 Zeilen, 4361 Worte)


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