AFRIKA/LIBERIA - AUGENZEUGENBERICHT AUS DEM KATHOLISCHEN KRANKENHAUS IN MONROVIA: „TAUSENDE MENSCHEN KÖNNTEN VERHUNGERN ODER VERDURSTEN“

Montag, 28 Juli 2003

Monrovia (Fidesdienst) – „Die Rebellen stoßen in das Zentrum der Stadt vor: Menschen ergreifen die Flucht, während Granatenschüsse unterschiedslos auch auf Zivilsten abgefeuert werden“, berichtet ein Missionsarzt aus dem Krankenhaus des Ordens vom heiligen Johannes von Gott in der liberianischen Hauptstadt Monrovia, wo sich seit Wochen Soldaten des Staatspräsidenten Charles Taylor und Rebellen der LURD (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) heftige Kämpfe liefern.
„Die Situation wird von Stunde zu Stunde schlimmer. Die Menschen wissen nicht mehr wo sie noch Zuflucht suchen sollen, der Tod kann sie jederzeit einholen, wie dies zum Beispiel gestern bei einem Anschlag auf eine protestantische Kirche geschehen ist, bei dem sieben Menschen gestorben sind“, so der Arzt weiter. „Mindesten 40.000 Vertriebene halten sich im Stadion der Stadt auf, andere haben in Kirchen und Krankenhäusern Schutz gesucht“.
In diesem Zusammenhang erklärt der Arzt: „In unserem Krakenhaus behandeln wir derzeit 80 Patienten. Dies ist nicht viel, doch den Verletzten gelingt es angesichts der unsicheren Lage auf den Straßen der Stadt, wo plündernde Banden ihr Unwesen treiben, nicht ins Krankenhaus zu kommen. Insgesamt sind hier sieben Ärzte beschäftigt, doch auch einige Kollegen können wegen der unsicheren Lage nicht ins Krankenhaus kommen“. „Container mit Medikamenten werden im Hafen blockiert“, klagt der Arzt. „Gegenwärtig haben wir noch genügend Medikamente, aber wir wissen nicht, was geschieht, wenn die Zahl der Verletzten zunimmt“. Zur humanitären Situation sagt der Arzt: „Die Lebensmittelversorgung ist gefährdet, weil sich die Vorratslager der Hilfsorganisationen in den von den Rebellen belagerten Stadtteilen befinden. Auch der Wassermangel wird zunehmend zum Problem und dasselbe gilt für die Stromversorgung. Tausende Menschen könnten verhungern oder verdursten“.
„Nur durch ein Eingreifen von außen könnte diese Situation beendet werden: weder die Rebellen noch Taylor sind in der Lage diesem Massaker ein Ende zu bereiten“, so der Arzt abschließend. Afrikanische Friedenseinheiten unter der Leitung Nigerias sollen noch in dieser Woche stationiert werden. Unterdessen werden bereits auch amerikanische Militärschiffe vor den Küsten des Landes stationiert. Washington gab jedoch bekannt man werde amerikanischen Soldaten erst dann den Befehl zum Eingreifen geben, wenn es zum Waffenstillstand kommt und Taylor das Land verlassen hat.
Die dramatische Situation in Liberia erwähnt auch Papst Johannes Paul II. in seiner Ansprache zum Angelusgebet am Sonntag, den 27. Juli, indem er an die gegnerischen Parteien appellierte: „Angesichts des Leids dieses geliebten Volkes müssen wir all jene, die eine Waffe in den Händen halten, bitten, diese niederzulegen und dem Dialog und der konzertierten Aktion der internationalen Staatengemeinschaft Platz zu machen.“ (LM) (Fidesdienst, 28/7/2003 – 38 Zeilen, 418 Worte)


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