ASIEN/SYRIEN - Chaldäischer Bischof von Aleppo: “Leid der Christen wird instrumentalisiert”

Freitag, 8 Mai 2015

Aleppo (Fides) - “Wir befinden uns jeden Tag unter Bombenbeschuss. Viele Christen werden Aleppo verlassen und an der Küste Zuflucht suche, doch sie werden dies erst tun, wenn die Schulen und Universitäten geschlossen sind. Es ist Paradox, aber trotz der katastrophalen Lage, blieben auch dieses Jahr Schulen und Universitäten in Aleppo geöffnet und wer konnte, hat sich den Unterricht und die Prüfungen nicht entgehen lassen. Das zeigt, dass wir immer noch daran glauben, dass Bildung wichtig ist für die Zukunft. Und dies in einer Stadt, in der es keine Zukunft zu geben scheint!“, so der chaldäische Bischof von Aleppo Antoine Audo im Gespräch mit Fides über die Lage in der gemarterten Stadt.
In den vergangenen Stunden berichteten Agenturen, dass die Dschihadisten ihre Stellungen gefestigt und zweitausend Armeesoldaten, die auf dem Militärflughafen stationiert sind, zur Kapitulation aufgefordert haben sollen. “In Wirklichkeit”, so Bischof Audo weiter “benutzen wir seit drei Jahren keinen Flughafen mehr, seit wenn wir Aleppo verlassen wollen, denn sie befinden sich in den umkämpften gebieten. Es entsteht der Eindruck, als ob ein psychologischer Propaganda-Krieg gegen die Regierung geführt werden soll, an dem auch die internationale Gemeinschaft durch gezielte Berichterstattung teilnimmt. Es wird von einer bevorstehenden Offensive gegen Aleppo gesprochen. Aleppo soll am Ende sein. Vielleicht verbirgt sich dahinter ein Plan”.
Auch Berichte zur Situation der Christen werden nach Aussage des chaldäischen Bischofs von Aleppo instrumentalisier : “Vor drei Wochen”, so Bischof Audo, “wurde berichtet, dass Regierungsgegner gezielte Angriffe gegen ein Stadtviertel, in dem sich die christlichen Kathedralen befinden und danach auch gegen das vorwiegend von Christen bewohnte Stadtviertel Sulaimaniya verübt haben sollen. Vielleicht wollte man damit die internationale öffentliche Meinung beeindrucken und militärische Reaktionen rechtfertigen. Es wurde von Anfang an versucht, diesen Krieg als religiösen Konflikt zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Schiiten und Sunniten darzustellen. Gewiss, Christen sind besonders wehrlos, sie sind nicht bewaffnet und haben Angst. Doch bestimmte Slogans und gewisse gezielte Interpretationen dienen nur dazu, die wahren Gründe und Dynamiken des Krieges zu verheimlichen. Viele wollen die Region in kleine Einheiten spalten, wie dies auch im Irak versucht wurde, damit die einen gegen die anderen kämpfen und alles beherrschbar bleibt”. (GV) (Fides 8/5/2015).


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